Testosteronmangel

Mehr Testosteron bitte!

Viele Männer, bei denen der Testosteronspiegel im Alter abnimmt, leiden körperlich und psychisch. Eine Drogistin gibt Tipps und spricht über Arzneimittel.

Testosteron macht Männer zu richtigen Männern. Doch mit zunehmendem Alter sinkt die Produktion dieses wichtigsten Sexualhormons, was manch einen in eine Krise stürzt und auch als die männlichen Wechseljahre bezeichnet wird. Ein ganz normaler, natürlicher Prozess (siehe Kasten). Drogistin HF Deborah Grogg: «Allerdings gibt es die Wechseljahre beim Mann, so wie sie bei der Frau vorkommen, nicht. Bei Frauen geht das Sexualhormon Östrogen plötzlich rasant zurück. Bei Männern reduziert sich Testosteron hingegen nur sehr langsam.»

Wenn die Lebensqualität abnimmt

Testosteron ist bei Männern verantwortlich für die Ausbildung der Geschlechtsorgane, es baut Muskelmasse auf, fördert das Knochenwachstum, die Knochendichte und Körperbehaarung. Es kurbelt zudem die Blutbildung an und beeinflusst die sexuelle Lust. Beim Mann wird Testosteron hauptsächlich in den Hoden produziert und minimal in der Nebenniere.

Sinkt der Testosteronspiegel, können Männer Beschwerden bekommen. «Typisch sind dann sinkende Leistungs-, Konzentrations- und Erektionsfähigkeit, Schlaflosigkeit und depressive Verstimmung. Oft nimmt auch die Lust auf Sex sowie die Körperbehaarung an Armen, Beinen und im Gesicht ab, dafür setzt das Fett am Bauch an», sagt Grogg. Ein Mangel an Testosteron begünstigt auch Muskelabbau, erhöht das Sturzrisiko und die Gefahr für Knochenbrüche.

Wann zum Arzt?

«Weil die Testosteronproduktion langsam und stetig abnimmt, ordnen Männer die Symptome oft anderen Lebensumständen oder Krankheiten zu. Oder sie übersehen sie einfach», sagt Grogg. Fachleute gehen davon aus, dass etwa 20 Prozent der 60-Jährigen einen zu tiefen Testosteronspiegel haben. «Männer zwischen 40 und 65 Jahren, die Symptome haben, die auf einen zu tiefen Testosteronwert hindeuten könnten, sollten zum Arzt. Klären Sie Ihren Gesundheitszustand lieber einmal zu viel ab als einmal zu wenig», empfiehlt die Drogistin.

Testosteronwerte

Die Testosteronwerte eines gesunden erwachsenen Mannes schwanken. Sie hängen von Faktoren wie der Tageszeit und dem Lebensstil wie Ernährung, Stress, Schlafdauer und der körperlichen Aktivität sowie dem Alter ab. Der Normbereich liegt zwischen 12 und 30 Nanomol pro Liter Blut.

«Übergewichtige Männer oder solche, die exzessiv Sport treiben, haben oft eher einen niedrigen Testosteronspiegel», sagt Grogg. In beiden Fällen werden Stoffwechselprozesse negativ beeinflusst, was sich auf die Testosteronproduktion auswirkt. Das gleiche gilt für Männer mit Diabetes und hohen Cholesterinwerten. «Hier kommt es häufig zu einem Teufelskreis. Zum einen senken solche Stoffwechselkrankheiten die Testosteronproduktion. Zum anderen fördert ein niedriger Testosteronspiegel die Entstehung solcher Krankheiten.»

Therapie mit Tabletten, Spritzen und Co.

«Zu tief ist die Testosteronkonzentration bei unter 8 Nanomol pro Liter Blut», sagt Grogg. Dann sowie bei bestimmten Beschwerden und wenn andere Krankheiten ausgeschlossen sind, kann es zu einer Behandlung mit künstlichem Testosteron in Form von Tabletten, Gel, Pflaster oder Injektionen kommen. Allerdings sind sich die Ärzte nicht immer einig, ab wann eine Therapie sinnvoll ist.

Gemäss dem Universitätsspital Zürich verbessert eine Behandlung mit künstlichem Testosteron oft das körperliche und psychische Wohlbefinden sowie die Libido. Risikolos sind die Medikamente aber nicht: Sie können das Blut, einfach ausgedrückt, verdicken und somit das Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko erhöhen. Wägen Sie gemeinsam mit Ihrem Arzt den Nutzen und die Risiken einer solchen Therapie ab. Grogg warnt: «Wer keine ärztliche Verordnung hat, sollte unbedingt die Finger von künstlichem Testosteron lassen.»

Testosteronproduktion ankurbeln

Ergänzend zu einer ärztlichen Therapie können Männer ihre Testosteronproduktion mit Mitteln aus der Drogerie ankurbeln. Auch ein gesunder Lebenstil beeinflusst die Testosteronproduktion positiv.

Tipps von Drogistin Grogg

Nahrungsergänzungsmittel und Ernährung

«Männer mit tiefem Testosteronspiegel empfehle ich Nahrungsergänzungsmittel mit Zink, Vitamin A, L-Ornithin und L-Arginin. Vor allem Zink ist ein Mineralstoff, der an der Testosteronproduktion beteiligt ist», sagt Drogistin Grogg. Im Essen steckt er beispielsweise in Austern, Käse und Erdnüssen. Die Expertin rät ausserdem zu einer mediterranen Ernährung mit

«Nährstoffe wie Fettsäuren, Eiweiss, Vitamine und Mineralstoffe braucht der Körper, um überhaupt Hormone bilden und den Stoffwechsel aktiv halten zu können. Und ein gut funktionierender Stoffwechsel unterstützt die Testosteronproduktion.»

Achtung: Essen Sie nicht zu viel. Übergewicht kann zu einem zu tiefen Testosteronspiegel führen. Grogg warnt auch vor zu viel Alkohol. Vor allem vor zu viel Bier. «Hopfen in Bier enthält pflanzliches Östrogen. Das kann den Östrogenspiegel beim Mann erhöhen und so die Testosteronproduktion negativ beeinflussen», sagt Grogg.

Spagyrik

Bei tiefem Testosteronspiegel helfen spagyrische Essenzen. Drogistin Grogg: «Sie aktivieren die Hormonproduktion, regen den Energiefluss und den Stoffwechsel an, verbessern die Erektionsfähigkeit und sind gut für die Nerven. Meine Mischung enthält unter anderem Meisterwurz, Damiana, Yohimbe und Zinkchlorid.»

Vitamin D

Vitamin D bildet der Körper durch Sonnenlicht in der Haut. Es optimiert Stoffwechselvorgänge und ist wichtig für die Testosteronproduktion. Wer zu wenig Vitamin D hat, erhält in der Drogerie Präparate. Lassen Sie sich beraten.

Bewegen Sie sich!

Bewegung hilft beim Abnehmen und baut Muskeln auf. Das lässt den Testosteronspiegel steigen. Drogistin Grogg empfiehlt neben Krafttraining, mehrmals pro Woche 20 bis 30 Minuten Ausdauersport wie Joggen, Walken oder Schwimmen.

Stress abbauen

«Zu viel Stress kann den Testosteronspiegel senken», sagt Grogg. Bei Stress schüttet der Körper das Stresshormon Cortisol aus, das die Testosteronproduktion hemmt. «Häufig gestressten Männern empfehle ich, mindestens einen Abend pro Woche für Spass und Entspannung zu reservieren und täglich ausreichend Pausen einzulegen.»

In der Drogerie erhalten Sie ausserdem Mittel gegen lästige Symptome wie depressive Verstimmung, Müdigkeit und verminderte Leistungsfähigkeit. «Am wichtigsten ist aber, die Ursache zu bekämpfen.» Zögern Sie also nicht und gehen Sie bei Beschwerden zum Arzt.

Die Testosteronarten

Zwei Testosteronarten bestimmen den Hormonspiegel des Mannes: Das freie Testosteron und das Gesamttestosteron. Zwei Prozent des Testosterons, das freie Testosteron, kreist frei durch die Blutbahn. Es ist nicht an Eiweiss, also an Transporter, gebunden und kann in Zellen biologisch aktiv sein. Der Rest, das sogenannte Gesamttestosteron, ist dagegen an Eiweiss gebunden, darunter an das sexualhormonbindende Globulin (SHBG). Das Gesamttestosteron nimmt ab dem 40. Lebensjahr etwa um 1 Prozent pro Jahr ab, das freizirkulierende schon ab 25. Das Hormon wird über die Hypophyse und den Hypothalamus, quasi vom Gehirn aus, gesteuert.

Autorin und Redaktion: Vanessa Naef
Wissenschaftliche Kontrolle: Dr. phil. nat. Anita Finger Weber
Quellen