Gute Augen und Ohren im Alter

Viele betagte Menschen verstehen und sehen ihr Umfeld nur noch ungenügend, da Augen und Ohren nicht mehr so gut funktionieren wie in jungen Jahren.

Folgende Themen werden in diesem Artikel behandelt

Sehen, hören, riechen, schmecken – die Sinne ermöglichen es dem Menschen, die Welt zu erleben und das Leben zu geniessen. Doch je älter jemand wird, desto mehr lassen die Sinne nach. Wie erheblich die Verluste sind, zeigt eine Studie aus den USA. Die Forscher untersuchten die Sinneswahrnehmungen von 3500 Personen zwischen 57 und 85 Jahren. Am häufigsten war bei ihnen der Geschmackssinn beeinträchtigt. Fast die Hälfte (48 Prozent) erkannte keine einzige von vier Proben von sauer, bitter, süss und salzig auf der Zunge.

Wenn Augen …

Doch nicht nur der Geschmackssinn lässt nach. Was die meisten wohl als Erstes bemerken: Sie können die Zeitung nur noch lesen, wenn sie sie weit von den Augen entfernt halten. Diese Altersweitsichtigkeit betrifft fast alle Menschen, wie Altersmediziner Dr. med. Gaudenz Tschurr erklärt: «Es ist ein Muskel, der die Linse auf scharf einstellt. Bei jungen Menschen sind dieser Muskel und die Linse sehr elastisch und beweglich. Mit dem Alter nimmt diese Elastizität ab. In der Folge kann man nicht mehr so gut fokussieren und man braucht irgendwann eine Brille zum Lesen.»

Dr. med. Gaudenz Tschurr

Gaudenz Tschurr ist spezialisiert auf Geriatrie und Allgemeine Innere Medizin und stv. Chefarzt der Akutgeriatrie in der Universitären Altersmedizin Felix Platter in Basel.

www.felixplatter.ch

Ausserdem kommt es mit dem Alter oft zu einer Trübung der Linse, dem sogenannten grauen Star, der nur mit einer Operation behoben werden kann, bei der eine neue, künstliche Linse eingesetzt wird. «Um vorzubeugen, ist es wichtig, das Auge mit einer Sonnenbrille vor schädlichem UV-Licht zu schützen», rät Tschurr.

Die Sinne schärfen

Wer die Sinne bewusst nutzt, trainiert die Wahrnehmung. Geben Sie Ihren Sinnen im Alltag immer wieder Raum. Lauschen Sie zum Beispiel bei einem Spaziergang dem Vogelgezwitscher und dem Plätschern eines Baches, lassen Sie die Augen ins Grün eintauchen, atmen Sie die frische Waldluft bewusst ein oder streichen Sie bewusst über die raue Rinde eines Baumes, das alles schärft die Sinne. Was es zum Schutz der Sinne darüber hinaus braucht, sind regelmässige Bewegung, ausgewogene Ernährung und ausreichende Flüssigkeitszufuhr sowie Kontrollen beim Haus-, Ohren- und Augenarzt.

In ihrer Drogerie hat Drogistin HF Sandra Pillot regelmässig ältere Kundschaft, die Probleme mit trockenen Augen hat. «Das ist ein grosses Thema. Zum einen ist es wichtig, dass man genügend trinkt und ausreichend Omega-3-Fettsäuren mit der Nahrung zu sich nimmt.» Omega-3-Fettsäuren sind beispielsweise in Lein- oder Rapsöl oder auch in Fisch in grossen Mengen enthalten. «Ebenfalls helfen können Augentropfen. Besonders gut befeuchten solche mit Hyaluronsäure.» Wer Mühe hat, sich Tropfen in die Augen zu geben, kann auf Sprays zurückgreifen, die direkt aufs Augenlid gesprayt werden. «Solche Sprays sind besonders einfach anzuwenden.»

Hörberatung in der Drogerie

Haben Sie Mühe, Gesprächen zu folgen? Oder beklagen sich Personen in Ihrer Umgebung, dass Sie den Fernseher übermässig laut stellen? Müssen Sie sich anstrengen, um andere zu verstehen? Falls ja, sollten Sie Ihr Gehör testen lassen. Viele Drogerien bieten kostenlose Hörberatungen an.

… und Ohren nachlassen

Neben den Augen lässt auch das Gehör mit dem Alter nach, wie Dr. Gaudenz Tschurr sagt. «Das geschieht sehr langsam, die Funktion des Innenohrs nimmt nach und nach ab. Der Übergang ist fliessend und es muss immer individuell abgeklärt werden, was noch normal ist und was nicht mehr.» Wichtig ist, Hörprobleme abzuklären und sich gegebenenfalls ein Hörgerät anpassen zu lassen, denn wer schlecht hört, ist im Alltag zusehends eingeschränkt.

Schlechteres Sehen und Hören hat indes noch weitere Konsequenzen: «Wenn man immer schlechter sieht und hört, bekommt das Gehirn weniger Informationen. Das wiederum führt dazu, dass die Hirnleistung abnimmt, weil das Gehirn weniger verarbeiten muss», sagt der Arzt.

Autorin und Redaktion: Bettina Epper
Wissenschaftliche Kontrolle: Dr. phil. nat. Anita Finger Weber
Quellen
  • Drogistenstern

  • Dr. med Gaudenz Tschurr

  • Drogistin HF Sandra Pillot

  • Studie «Global Sensory Impairment in Older Adults in the United States», in: Journal oft he American Geriatrics Society, 2016

  • Pro Senectute Kanton Bern