Wenn das Gedächtnis nachlässt

Dass man im Alter ein bisschen vergesslich wird, ist ganz normal. Dement ist man deswegen noch lange nicht.

Die Angst, dass das Gehirn eines Tages nicht mehr richtig funktioniert, sitzt bei vielen Menschen tief. Schon kleine Probleme im Alltag können diese Ängste verstärken. Da will einem einfach der Name einer alten Bekannten nicht mehr einfallen oder die Adresse des Sohnes. Die PIN der Kreditkarte, die man doch fast täglich braucht, ist plötzlich weg, und im Laden weiss man partout nicht mehr, was man eigentlich so dringend einkaufen wollte. Schon erste Anzeichen von Demenz oder einfach nur normale Vergesslichkeit?

Hirnleistung nimmt ab

Altersmediziner Dr. med. Gaudenz Tschurr: «Die Hirnleistung nimmt mit der Zeit ab. Aber was noch dem Alter entsprechend normal ist und was nicht mehr, lässt sich so einfach nicht sagen. Um eine mögliche Demenz abzuklären, braucht es umfangreiche Tests.»

Dr. med. Gaudenz Tschurr

Gaudenz Tschurr ist spezialisiert auf Geriatrie und Allgemeine Innere Medizin und stv. Chefarzt der Akutgeriatrie in der Universitären Altersmedizin Felix Platter in Basel.

www.felixplatter.ch

Grundsätzlich gilt: Die Zahl der Nervenzellen im Gehirn nimmt mit fortschreitendem Alter ab, das ist ganz natürlich. Und die verbleibenden Nervenzellen funktionieren nicht mehr so gut. «Die Leitgeschwindigkeit der Nervenzellen und damit die Reaktionsfähigkeit des Menschen nimmt ab. Die Dinge gehen nicht mehr so schnell, man braucht mehr Zeit, etwas zu erfassen. Betroffen vom Abbau ist also nicht nur das Gedächtnis.»

Demenz

Demenz ist der Oberbegriff für über 100 verschiedene Krankheiten, die die Funktion des Gehirns beeinträchtigen. Besonders die geistigen, die sogenannten kognitiven Fähigkeiten wie das Denken, das Gedächtnis, die Orientierung und die Sprache, sind bei dementen Menschen betroffen. Dadurch sind erkrankte Personen zunehmend in ihren Aktivitäten eingeschränkt und oft auf Hilfe angewiesen. In der Schweiz leben gemäss dem Bundesamt für Gesundheit schätzungsweise 144 337 demenzkranke Menschen. Die häufigste Form (ca. 60 Prozent der Fälle) von Demenz ist die Alzheimer-Demenz. Diese wird durch degenerative Hirnveränderungen verursacht, deren Entstehung bis heute nicht vollständig geklärt ist.

Beschäftigungsprogramm stärkt Gehirn

Das Gehirn kann die Verluste bis zu einem gewissen Grad ausgleichen. Anders gesagt: «Was man nicht braucht, verliert man schneller», so Tschurr. «Man muss jetzt deswegen nicht stundenlang Memory spielen oder Sudoku lösen. Am besten tut man etwas, was einen anregt und das man mag. Einer geht vielleicht gerne ins Museum und schaut sich Bilder an, andere gehen lieber spazieren und diskutieren dabei mit einem Freund, die Dritte liest lieber eine Zeitung. Wichtig ist, dass man das Hirn beschäftigt und nicht nur passiv vor dem Fernseher sitzt. Oder gehen Sie selber einkaufen und kochen Sie – das hat dann noch den guten Nebeneffekt, dass man sich ausgewogener ernährt

Mehr wissen

Bei der Schweizerischen Hirnliga können Sie kostenlos die Broschüre «Das gesunde Gehirn im Alter» bestellen sowie weiteres Informationsmaterial zum Thema Gehirn und Gedächtnis.

Natürliche Mittel bei Vergesslichkeit

Wer merkt, dass er vergesslich wirkt, kann es auch mit Ginkgo-Präparaten aus der Drogerie versuchen, wie Drogistin HF Sandra Pillot sagt: «Die Blätter des Tempelbaums können die Durchblutung verbessern und somit den Sauerstofftransport ins Gehirn unterstützen. Es gibt Tropfen oder auch Tabletten, je nach Bedarf.» Wie bei allen Arzneimitteln gilt: Lassen Sie sich von einer Fachperson beraten und sprechen Sie auch mit Ihrem Arzt darüber. Auch pflanzliche Arzneimittel können ungewünschte Wirkungen haben, insbesondere in Verbindung mit manchen anderen Medikamenten.

Autorin und Redaktion: Bettina Epper
Wissenschaftliche Kontrolle: Dr. phil. nat. Anita Finger Weber
Quellen
  • Drogistenstern

  • Dr. med Gaudenz Tschurr

  • Drogistin HF Sandra Pillot

  • Bundesamt für Gesundheit

  • Alzheimer Schweiz

  • Schweizerische Hirnliga