Inkontinenz

Von Blasenschwäche betroffen sind Männer wie Frauen – und entgegen landläufiger Meinung handelt es sich bei der Inkontinenz nicht um eine typische Alterserscheinung.

Inkontinenz äussert sich durch erhöhten Harndrang mit unfreiwilligem Harnabgang. Unkontrolliertes Wasserlassen wird meist durch Niesen, Husten, Lachen oder durch körperliche Anstrengung wie Joggen oder Seilspringen ausgelöst. Unterschieden wird zwischen Belastungs- sowie Dranginkontinenz. Im Zusammenhang mit der Belastungsinkontinenz sprach man früher von Stressinkontinez, der Begriff wird teilweise auch heute noch verwendet.

Belastungsinkontinenz

Einer Belastungsinkontinenz liegt meist eine Schwäche der Beckenbodenmuskulatur zugrunde. Diese führt dazu, dass die Harnröhre nicht mehr ganz abdichtet. Eine Belastungsinkontinenz kann ausgelöst werden durch die Geburt eines Kindes, eine genetische Bindegewebeschwäche, einen Östrogenmangel in den Wechseljahren oder eine altersbedingte Schwächung der Muskulatur. Bei einer Belastungsinkontinenz geht ausschliesslich unter körperlicher Belastung Harn ab, wie etwa beim Sporttreiben. Daher spricht man auch von «Stressinkontinenz», wobei hier Stress im rein physikalischen Sinn als «Krafteinwirkung» zu verstehen ist.

Dranginkontinenz

Bei der Dranginkontinenz, auch Reizblase genannt, besteht tagsüber und nachts vermehrter Harndrang. Mögliche Ursachen sind ein überaktiver Blasenmuskel, eine Senkung von Blase und/oder Gebärmutter, eine neurologische Erkrankung, wie zum Beispiel Alzheimer, oder der Einfluss bestimmter Medikamente (z. B. Neuroleptika, Antidepressiva oder Diuretika).

Ursachen und Hintergründe

Von Inkontinenz betroffen sind Männer wie Frauen und ist keine typische Alterserscheinung. Unkontrollierter Harnabgang kann auch Kindern, jungen Frauen und Männern Probleme machen. Bei den Betroffenen stehen drei Viertel Frauen einem Viertel Männer gegenüber.

Mit zunehmendem Alter kommt es zudem häufig zu einer Kombination von Drang- und Belastungsinkontinenz. Männer mit vergrösserter Prostata können zudem von einer Überlaufinkontinenz betroffen sein.

Was Sie bei Inkonzinenz selbst tun können

  • Versuchen Sie die Mitverursacher von Inkontinenz auszuschalten. Dazu gehören vor allem Übergewicht, Verstopfung oder chronischer Husten.

  • Auch Beckenbodentraining kann eine Belastungsinkontinenz lindern, weil es die Muskulatur und das Bindegewebe im Bauchraum stärkt.

  • Eine leichte bis mittelschwere Belastungsinkontinenz können Sie beispielsweise beim Sporttreiben mit abdichtenden Einmalpessaren oder speziellen Tampons mit einer glatten, seidigen Oberfläche überbrücken, die die Scheide nicht austrocknen. Sie drücken gegen die Harnröhre und lindern so die Inkontinenz. Lassen Sie sich in der Drogerie beraten.

  • Inkontinenzbinden und -pants sind saugfähiger als normale Damenbinden und enthalten geruchsneutralisierende Substanzen.

  • Statistisch gesehen werden bei jedem zweiten Mann ab 50 die Symptome einer altersbedingten Vergrösserung der Prostata deutlich. Natürliche Mittel gegen anfängliche Probleme sind Extrakte der Sägepalme, der Brennnessel sowie Kürbiskernöl und Kürbiskerne. Diese Pflanzen bzw. Früchte und Wurzeln verzögern das Wachstum der Prostata und vermindern übermässigen Harndrang. Daneben schützen Preiselbeeren die Harnwege. Auch eine homöopathische Selbstbehandlung mit einem Kombipräparat ist möglich. Informationen erhalten Sie bei Ihrem Drogisten, Ihrer Drogistin.

  • Auf Dauer wünschen dennoch die meisten Patientinnen mit starker Belastungsinkontinenz eine Operation. Diese bringt in über 90 Prozent der Fälle dauerhafte Beschwerdefreiheit. Diese Massnahme empfiehlt sich nicht bei Dranginkontinenz oder einer Reizblase.

Vorbeugen

Bei einer Dranginkontinenz oder Reizblase hilft:

  • Nicht zu viel, aber auch nicht zu wenig trinken. Rund 1,5 Liter Wasser oder ungesüsster Tee pro Tag sind angebracht.

  • Wenig Kaffee und Cola trinken, auch Süssgetränke mit synthetischen Inhaltsstoffen meiden.

  • Bei einer Reizblase hilft eine Blasentee-Mischung, zum Beispiel mit den harnfördernden Kräutern Goldrute oder Ackerschachtelhalm. Bestehen Anzeichen einer leichten Infektion, kommen zusätzlich Bärentraubenblätter oder Preiselbeersaft zum Einsatz. Auch spagyrische Sprays, beispielsweise mit Sägepappel, Stechwinde, Ackerschachtelhalm und Goldrute, leisten gute Dienste. Bei den homöopathischen Mitteln hat sich ein Kombinationsmittel auf der Basis folgender Wirkstoffe bewährt: Calcium carbonicum, Ferrum phosphoricum, Cina, Sepia, Silicea und Bärentraube. Zur Stärkung des Bindegewebes empfehlen sich Kieselsäurepulver und Schüssler Salze, vor allem die Nummer 1 (Calcium carbonicum) und die Nummer 11 (Silicea).

  • Die Haut im Intimbereich ausschliesslich mit warmem Wasser waschen oder einer sehr sanften, pH-neutralen Waschlotion, die frei ist von aggressiven Inhaltsstoffen und Parfüm.

  • Nach dem Stuhlgang den Afterbereich mit warmem Wasser reinigen, anschliessend die Haut sanft trocknen, ohne zu rubbeln. Dies ist wichtig, damit keine Fäkalbakterien in die Harnröhre gelangen können. Eventuell die Haut zusätzlich mit einer fetthaltigen Creme oder Salbe, zum Beispiel mit Mandelölsalbe, schützen und beruhigen.

  • Keine synthetische Unterwäsche, sondern natürliche Materialien wie Baumwolle tragen. Ebenso auf parfümierte oder stark plastifizierte Slipeinlagen oder Binden, die ein feuchtwarmes Klima im Scheidenbereich erzeugen, verzichten.

Autorinnen: Katharina Rederer und Julia Burgener
Redaktion: Katharina Rederer