Qualifizierte Therapeuten finden

In der Schweiz arbeiten rund 25 000 alternativ- und komplementärmedizinische Therapeutinnen und Therapeuten. Fachkompetenz erkennen Sie an verschiedenen Merkmalen.

Homöopathie, Phytotherapie, traditionelle chinesische Medizin (TCM), Neuraltherapie und Anthroposophie – das sind die fünf von Krankenkassen anerkannten und zum Leistungskatalog der obligatorischen Grundversicherung gehörenden ärztlichen Alternativtherapieformen. Daneben existieren über 150 verschiedene nichtärztliche Behandlungsmethoden, ausgeführt von rund 25 000 Fachpersonen. Diese können über eine freiwillige Zusatzversicherung abgerechnet werden. Doch für viele Patientinnen und Patienten ist die Naturheilkunde ein einziger Irrgarten. Sich darüber selber schlauzumachen, eine passende Therapie und einen qualifizierten Therapeuten zu finden, ist oftmals schwierig.

Anerkannte Abschlüsse

Seit je helfen zum Beispiel Gütesiegel, Register und die Mitgliedschaft in einem Berufsverband, die Qualifikationen eines nichtärztlichen Therapeuten richtig einzuschätzen. Durch die Annahme des Verfassungsartikels zur Berücksichtigung der Komplementärmedizin 2009 wurden ausserdem staatlich anerkannte Abschlüsse in Kunsttherapie, medizinischer Massage und Osteopathie geschaffen. Seit 2015 ist es zudem möglich, über eine höhere Fachprüfung die Titel Naturheilpraktiker/in oder Komplementärtherapeut/in mit eidgenössischem Diplom zu erwerben.

Professioneller und sicherer

Für Rudolf Happle, Geschäftsführer der Organisation der Arbeitswelt Alternativmedizin (OdA AM) sind solche Abschlüsse ein wichtiger Schritt hin zu mehr Patientensicherheit und eine Anerkennung des Berufs: «Die Diplome sorgen für Professionalisierung, garantieren ein einheitliches Niveau und eine hohe Behandlungsqualität.» Für Patienten sei ein solches Diplom eine Qualitätsauszeichnung. Es zeige, dass der Heilpraktiker sein Handwerk verstehe sowie die Möglichkeiten und Grenzen seiner Behandlungen kenne und respektiere.

Die neuen Abschlüsse sollen zudem dafür sorgen, dass diese Berufe bei den Zusatzversicherungen der Krankenkassen und den Gesundheitsdepartementen der Kantone anerkannt werden. «Ich glaube, dass der Patient eines Tages erwarten wird, dass sein Naturheilpraktiker die höhere Fachprüfung abgelegt hat. Und auch die schweizweite Einführung einer Berufsausbildungsbewilligung käme der Patientensicherheit zugute», sagt Happle. Gemäss Bundesrat sollen die eidgenössischen Diplome in Zukunft die Voraussetzung für die kantonalen Berufsausübungsbewilligungen für Naturheilpraktiker bilden, eine gesetzliche Verpflichtung dafür besteht jedoch nicht. Die Bedingungen für die Berufsausübung sind in den Kantonen unterschiedlich geregelt.

Therapeuten ohne staatlichen Abschluss

Noch verfügt die Mehrheit der nichtärztlichen alternativen Therapeuten in der Schweiz über keinen staatlich anerkannten Abschluss. «Trotzdem gibt es viele, die eine gute Ausbildung haben und bereits seit einigen Jahren auf ihrem Beruf arbeiten», sagt Happle. Es sei deshalb falsch, davon auszugehen, dass nur wer ein Diplom habe, auch seriös arbeite. Praktizierende, die beispielsweise bei einer Krankenkasse, einem Berufsverband oder einem Register anerkannt seien, würden regelmässig in Form von Praxisinspektionen, Weiterbildungs- und Versicherungsnachweisen überprüft. «Gute Therapeuten sind in der Regel auch mindestens 50 Prozent in ihrem Beruf tätig und machen nicht einfach am Wochenende oder Abend zum Beispiel ein bisschen Homöopathie.» Ein Tipp an alle Patienten: «Wer sich behandeln lässt, sollte sich immer gut aufgehoben und betreut fühlen.» Ansonsten sollte man sich überlegen, den Therapeuten zu wechseln.

Staatlich anerkannte Methoden

Nicht nur den passenden Therapeuten zu finden, ist häufig schwierig. Auch wenn es um die geeignete Behandlungsmethode geht, haben Patienten die Qual der Wahl. Lesen Sie, welche eidgenössisch anerkannt sind:

Alternativmedizin

Naturheilpraktikerinnen und -praktiker mit eidgenössischem Diplom sind in einer der vier Fachrichtungen spezialisiert:

Sie erkennen akute oder chronische Krankheiten, nehmen medizinische Einschätzungen vor und erstellen alternativmedizinische Konzepte zur Heilung oder Linderung von Krankheiten. Sie arbeiten mehrheitlich selbstständig in eigener Praxis oder in Gemeinschaftspraxen. Sie verstehen sich auch als Erstanlaufstelle und setzen wenn nötig komplementärmedizinische Arzneimittel ein. Heute arbeiten rund 3000 Naturheilpraktikerinnen und -praktiker in der Schweiz. Pro Jahr erhalten rund 180 Praktizierende ihr Diplom. Trägerin und somit zuständig und verantwortlich für die höhere Fachprüfung ist die Organisation der Arbeitswelt Alternativmedizin (OdA AM).

Komplementärtherapie

Zurzeit gibt es in der Schweiz etwa 12 000 Komplementärtherapeutinnen und -therapeuten. Sie können sich auf Alters- und Berufsgruppen oder Beschwerden spezialisieren. Sie arbeiten mit Energiemethoden oder bieten Berührungs-, Bewegungs- oder Atemtherapien an. Im Gegensatz zur Alternativmedizin setzen sie keine Heilmittel oder technischen Apparate ein, verletzen die Haut nicht und erstellen auch keine Diagnosen. Eine Komplementärtherapie kann man parallel zu einer laufenden schulmedizinischen Behandlung, als alleinige Behandlungsform oder als Folgebehandlung in Anspruch nehmen.

Komplementärtherapeuten arbeiten mehrheitlich selbstständig in eigener Praxis oder sind angestellt in Institutionen des Gesundheits-, Erziehungs- und Sozialwesens. Trägerin der höheren Fachprüfung ist die Organisation der Arbeitswelt Komplementärtherapie (OdA KT). Diese kann in folgenden Methoden absolviert werden:

Kunsttherapie

Seit 2011 können Kunsttherapeutinnen und -therapeuten das eidgenössisch anerkannte Diplom erwerben. Der Beruf umfasst fünf Fachrichtungen:

  • Bewegungs- und Tanztherapie

  • Drama- und Sprachtherapie

  • Gestaltungs- und Maltherapie

  • Intermediale Therapie

  • Musiktherapie

Kunsttherapeuten arbeiten nach individuellen Bedürfnissen oder Diagnosen. Sie fördern unter anderem die Selbstregulation, sensibilisieren die Sinneswahrnehmung, die Kreativität und stärken die Autonomie. Oft sind sie in Praxen oder Einrichtungen des Gesundheitswesens sowie in sozialen, pädagogischen und kulturellen Institutionen tätig. Trägerin der Prüfungsordnung ist die OdA Artecura.

Medizinische Massage

Medizinische Masseurinnen und Masseure können zum Beispiel Fehlhaltungen, Verspannungen oder Rückenschmerzen reduzieren und vorbeugen. Die Fachpersonen arbeiten oft als Angestellte in Spitälern, Praxen, Rehabilitationskliniken, Betagtenzentren und Heimen oder auch als Selbstständige. Primäre Behandlungsmethoden sind:

Mehr Informationen erhalten Sie auf der Website der Organisation der Arbeitswelt Medizinischer Masseure (OdA MM).

Osteopathie

Die Osteopathie wird in der Schweiz mehrheitlich freiberuflich ausgeübt. Osteopathinnen und Osteopathen behandeln die unterschiedlichsten Gebiete. Zum Beispiel lindern sie chronische Rückenschmerzen, Verspannungen, Kopfschmerzen, aber auch Verdauungsprobleme, und sie arbeiten fast ausschliesslich mit den Händen. Mehr Informationen erhalten Sie auf der Website des Schweizerischen Verbands der Osteopathen (SVO/FSO).

Autorin und Redaktion: Vanessa Naef
Quellen
  • Rudolf Happle, Geschäftsführer der OdA AM

  • Broschüre «Nicht-ärztliche Berufe der Komplementär- und Alternativmedizin» des Schweizerischen Dienstleistungszentrums Berufsbildung I Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung SDBB

  • oda-kt.ch

  • kskv-casat.ch

  • oda-am.ch

  • oda-mm.ch

  • emr.ch