Probleme mit der Prostata

Über Prostatabeschwerden redet Mann nicht gerne. Dabei ist er mit seiner Erkrankung des kastaniengrossen Organs beileibe nicht allein: Nahezu jeder Zweite ist betroffen

Rund die Hälfte aller Männer ab fünfzig leiden an Prostatabeschwerden. Allzu gut kennen die Betroffenen die Unannehmlichkeiten wie häufiges und mühsames Wasserlassen, die den Gang zur Toilette zur Tortur werden lassen. Dennoch leiden die meisten still und heimlich.

Hemmschwelle ist sehr hoch

«Nur etwa ein Drittel aller betroffenen Männer äussert sich im Fachgeschäft», sagt der diplomierte Drogist Raffael Gmünder. Die Hemmschwelle sei hoch. «Das ist nicht weiter verwunderlich. Das Prinzip, ein Mann habe keine Schwäche zu zeigen, ist in den meisten Betroffenen von Kindsbeinen an fest verankert.» Verständlich auch, dass es nicht jedermanns Sache ist, sich bei Beschwerden einer Fachperson anzuvertrauen; erst recht, wenn es sich um Erkrankungen im Intimbereich handelt. Doch wie bei so manchen anderen Krankheiten gilt auch bei Prostatabeschwerden: Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Im Gegenteil: Zu langes Warten verkompliziert die Behandlung. «Hingegen können leichte Beschwerden im Anfangsstadium mit pflanzlichen Mitteln aus der Drogerie – deren Wirksamkeit im Übrigen durch Studien belegt ist – deutlich gelindert, bestenfalls völlig beseitigt werden. Entscheidend ist, dass die Männer bereits allererste Reizsymptome der Blase ernst nehmen und sich vertrauensvoll an uns wenden», appelliert Gmünder an seine Geschlechtsgenossen und fügt an: «Ich rate den Männern, sich diesbezüglich ein Beispiel an den Frauen zu nehmen. Für sie ist es selbstverständlich, über Wechseljahrbeschwerden zu sprechen. Auch die Männer sollten mutiger werden, wenn es um die eigene Gesundheit geht, und besser auf den eigenen Körper hören.»

Prostatabeschwerden

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Grösse und Form einer Kastanie

Doch was genau ist denn nun eigentlich diese Prostata, die vielen Männern das Leben schwer macht? Und welche Funktionen übt sie aus? Die Prostata, auch Vorsteherdrüse genannt (lat. prostare = vorstehen), ist ein fester, runder Körper in der Grösse und Form einer Kastanie. Sie liegt direkt unter der Blase. Durch die Mitte der Vorsteherdrüse und von dieser ringförmig umschlossen verläuft die Harnröhre. Die Prostata gehört zu den Geschlechtorganen des Mannes und ist als solches verantwortlich für die Beweglichkeit der Samenzellen und für die Produktion von Samenflüssigkeit. Zirka zwei Drittel der Samenflüssigkeit ist Prostatasekret.

Prostata wächst zum Pfirsich

Obwohl die Prostata ein kleines und verstecktes Organ ist, kann sie von mehreren Krankheiten befallen werden. Die weitaus häufigste Erkrankung von über Fünfzigjährigen, in unseren Breitengraden oft als häufigste Männerkrankheit überhaupt bezeichnet, ist die gutartige Vergrösserung. Die Prostata kann zur Grösse eines Pfirsichts anwachsen. Der medizinische Fachbegriff dafür lautet benigne Prostatahyperplasie (lat. benigne = gutartig; griech. Hyperplasie = übermässige Grösse). Das gutartige Wachstum löst Symptome aus, die in drei Stadien zusammengefasst werden. Bei geringfügigen Beschwerden im Anfangsstadium helfen Heilpflanzen und Naturprodukte aus der Drogerie. Nehmen die Beschwerden zu, muss ein Arzt konsultiert werden. Häufig genügt eine medikamentöse Behandlung. Sind die Medikamente nicht mehr wirksam, wird ein operativer Eingriff notwendig.

Krankheitsstadien und ihre Symptome

Anfangsstadium

Im Anfangsstadium führt das Wachstum der Drüse zu einer Einengung der Harnröhre, wodurch der Abfluss des Urins behindert wird. Weil die Blase den Urin gegen erhöhten Widerstand auspressen muss, treten Reizbeschwerden der Blase und beim Wasserlassen auf.

Symptome: mühsamer Beginn des Wasserlassens, abgeschwächter Harnstrahl, häufiges Wasserlassen z. T. im Abstand von wenigen Minuten sowie tags und nachts; Entleerung erfordert starkes Pressen; Nachträufeln.

Fortgeschrittenes Stadium

Im fortgeschrittenen Stadium erschöpft sich die Blase durch die Mehrarbeit zunehmend und es gelingt ihr nicht mehr, sich vollständig zu entleeren. Es bildet sich Restharn.

Symptome: Typisch ist ein ständiges Völlegefühl der Blase mit fortwährendem Harndrang. Der Restharn kann zu Blaseninfektion oder Blasensteinbildung führen kann.

Endstadium

Im Endstadium der gutartigen Prostatavergrösserung kann die Urinstauung in der Harnblase soweit fortgeschritten sein, dass sie sich bis in beide Nieren fortsetzt. Bleibende Nierenschäden oder gar Nierenversagen können die Folge sein.

Symptome: Es besteht die Gefahr eines Harnverhalts; der Betroffene ist nicht mehr in der Lage, überhaupt noch Wasser zu lösen.

Risikofaktor Alter

«Risikopatient ist jeder Mann ab fünfzig, denn als wichtigster Risikofaktor für die gutartige Vergrösserung der Vorsteherdrüse gilt das Alter bzw. die altersbedingte Veränderung im Hormonhaushalt», sagt Drogist Raffael Gmünder. «Eine wesentliche Rolle spielt das in der Prostata gebildete Dihydrotestosteron, eine Form des männlichen Sexualhormons Testosteron. Weitere Ursache ist die erbliche Veranlagung.» Nicht wahr seien dagegen die Behauptungen, sexuell aktivere Männer litten öfter an Prostatabeschwerden und letztere wirkten sich auf die Potenz aus.

Vorsorgeuntersuchung

Die Vorsorgeuntersuchung wird Männern ab fünfzig empfohlen, Männern mit erhöhtem familiärem Risiko bereits ab 45. Besonders im Hinblick auf den Prostata-Krebs (Prostatakarzinom), das bösartige Prostatawachstum, spielt die Vorsorgeuntersuchung eine wichtige Rolle. Dies vor allem deshalb, weil das Prostatakarzinom häufig vorkommt, sich aber oft ohne Beschwerden entwickelt.

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Foto: © pixabay.com
Autorin: Menta Scheiwiler
Redaktion: Didier Buchmann
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  • «Drogistenstern»