So ernähren Sie Ihr Baby

Ewig können Mütter ihr Baby nicht stillen. Doch wann kommt der richtige Moment für Beikost? Und wie ernähren Veganer oder Vegetarier ihre Kleinen?

Für ein gesundes, termingeborenes Baby ist Muttermilch während der ersten 6 Monate «die perfekte Nahrung», sagt Silvia Honigmann, Ernährungs- und Stillberaterin sowie Dozentin an der Berner Fachhochschule. So lautet auch die Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation. Nach rund einem halben Lebensjahr zeigen einige Säuglinge deutlich, dass sie mehr wollen. «Sie werden nicht mehr satt, auch wenn die Mutter häufiger stillt», sagt Honigmann. Zudem erkennen Eltern auch an der Körpersprache des Kindes, dass es etwas anderes kosten möchte.

Babys mögen Kürbis und Rüebli

Die ersten Essversuche mit der sogenannten Beikost dienen lediglich dazu, das Baby mit fester Nahrung vertraut zu machen. Silvia Honigmann sagt, es müsse davon noch nicht satt werden. Als Nahrungsmittel eignen sich solche, die den Essgewohnheiten der Familie entsprechen – in pürierter Form. Kürbis oder Rüebli schmecken leicht süsslich, das mögen die meisten Babys. Sind die ersten Schritte geschafft, können Eltern ihrem Säugling eine vollwertige Mahlzeit anbieten. Zum Beispiel aus Gemüse mit Rapsöl, Kartoffeln und Fleisch. Als Alternative zu Fleisch geht auch Fisch ohne Gräten, ein gekochtes Eigelb oder Tofu. Zum Verdünnen des Breis eignen sich Muttermilch, Wasser oder Gemüsesud. Den grössten Nährwert bewahren die Lebensmittel, wenn sie schonend gedünstet oder im Dampf gegart sind. Honigmann weist darauf hin, dass manche Kinder Breie «nicht akzeptieren». Diesen könnten Eltern weich gekochte Nahrungsmittel in Form von «Fingerfood» anbieten.

Beikost selber zubereiten oder fertig kaufen?

Ob Eltern Babybrei selber kochen oder ob sie die Beikost als Fertignahrung kaufen, ist entweder Geschmackssache oder eine Frage der Zeit. Für Expertin Silvia Honigmann haben beide Möglichkeiten Vor- und Nachteile. Mit der selbst gemachten Beikost gewöhne sich das Kind «Löffel für Löffel» an den Geschmack der Familienernährung. Die Eltern könnten die Zutaten sorgfältig wählen und die Konsistenz langsam verändern. Der Übergang zum Familientisch geschehe fliessend. Die Fertigprodukte hingegen verkürzen die Vorbereitungszeit und entlasten die Eltern.

Babys und Kleinkinder vegan ernähren…

Bei einer ausschliesslich pflanzlichen, also veganen Ernährung ist die Gefahr gross, dass das Kind zu wenig Nährstoffe bekommt. Ein Mangel an Energie, Eiweiss, Fettsäuren, Mineralstoffen wie Eisen, Kalzium, Jod, Zink, Vitamin B2 und B12 sowie Vitamin D kann schwere Folgen haben, die der Entwicklung und der Gesundheit des Kindes schaden: Störungen der Blutbildung, verzögertes Wachstum und geistige Behinderung, um nur einige zu nennen. Fachleute lehnen daher eine rein vegane Ernährung für Säuglinge und Kinder klar als ungeeignet ab.

…oder vegetarisch?

Kinder grenzen sich auf dem Weg zum Erwachsenwerden häufig von ihren Eltern ab. Bei einigen äussert sich dies im Essverhalten. Sie verzichten auf Fleisch und Fisch, sobald sie realisieren, dass dafür Tiere sterben müssen und werden – zumindest teilweise – zu Vegetariern. Manchmal entscheiden aber auch die Eltern für ihre Kinder. Dies aus weltanschaulichen, religiösen, ökologischen oder anderen Gründen. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) stellt sich auf den Standpunkt, dass «eine abwechslungsreiche und ausgewogene Kost ohne Fleisch und Fisch, aber mit Eiern und Milchprodukten, als Dauerkost geeignet ist».

Gefahr Eisenmangel

Dennoch: Völlig bedenkenlos ist die vegetarische Ernährung nicht. «Durch den Verzicht auf Fleisch- und Fischprodukte entfällt ein wesentlicher Lieferant von Eisen», argumentieren Fachleute der DGE. Wenn Kinder zudem wenig abwechslungsreich und einseitig essen, könne daraus eine Unterversorgung mit Eisen resultieren. Dies sollte laut den Experten insbesondere im Säuglings- und Kleinkindalter vermieden werden. Grund: Es kann zu Blutarmut führen sowie das Verhalten der Kinder beeinträchtigen und die psychomotorische Entwicklung stören. Um Eisenmangel im Säuglings- und Kleinkindalter zu vermeiden, sollten ausschliesslich gestillte Säuglinge spätestens nach dem 6. Monat eisenangereicherte Beikost erhalten. Fachleute empfehlen daher, darauf zu achten, dass Kinder besonders eisenreiche pflanzliche Lebensmittel essen. Dazu gehören Getreideprodukte aus Vollkorn, Hülsenfrüchte, Hirse, Roggen und Gemüsesorten wie Spinat, Erbsen, Fenchel, Mangold oder Schwarzwurzel. Ein weiterer Tipp der Experten: Der Körper kann das pflanzliche Eisen besser aufnehmen, wenn Kinder gleichzeitig immer ein Lebensmittel mit viel Vitamin C essen. Das sind zum Beispiel Zitrusfrüchte. Aber auch Kohlgemüse wie Broccoli, Rosenkohl und Grünkohl enthalten viel Vitamin C.

Wie sinnvoll ist «Functional Food» für Babys?

Seit einiger Zeit werden Säuglingsnahrungen mit Prä- und Probiotika angereichert. Präbiotika sind unverdauliche Nahrungsbestandteile. Sie sollen bestimmte Bakterien im Dickdarm fördern und der Gesundheit gut tun. Probiotika sind Mikroorganismen , die ebenfalls gesundheitsfördernd sein sollen. Ein Beispiel sind Bifidusbakterien im Joghurt. Sowohl Prä- als auch Probiotika sind in Muttermilch natürlich enthalten. Wissenschaftler konnten eine eindeutige Wirkung in industriell hergestellter Säuglingsnahrung bei gesunden Babys bisher nicht nachweisen. Experten warnen sogar vor solcher Nahrung: Weil auch die Sicherheit nicht zweifelsfrei garantiert ist, sollen Babys mit gesundheitlichen Problemen nicht mit solcherart angereicherter Säuglingsmilch ernährt werden. Insbesondere dann nicht, wenn die Mutter nicht stillen kann oder sie zu wenig Milch hat.

Autorin und Redaktion: Brigitte Jeckelmann
Quelle
  • Fachzeitschrift «Paediatrica» Nr. 3, 2009, Deutsche Gesellschaft für Ernährung, Bundesamt für Risikobewertung