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Die Heilkraft der Gewürze
Gewürze wie Pfeffer, Koriander oder Chili peppen nicht nur jedes Essen auf, sie helfen auch der Verdauung, erhellen die Stimmung oder vertreiben Übelkeit und Kopfschmerzen.
Schon in der Steinzeit waren Gewürze bekannt, zum Beispiel wilder Kümmel. Seit Jahrhunderten handeln die Menschen mit Gewürzen, sie führten ihretwillen sogar Kriege. Exotische Gewürze waren einst teure Luxusartikel. Heute liegt die ganze Welt der Gewürze im Supermarktregal.
Ebenfalls uralt ist das Wissen um die Heilkraft der Gewürze. Bis ins 19. Jahrhundert waren sie oft die einzige wirksame Arznei, die den Menschen zur Verfügung stand. Und bis heute haben sie von ihrer wohltuenden Wirkung nichts verloren.
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Viele kennen Anis als «Chräbeli» oder als Schnaps. Dass Anis eine der ältesten Gewürz- und Heilpflanzen ist, dürften hingegen viele nicht wissen. Ätherische Öle sind verantwortlich für die Heilkraft und den speziellen Geschmack der Pflanze. Seit mehr als 4000 Jahren setzen Menschen im östlichen Mittelmeerraum Anis gegen Mundgeruch oder Bauchschmerzen ein. In Böhmen sollen Frauen ihren Männern einst anishaltige Getränke gegeben haben, um ihre sexuelle Lust zu wecken. Der eidgenössisch diplomierte Drogist Anton Löffel kann die Heilpflanze auch heute empfehlen: «Anis wirkt vor allem verdauungsanregend, entkrampfend, darmregulierend und wärmt uns von innen.» Zudem ist er leicht schleimlösend. Deshalb setzten ihn Volksheilkundler auch bei Bronchitis und Rachenentzündungen ein.

Dank des italienischen Seefahrers Christoph Kolumbus fand Chili Ende des 15. Jahrhunderts den Weg nach Europa und verbreitete sich im Mittelmeerraum. Manche Chilis sind so scharf, dass schon das Anfassen schmerzhaft sein kann. Nur mit Schutzhandschuhen lassen sich zum Beispiel die «Trinidad Scorpion Butch T» ernten. Auf der Schärfeskala misst diese Chilisorte 1,4 Millionen Einheiten, das sind rund 400-mal mehr als bei Tabascosauce. Verantwortlich für die Schärfe einer Chili ist die Menge an Capsaicin. Damit schützt sich die Pflanze vor Fressfeinden. Vorsicht: Wer eine Chili wie die Trinidad Scorpion Butch T isst, kann kollabieren. Wasser hilft nichts, es verteilt die Schärfe nur im Mund und macht alles noch schlimmer. Besser sind Glace, Joghurt oder Milch. Chili tötet Krankheitserreger ab, regt den Stoffwechsel an und fördert die Verdauung. Drogist Anton Löffel sagt: «Salben mit Chili steigern die Durchblutung und lindern so Gelenkschmerzen.» Chili ist also auch ein erfolgreiches Mittel bei Rheuma.

Curry ist kein Gewürz, sondern eine Mischung aus verschiedenen Gewürze. Europäisches Currypulver besteht häufig aus Pfeffer, Ingwer, Paprika, Koriander, Nelken, Kardamom, Muskatblüte, Cayennepfeffer und Kurkuma. Kurkuma verleiht Currymischungen ihre gelbe Farbe. Unsere hiesigen Currymischungen sind kaum zu vergleichen mit den indischen. Dort stellen die Menschen für die verschiedenen Gerichte ganz individuelle Currypulver her. Manchmal setzen sie sich aus bis zu 36 verschiedenen Gewürzen zusammen. Da die meisten Currymischungen viel Koriander und Kümmel enthalten, sind Currygerichte gut für die Verdauung.

Kümmel ist das Gewürz Nummer eins gegen Blähungen und Völlegefühl. Er bringt den Darm und die Fettverdauung in Gang. Verantwortlich dafür ist das ätherische Öl der Pflanze. Es wirkt krampflösend und hilft verdauen. Schon die alten Ägypter nutzten die Kraft des Echten Kümmels. Sie beschworen ihre Totengeister damit. Echter Kümmel ist nicht zu verwechseln mit Kreuzkümmel, der auch Welscher oder Römischer Kümmel genannt wird. Trotz der ähnlichen Bezeichnung sind die beiden Pflanzen nicht verwandt und unterscheiden sich stark im Geschmack.

Forscher vermuten, dass der Ingwer seinen Ursprung in Indonesien hat. Er soll sich 2000 vor Christus im ostasiatischen Raum verbreitet haben. Alexander der Grossen (356–323 v. Chr.) brachte die Wurzel nach Europa. Vor allem Mönche setzten ihn als Heilpflanze ein. Zum Beispiel gegen Magenbeschwerden und Erkältungen. Für den scharfen Geschmack und die heilend Wirkung der Wurzel sind die ätherischen Öle Zingiberol und Gingerol verantwortlich. Diese wärmen, lösen Schleim und hemmen Entzündungen. Drogist Anton Löffel: «Ingwer hilft daher bei Erkältungskrankheiten und rheumatischen Beschwerden.» Weiter regt die Wurzel den Kreislauf und die Magensäfte an, fördert die Durchblutung, wärmt somit von innen und sorgt für eine bessere Atmung. Ausserdem hilft Ingwer gegen Migräne mit Magenbeschwerden oder Reiseübelkeit. Und: «Wer morgens auf Touren kommen möchte, sollte Ingwertee trinken», sagt Löffel. Übergiessen Sie frischen Ingwer mit heissem Wasser, geben einen Schnitz unbehandelte Zitrone dazu, fertig. Wem Ingwer nicht schmeckt, muss nicht auf dessen wertvollen Eigenschaften verzichten. Es gibt ihn auch als Präparat, zum Beispiel in Kapselform. Achtung: Frauen ab der 36. Schwangerschaftswoche sollten nicht zu viel Ingwer zu sich nehmen, da er vorzeitige Wehen auslösen kann.

Weltweit zählt Kardamom, neben Vanille und Safran, zu den teuersten Gewürzen. Kardamom enthält psychoaktive Substanzen. Er wirkt daher stimmungsaufhellend, motivierend und erfrischend. Das Gewürz klärt die Gedanken, verstärkt die Gedächtnisleistung und kann zu einem besseren Selbstwertgefühl verhelfen. Ausserdem ist Kardamom verdauungsfördernd, krampflösend und blähungstreibend. Er kann gegen übermässige Ausschüttung von Magensäure helfen. Schliesslich hat Kardamom desodorierende Eigenschaften, wie ein arabischer Arzt schon im 8. Jahrhundert vor Christus schrieb: «Kardamom fegt alle üblen Gerüche von Fäulnis aus Magen und Mund». Hohe Dosierungen des Gewürzes gelten im gesamten Orient als Aphrodisiakum.
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Koriander kam mit den Römern nach England und wurde ein unentbehrlicher Bestandteil der Klostergärten. Duft und Wirkung waren schon den alten Babyloniern bekannt und die traditionelle chinesische Medizin schwört seit Jahrhunderten auf die Heilkraft des Korianders bei Verdauungsproblemen, Magenschmerzen, Blutungen, sowie Hämorrhoiden, Zahnschmerzen und sogar bei Masern und Ruhr. Drogist Anton Löffel sagt: «Koriandersamen helfen bei Verdauungsproblemen, desinfizieren den Speisebrei, lösen Magenkrämpfe und entspannen die Magennerven. Allerdings nicht so effizient wie Kümmel.» Ausserdem stabilisiert Koriander die Psyche, stärkt die Nerven und hilft, Ängste wie Lampenfieber abzubauen. Bei Prüfungsstress also am besten Korianderkörner kauen. Oder brauen Sie einen Tee: Giessen Sie kochendes Wasser über zerstampfte Koriandersamen und lassen Sie den Tee ein Weilchen ziehen. Dieser Tee hilft gegen Blähungen und Völlegefühl. Korianderöl regt auf sanfte Weise an und hilft bei Müdigkeit, Antriebsschwäche, stimuliert unsere schöpferischen Kräfte und verbessert das Gedächtnis. Vorsicht: Korianderblätter können bei Personen mit einer Petersilien- oder Sellerieallergie allergische Reaktionen auslösen. Die Samen sind dagegen problemlos.
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Kurkuma färbt Textilien und Lebensmittel wie Teigwaren, Confitüre und Senfprodukte gelb und ist einer der Hauptbestandteile von Currypulvern. Es stammt wahrscheinlich aus Südasien, Südostasien und Indien. Experten vermuten, dass der venezianische Seefahrer Marco Polo die Kurkumawurzel im 14. Jahrhundert nach Europa brachte. In der ayurvedischen Medizin gilt Kurkuma schon seit tausenden von Jahren als heilig. Der Wirkstoff Curcumin, dem die Pflanze seine umgangssprachliche Bezeichnung Gelbwurz, gelber Ingwer oder Safranwurzel verdankt, hilft gegen viele Verdauungsbeschwerden. Drogist Anton Löffel sagt: «Ausserdem unterstützt Kurkuma die Milz, die Galle und die Bauchspeicheldrüse.» Gegen Verdauungsschwäche gibt es in der Drogerie zum Beispiel Kapseln mit Kurkuma.
(Foto: © pixabay.com)
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Wie die Nelke zählt die Muskatnuss zu den Energiegewürzen der Benediktinerin Hildegard von Bingen. Sie schwärmte von der stimmungsaufhellenden, antidepressiven und anregenden Kraft dieser Gewürzpflanze. Durchfallhemmend, entzündungshemmend und schmerzlindernd ist sie, und sie senkt die Blutfettwerte, wirkt blutverdünnend und fördert die Entgiftungskapazität der Leber. Vorsicht: die erwiesene medizinische Wirkung der Muskatnuss kann nicht optimal genutzt werden, da bei den nötigen Dosierungen schädliche Nebenwirkungen auftreten können. Drogist Anton Löffel sagt: «Überdosiert, also ab einer halben Muskatnuss und mehr, sind neben Bewusstseinstrübungen auch Vergiftungserscheinungen wie Schwindel und Übelkeit und starke bis unaushaltbare Bauchkrämpfe möglich.» Drei bis fünf Muskatnüsse sind sogar tödlich. In Mengen, wie wir unser Essen damit würzen, ist Muskatnuss aber unbedenklich und «sogar entkrampfend», sagt Löffel.
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Die kleinen Nelken oder Nägeli wachsen am tropischen Gewürznelkenbaum Syzygium aromaticum. Einst wuchs die Pflanze ausschliesslich auf den Molukken, einer indonesische Inselgruppe. Im 16. Jahrhundert herrschten dort die Portugiesen als Kolonialmacht. Später eroberten die Holländer das Gewürzmonopol. Nach 1770 gelang es dem Franzosen Pierre Poivre, ein paar Nelken zu stehlen und sie auf Mauritius anzupflanzen. Bald wuchsen die Nägeli überall in den Tropen. Das ätherische Öl mit dem Hauptanteil Eugenol verleiht dem Gewürz seinen besonderen Geschmack und seine Heilkraft. Schon im 16. Jahrhundert nutzten die Menschen Eugenol als Arznei, zum Beispiel gegen Zahnschmerzen. Heute profitieren auch Parfüm-, Lebensmittel- und Kosmetikhersteller von den ätherischen Ölen der Nägeli. Aus fünf Kilogramm Gewürznelken kann rund ein Kilogramm ätherisches Öl gewonnen werden. Drogist Anton Löffel empfiehlt das Gewürz unter anderem gegen Magenkrämpfe, Kopfweh und Rheuma, da es Schmerzen stillt. In der Drogerie gibt es Nägeli-Tinkturen oder -Tropfen. Wichtig: Achten Sie bei Nägeli-Extrakten auf die richtige Dosierung. «Zu viel des Guten kann betäubend wirken. Frauen während der Schwangerschaft sollten auf Nägeli verzichten. Sie können Wehen auslösen».
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Schwarzer Pfeffer, heute selbstverständlich in jeder Küche, war einst so kostbar, dass die Menschen ihn «Schwarzes Gold» nannten. Im Mittelalter eine Handvoll davon zu stehlen, brachte so viel ein wie heute ein gelungener Bankraub. Wenn die Münzen zu knapp waren, bezahlten die Menschen mit Pfeffer. Ursprünglich stammt Pfeffer aus Südindien. Weisser und schwarzer Pfeffer kommen als grüne Früchte von derselben Ranke. Schwarzer Pfeffer trocknet an der Sonne und wird schwarz. Weisser Pfeffer kommt zuvor ins Wasser, damit sich die grüne Schale ablöst. Der Pfeffersamen besteht hauptsächlich aus verschiedenen ätherischen Ölen und dem Scharfstoff Piperin. Die bedeutsamsten Wirkstoffe für den Menschen sind unter anderem Linalool, Limonen und Myrcen. Sie fördern die Verdauung und töten Keime ab.
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Vanille zählt zu den beliebtesten Aromen der Welt. Ihr Mark enthält 90'000 Samen mit dem unvergleichlich süsslichen Geschmack. Das Gewürz ist die Frucht der Orchidee Vanilla planifolia. Dass Vanille den Weg nach Europa fand, verdanken wir spanischen Soldaten, die sie 1590 bei ihren Feldzügen auf Mexiko entdeckten. Von Spanien aus eroberte Vanille die europäischen Fürstenhäuser. Heisse Schokolade mit Vanille verzauberte die Menschen. Heute ist Vanille nicht nur wegen ihres Aromas beliebt. Sie soll im Gehirn Serotonin freisetzen. Drogist Anton Löffel sagt: «Das sorgt für Glücksgefühle und wirkt entspannend.» Vanille kann aber angeblich noch viel mehr, nämlich die sexuelle Lust wecken.
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Zimt ist die Rinde junger Zimtpflanzenzweige. In der Heilkunde zählt er zu den durchblutungsfördernden, wärmenden und krampflösenden Gewürzen. Wer häufig kalte Füsse hat, findet in der Drogerie zum Beispiel Zimtsohlen. Drogist Löffel sagt: «Das Zimtöl in der Sohle wärmt die Füsse.» Zimt ist aber auch ideal für Personen, die etwas Schlechtes gegessen haben. «Er wirkt desinfizierend.» Zudem soll Zimt wie Ingwer die Bauchspeicheldrüse anregen. «Weil diese dank Zimt besser arbeitet, können sich die Blutzuckerwerte verbessern». Doch damit nicht genug. Pflanzentinkturen mit Zimtöl helfen bei Erkältungen, Husten und Schnupfen. In asiatischen Kulturen setzen Heilkundler Zimt zudem gerne zur Unterstützung der Psyche ein. «Zimtduft in der Aromatherapie verbessert die Stimmung, indem er erdet», sagt Anton Löffel. Wenn Sie also das Gefühl haben, den Boden unter den Füssen zu verlieren, trinken Sie am besten einen Zimttee.
Umfrage
Autorinnen: Vanessa Naef / Bettina Epper
Redaktion: Bettina Epper
- Quellen
«Drogistenstern»
Miranda Seymour, «Eine kleine Geschichte der Kräuter und Gewürze», Scherz Verlag, 2005
Susanne Fischer-Rizzi, «Himmlische Düfte. Anwendung wohlriechender Pflanzenessenzen und ihre Wirkung auf Körper und Seele», AT-Verlag, 2002
Ursel Bühring, «Alles über Heilpflanzen», Ulmer Verlag, 2007
Peter Oppliger, «Naturheilkunde. Geheimnisse der natürlichen Heilkräfte, ihre Wirkungsweisen und Anwendungen», AT-Verlag 2002
Stephanie Wenzel, Wolfgang Funke, «Das Kräuterjahr. Gesund und schön mit der Kraft der Natur», Wilhelm Heyne Verlag, 2005
Dr. Manuela Mahn, Dr. Alexander Schenk, «Naturgesund mit Gewürzen. Heilwissen, Tipps und Rezepte», vgs, 2004
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