Gesunde Ernährung
… und vier weitere Ausreden, warum man sich nicht gesund ernähren kann, im Faktencheck durch Drogistin und Ernährungsberaterin Flurina Pitsch.
- Ausrede 1: «Süsses tröstet mich»
Flurina Pitsch: Man sollte sich fragen, warum und wann man Süsses als Kompensation braucht und für was. Es spricht nichts dagegen, sich mit einer Reihe Schokolade etwas Gutes zu tun. Wenn es aber zu einem Muster wird und häufig überbordet – beispielsweise eine Tafel Schokolade am Tag – sollte man dem auf den Grund gehen. Denn nach dem Trost folgt das schlechte Gefühl und ein grosser Frust. Viel eher sollte man sich in einem solchem Moment ablenken, ein gutes Buch lesen, nach draussen gehen. Das gibt einem nicht nur für den Moment etwas, sondern hallt länger nach. Wenn man sich danach ein feines Dessert zubereitet wie Erdbeeren mit Quark und etwas Honig ist das ein Genussmoment, und aus einer anfänglich schwierigen Situation kann plötzlich eine ganz gute werden.
- Ausrede 2: «Gesundes Essen ist teuer»
Flurina Pitsch: Es kommt drauf an. Stellt man «gesund» mit «Bio» gleich, dann ist da etwas dran. Ansonsten würde ich dem entschieden entgegentreten. Auf einem lokalen Markt oder beim Bauern kann man Gemüse, Eier und Früchte häufig preiswert beziehen, ausserdem haben auch die Discounter aufgerüstet mit guter Ware aus der Region. Ein gesundes Essen besteht aus drei Komponenten: einer Stärkebeilage wie Kartoffeln, Reis oder Pasta, was alles nicht teuer ist, einer Eiweissbeilage wie Eiern, Fisch, Käse oder Fleisch sowie einer Gemüsebeilage oder einem Salat. Beim Fleisch muss es nicht immer ein Filetstück sein. Oder gleich vegetarisch, zum Beispiel im Sommer einen frischen Tomaten-Mozzarella-Salat mit einem Stück Brot. Der sättigt und enthält alle drei Komponenten. Im Herbst könnte eine feine Kürbissuppe mit einem Stück Käse, etwas Schinken und einem Stück Brot auf dem Menü stehen. Gesund essen muss nicht teuer sein – im Gegenteil!
- Ausrede 3: «Mir fehlt die Zeit zum Kochen»
Flurina Pitsch: Das hören wir in der heutigen, hektischen Zeit oft. Dabei kann man umdenken und grössere Mengen kochen, die Resten einfrieren und unter der Woche aufwärmen. Das geht ganz gut bei einer Kartoffel- oder Gemüsesuppe, und eine Tomatensauce mit Gemüse ist ebenfalls vielseitig einsetzbar. Auch tiefgekühltes Gemüse ist im Nu zubereitet und enthält genauso viele Vitamine wie frisches aus dem Laden, da es gleich nach der Ernte schockgefroren wird. Einfach etwas Pflanzenöl, Knoblauch und Zwiebeln andünsten und das Gemüse kochen, schon ist eine gesunde Beilage bereit. Auch Schalenkartoffeln mit Käse, Quark und Hüttenkäse sowie Salat ist nicht aufwendig und ein gesundes Essen.
- Ausrede 4: «Nur Wasser trinken ist langweilig und sowieso habe ich keinen Durst»
Flurina Pitsch: Das Trinken ist ein grosses Problem bei vielen Menschen. Dabei ist es eine Frage der Gewohnheit. Wenn jemand pro Tag 2 Liter Süssgetränke trinkt, lohnt es sich, schrittweise davon wegzukommen. Also nur 1,5 Liter Süssgetränke und einen halben Liter Wasser zu Beginn. Dann den Wasseranteil stetig erhöhen. Bis zuletzt die Lust nach den Süssgetränken ausbleibt; der Körper kann sich an solche Umstellungen anpassen und verlangt nach einer gewissen Zeit nicht mehr nach dem Zucker. So ist es auch bei gesüsstem Tee. Einfach den Zucker weglassen und schauen, wie es nach 2 bis 3 Wochen ist. Viel trinken ist wichtig, und ich rate dazu, das Wassertrinken an ein Ritual zu binden. Vor dem Zähneputzen ein Glas Wasser, vor dem Essen eines und so weiter. Irgendwann kommt dann auch ein natürliches Durstgefühl auf, weil der Körper das Wasser dankbar aufnimmt und danach verlangt. Es lohnt sich, dranzubleiben und einer Umstellung Zeit zu geben. Wasser kann man übrigens auch sehr leicht aufpeppen, mit etwas Zitrone, Ingwerscheiben, Minze oder Gurke.
- Ausrede 5: «Früchte und Gemüse mag ich nicht!»
Flurina Pitsch: In gewisser Weise habe ich Verständnis für diese Ausrede (lacht). Als Kind habe ich die gekochten Rüebli meiner Mutter geliebt. Auswärts konnte ich sie nicht essen. Meine Mutter hat immer Dill drangetan, das hat mir geschmeckt. Es gilt also: Probieren Sie Neues aus, Gratins, Aufläufe, Gewürze und Kräuter. Häufig kommt es dann zum Aha-Erlebnis, wie fein und schmackhaft Gemüse sein kann. Fenchel mit etwas Greyerzerkäse überbacken oder Lauch mit etwas Speck und Rahm verfeinern – und sofort schmecken die Vitamine ganz anders. Generell lohnt es sich, nicht immer nur über die Kalorienanzahl nachzudenken. Unsere Lebensmittel enthalten Mineralstoffe wie Kalzium, Magnesium oder Zink und Vitamine, die der Körper absorbieren muss. Wenn wir «nur» Zucker und Fett in Form von Snacks und Süssigkeiten essen, ist der Nährstoffgehalt gering. Essen wir hingegen zu Stärke- und Eiweissbeilagen Gemüse und Früchte, kann der Körper einen beachtlichen Teil der Nährstoffe aus der Nahrung aufnehmen.
Umfrage
Redaktion: Bettina Epper
Wissenschaftliche Kontrolle: Dr. phil. nat. Anita Finger Weber
- Quellen
Drogistenstern
Ernährungsberaterin HF, Drogistin HF Flurina Pitsch