Ernährungsmythen aufgedeckt

Antworten auf die brennendsten Ernährungsfragen von Ernährungsberaterin Beatrice Conrad Frey.

.

Ist brauner Zucker gesünder als weisser?

Brauner und weisser Zucker lassen den Blutzuckerspiegel gleich ansteigen, beide haben etwa gleich viele Kalorien, beide sind verarbeitet. Kurz: Brauner Zucker ist nicht besser als weisser. Dasselbe gilt übrigens auch für andere natürliche Zuckeralternativen wie Honig, Ahornsirup oder Kokosblütenzucker.

Ist Fruchtzucker gesünder als Haushaltszucker?

Fruchtzucker ist keine Alternative zu Haushaltszucker. Untersuchungen zeigen, dass zu viel Fruchtzucker für den Körper nicht gut ist und er Mitschuld an Übergewicht haben kann. Der Fruchtzucker, der mit den zwei empfohlenen Portionen Obst am Tag gegessen wird, ist hingegen kein Problem.

Macht Brot dick?

Nein. Brot macht nicht dick. Viele Kohlenhydrate können im schlimmsten Fall in Fett umgewandelt werden. Kohlenhydrate einsparen sollte man aber nicht bei den stärkehaltigen Sättigungsbeilagen wie Brot, Kartoffeln oder Nudeln. Denn wer nicht satt wird, neigt dazu, zwischendurch zu snacken. Besser Süssigkeiten und gesüsste Lebensmittel wie zum Beispiel Fruchtjoghurt einschränken.

Macht spätabends essen dick?

Allenfalls kann ein voller Magen das Einschlafen stören. Hätte der Zeitpunkt des Abendessens einen Einfluss auf die Gesundheit, wären alle Südländer todkrank und die Menschen im Norden gesund. In Australien etwa wird sehr früh zu Abend gegessen, doch dort sind sehr viele übergewichtig. Ob jemand zunimmt, hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab. Ob die Kalorien am Morgen oder Abend gegessen werden, spielt eine untergeordnete Rolle.

Morgenessen oder nicht?

Wer nicht frühstückt, neigt eher zu Übergewicht. Und Schulkinder, die gefrühstückt haben, können sich besser konzentrieren. Das bestätigen verschiedene Studien. Der Grund ist einfach: Das Gehirn braucht Zucker, um zu funktionieren, und die Konzentrationsfähigkeit hängt von einem stabilen Blutzuckerspiegel ab. Es ist aber nicht so wichtig, wie gross das Morgenessen ausfällt. Hauptsache, nicht mit leerem Magen starten. Am besten etwas Kohlenhydrathaltiges wie Brot oder Flocken, ein Milchprodukt oder ein Ei sowie eine Frucht essen. Und wer partout nicht essen mag, kann ein Glas Milch mit einer Frucht und ein paar Haferflocken mixen und trinken.

Macht Fett fett?

Fett macht nicht fett, Fett macht satt. Und es ist lebensnotwendig. Der Körper braucht es, um bestimmte Hormone zu bilden und gewisse Vitamine aufnehmen zu können. Es gilt aber zu unterscheiden zwischen minderwertigen (erhitzte Fette, stark verarbeitete Fette) und hochwertigen Fetten (z. B. Nuss-, Raps- oder Olivenöl). Studien haben zum Beispiel gezeigt, dass Nüsse trotz hohem Fettgehalt auf das Körpergewicht kaum einen Einfluss haben.

Haben pflanzliche Fette weniger Kalorien als tierische?

Nein. 1 Gramm Fett hat ca. 9 Kalorien, egal, woher es kommt.

Ist Margarine gesünder als Butter?

Der Kaloriengehalt von Margarine und Butter ist identisch. Margarine ist aber ein industriell hergestelltes Produkt mit dem Vorteil, streichfähig zu sein. Butter auf der anderen Seite ist ein Naturprodukt, leicht verdaulich, und die Fettsäuren scheinen aufgrund von Studien unproblematisch zu sein. Es gibt also aus gesundheitlicher Sicht keine Argumente, statt Butter Margarine zu nehmen. Schlechte Transfette enthält Margarine heute allerdings praktisch nicht mehr.

Ist Blattsalat nährstoffreicher als Gemüse?

Blattsalat enthält wie alle Gemüse und Salate wichtige Nährstoffe wie Vitamine und Mineralstoffe. Allerdings müsste man sehr viel Blattsalat essen, um eine bedarfsdeckende Menge an Inhaltsstoffen aufzunehmen. Eine Portion Gemüse entspricht 120 Gramm, das wäre ein halber Kopfsalat.

Entzieht Kaffee dem Körper Wasser?

Nein, Kaffee entwässert nicht, das haben Studien bewiesen.

Mineral- oder Hahnenwasser?

Aus ökologischen und ökonomischen Gründen ist Hahnenwasser vorzuziehen. Aus Gesundheitsgründen kann es vielleicht einmal sinnvoll sein, zum Beispiel speziell kalziumreiches Mineralwasser zu trinken.

Wie viel trinken?

Nur wer mindestens zwei Liter täglich trinkt, bleibt gesund, sagen die einen. Falsch, wer weniger Durst hat, darf gar nicht so viel trinken, sonst schadet er seiner Gesundheit, behaupten andere. Tatsächlich ist der Bedarf an Flüssigkeit sehr individuell. Er hängt von Grösse, Gewicht und körperlicher Aktivität ab sowie davon, wie viel jemand schwitzt. Die empfohlenen 1–2 Liter, über den Tag verteilt, stimmen wohl für die meisten Menschen. Aber wissenschaftliche Beweise dafür gebe es nicht. Grundsätzlich ist es sicher sinnvoll, auf das eigene Durstgefühl zu achten und entsprechend zu trinken – am besten Wasser. Gezuckerte Getränke braucht niemand. Deutlich mehr als 1–2 Liter zu trinken, bringt übrigens keinen grossen Nutzen für die Gesundheit. Ausser, jemand neigt zu Nierensteinen, dann kann regelmässiges Trinken vorbeugen, und auch bei Gicht scheint viel trinken positive Auswirkungen zu haben.

Beatrice Conrad Frey

Beatrice Conrad Frey, 1963 in Interlaken geboren, wurde 1984 als Ernährungsberaterin diplomiert. Nach Tätigkeiten in verschiedenen Spitälern hat sie 1990 ihre Ernährungsberatungspraxis in Langenthal (BE) eröffnet.

Anfang 2018 hat sie zusammen mit dem Herzspezialisten Hugo Saner das Buch «Ist essen gesund? Dichtung und Wahrheit – leicht verdaulich» veröffentlicht. Darin beleuchten sie die häufigsten Ernährungsfragen aus wissenschaftlicher Sicht.

Beatrice Conrad Frey, Hugo Saner, «Ist essen gesund? Dichtung und Wahrheit – leicht verdaulich», ISBN 978-3-033-06511-6

Autorin und Redaktion: Bettina Epper
Wissenschaftliche Kontrolle: Dr. phil. nat. Anita Finger Weber

Quellen
  • Drogistenstern

  • Dipl. Ernährungsberaterin Beatrice Conrad Frey