Laktoseintoleranz
Milchzuckerunverträglichkeit ist in der Schweiz weit verbreitet: Jede fünfte Person ist betroffen. Doch Milchprodukte ganz zu meiden, ist nicht die Lösung, sonst droht eine Unterversorgung mit Kalzium. Was also ist zu tun?
Folgende Themen werden in diesem Artikel behandelt
Die Häufigkeit von Milchzuckerunverträglichkeit (Laktoseintoleranz) kann man geografisch verorten: In Skandinavien ist ca. 3 Prozent der Bevölkerung davon betroffen, in der Schweiz rund 20 Prozent und in Afrika sind es fast 100 Prozent, wie das Bundesamt für Gesundheit (BAG) festhält. Die Laktoseintoleranz (ungleich Milcheiweissallergie) kann angeboren sein oder sich im Laufe des Lebens entwickeln.
Milchzucker ist das wichtigste Kohlenhydrat in der Milch nahezu aller Säugetiere. Er kommt natürlicherweise nur in der Milch und deren Verarbeitungsprodukten wie Joghurt, Rahm, Käse und Molke vor. Laktose spielt in der ersten Lebensphase eines Säuglings bzw. eines Säugetiers eine überlebenswichtige Rolle. Später, wenn die Ernährung mit Milch durch andere Nahrungsquellen ergänzt wird, bildet sich das Laktose spaltende Enzym (die Laktase) zurück. Dies ganz einfach deshalb, weil es nicht mehr in grossen Mengen gebraucht wird.
Was läuft schief im Körper?
Bei einer Laktoseintoleranz wird das Verdauungsenzym Laktase nicht genügend oder gar nicht produziert. Somit gelangt die Laktose unverdaut in den Dickdarm und wird dort von Bakterien vergoren. Dies führt zur Bildung von Gasen, Wasseraufnahme im Dickdarm und verursachte Verdauungsbeschwerden. Die Symptome treten meistens 30 Minuten bis zwei Stunden nach einer laktosehaltigen Mahlzeit auf.
Die häufigsten Symptome sind:
Es können sich zudem Begleitsymptome wie etwa Kopfschmerzen, chronische Müdigkeit, Herzrhythmusstörungen oder Aphten dazugesellen.
Patienten spüren, dass etwas nicht stimmt
Häufig merken oder vermuten die Betroffenen selber, dass sie Milch oder Milchprodukte schlecht vertragen. Ein Eckpfeiler der Diagnostik ist deshalb eine ausführliche Befragung des Patienten. Wird der Verdacht eine Laktoseintoleranz durch die Anamnese erhärtet, sollte unter Anleitung einer Fachperson während zwei Wochen eine streng laktosefreie Diät eingehalten werden. Der Schweregrad der Milchzuckerunverträglichkeit ist individuell. Die meisten Betroffenen müssen lediglich auf eine lakotsearme Ernährung umstellen: Die Einnahme von 8-10 g Laktose/Tag sind in diesem Fall kein Problem. Konkret entspricht dies beispielsweise 2 bis 2,5 dl Milch pro Tag.
Eine bessere Verträglichkeit wird erreicht, wenn das Milchprodukt mit einer Mahlzeit - zusammen mit Eiweiss und Fett - gegessen wird. Die gleichzeitige Einnahme von Eiweissen und Fett führt zu einer längeren Verweildauer des Essens im Darm, was die Zeit für den Laktoseabbau und damit die Verträglichkeit erhöht. Hilfreich ist auch, wenn die erlaubte Menge laktosehaltiger Nahrungsmitteln über den Tag verteilt eingenommen werden.
Die 3-phasige Ernährungsumstellung
Die Ernährungsumstellung wird idealerweise von einer dipl. Ernährungsberaterin HF durchgeführt und begleitet.
1. Karenzphase: Um die Beschwerden abklingen zu lassen, wird in einer Diät- bzw. Karenzphase die Laktosezufuhr für etwa zwei Wochen stark eingeschränkt.
2. Testphase: In der Testphase wird die Laktosemenge schrittweise wieder erhöht, um die individuelle Verträglichkeit auszutesten.
3. Fliessender Übergang in Dauerernährung: Die gut verträglichen laktosehaltigen Lebensmittel werden in die tägliche Ernährung wieder eingebaut – in der Menge und Häufigkeit aber eingeschränkt.
Erfahrungsgemäss liegt die höchste Problematik auf unverarbeiteter Milch, die viel Laktose enthält und von vielen Betroffenen nicht bzw. nur in sehr kleinen Mengen vertragen wird. Beim Joghurt wird durch den Herstellungsprozess ein Teil der Laktose abgebaut, weshalb er oft besser verträglich ist. Der Laktosegehalt in gereiftem Käse ist verschwindend klein und stellt für viele Patienten kaum ein Problem dar.
- Ernährung bei Laktoseintoleranz [1.44 MB]
Alternativen zu Milchprodukten
Was ist bei einer Milchzuckerunverträglichkeit zu tun?
Ersetzen Sie Milch, Buttermilch und Molke durch laktosefreie Milch.
Wählen Sie statt Joghurt und Sauermilch laktosefreies Joghurt.
Ersetzen Sie Quark, Blanc battu, Hüttenkäse, Ricotta, Feta und Mozzarella durch laktosefreien Frischkäse.
Weitere Alternative bei Laktoseintoleranz bieten pflanzliche Milchersatzprodukte wie z.B. Sojadrink oder Reisdrink. Geissen- und Schafmilch sind keine Alternativen, da sie ebenfalls Milchzucker enthalten.
In der Regel unproblematisch sind Rahm, Weichkäse, Halbhartkäse, Hartkäse und Butter, weil sie nur wenig Laktose enthalten.
Bei laktosefreien Lebensmittel wird der Zweifachzucker Laktose in seine Bausteine Glukose und Galaktose gespalten, welche der Dünndarm problemlos aufnehmen kann. Laktosefreie Milch schmeckt je nach Verfahren etwas süsser als normale Milch, weil Glukose eine stärkere Süsskraft aufweist als Laktose.
Achtung: Versteckte Laktose
Unter versteckter Laktose versteht man diejenige Laktose, welche bei der Lebensmittelverarbeitung in Lebensmittel gelangt. Hierzu gehören z.B. Milchpulver, Magermilchpulver, Molke, Molkenpulver und Milchserum. Sie werden unter anderem in Gewürzmischungen, Süssigkeiten (z.B. Gebäck, Schokolade), Fertiggerichten, Wurstwaren und Getränken eingesetzt. Diese Zutaten müssen auf der Verpackung deklariert werden. Laktose dient auch als Hilfsstoff in Medikamenten oder homöopathischen Kügelchen. Während der Karenzphase und bei einem angeborenen Laktasemangel muss auch auf Lebensmittel mit solchen Laktosequellen ganz verzichtet werden.
Keine Milch – zu wenig Kalzium
Eine Milchzuckerunverträglichkeit ist nicht nur wegen der gesundheitlichen Beschwerden ein Problem, sondern weil durch den Verzicht oder die Einschränkung von Milchprodukten die Kalziumzufuhr mangelhaft sein kann. Kalzium ist für unseren Körper ein wichtiger Mineralstoff und massgeblich beteiligt am Aufbau von Knochen und Zähnen.
Mit den aktuellen Empfehlungen der Schweizer Lebensmittelpyramide werden 60 bis 70 Prozent des täglichen Kalziumbedarfs durch Milchprodukte abgedeckt: täglich wird der Verzehr von drei Portionen Milch, Käse oder Joghurt usw. empfohlen. Deshalb wird auch Personen mit einer Milchzuckerunverträglichkeit im Rahmen der individuellen Verträglichkeit empfohlen, Milchprodukte zu konsumieren. Gleichzeitig müssen die Empfehlungen der Lebensmittelpyramide angepasst werden:
Getränke: Kalziumreiche Mineralwasser bevorzugen (mind. 300 mg pro Liter). Insbesondere, wenn wenig Milchprodukte konsumiert werden.
Gemüse und Früchte: Grüne Gemüsesorten wie Broccoli, Mangold, Spinat, diverse Kohlarten und Blattgemüse sind gute Kalziumlieferanten.
Milchprodukte: Laktosefreie oder laktosearme Milchprodukte bevorzugen.
Süsses: Je nach Verträglichkeit auf laktosehaltige Desserts verzichten oder nur in kleinen Mengen essen.
- Quellen
Schweizerische Gesellschaft für Ernährung SGE