Vor- und Nachteile von Gleitmittel, Vaseline und Öl

Für reibungslosen Sex

Gleitmittel und Öl helfen, dass beim Geschlechtsverkehr keine unangenehme Reibung oder gar Schmerzen entstehen. Aber Achtung: Einige können Verhütungsmittel aus Latex schädigen.

Scheidentrockenheit ist weit verbreitet. Vor allem Frauen in den Wechseljahren, aber auch viele andere kennen das Problem, das zu unangenehmen Reibungen und sogar Schmerzen beim Sex führen kann. Das muss nicht sein. Gleitmittel oder spezielle Öle helfen, für genügend Feuchtigkeit zu sorgen. Drogistin HF und Naturheilpraktikerin Lorena Widmer: «Sie steigern das Empfinden und die Lust für beide.»

Gleitcreme gibt es auf Wasser-, Öl- oder Silikonbasis. «Sie alle sind auf den pH-Wert der Scheide angepasst und meistens sehr gut verträglich», sagt Lorena Widmer. Sie können auch in der Schwangerschaft angewendet werden. Oft reagieren Schwangere aber empfindlich auf Parfümzugaben. In diesem Fall sind natürliche Gels oder Öle besser. Das gilt auch für Menschen mit empfindlicher Haut, um Reizungen oder allergische Reaktionen zu vermeiden.

Kondomverträglichkeit

Wer mit Kondomen verhütet, sollte wissen: «Öl, ölhaltige Gleitgels und manche mit Silikon sind nicht kompatibel mit Verhütungsmitteln aus Latex.» Dazu zählen Kondome, Diaphragmen und Femidome. «Besonders Öl greift Latex an und kann es schädigen.» Dadurch steigt das Risiko für eine ungewollte Schwangerschaft und sexuell übertragbare Krankheiten. Ist auf der Verpackung des Gleitmittels die Verträglichkeit mit dem Verhütungsmittel nicht deklariert, sollten Sie sich zur Sicherheit in der Drogerie oder von der Frauenärztin beraten lassen. Wer auf Nummer sicher gehen will: «Wasserbasierte Gleitmittel vertragen sich mit allen Verhütungsmitteln», sagt Lorena Widmer.

Wer Sexspielzeuge verwendet, fragt am besten den Hersteller, welche Gleitmittel es nicht beschädigen.

Gleitgel auf Wasserbasis

Gleitgels auf Wasserbasis können natürlich sein oder synthetische Stoffe wie Duft- und Konservierungsstoffe enthalten. Drogistin Lorena Widmer: «Besonders feuchtigkeitsspendend wirken solche mit Hyaluron.»

Vorteile

  • Wasserbasierte Gleitgels sich mit allen Verhütungsmitteln kompatibel.

  • Flecken auf Kleidern und Bettwäsche lassen sich beim Waschen gut entfernen.

Nachteile

  • Wasserbasierte Gleitmittel ziehen schnell in die Haut ein und müssen in der Regel mehrmals aufgetragen werden.

  • Weil ein wasserbasiertes Gel schnell seine Gleiteigenschaft verliert, ist es weniger praktisch für Analverkehr.

Gleitgel auf Silikonbasis

Einige Gleitgels enthalten Silikon, ein Erdölderivat. «Silikone machen ein Produkt sehr geschmeidig. Davon profitieren vor allem Frauen mit starker Scheidentrockenheit, die beim Sex häufig Schmerzen haben. Allerdings kann Silikon eine Art Film auf der Haut bilden und das Hautgleichgewicht stören», sagt Lorena Widmer.

Vorteile

  • Gleitgel mit Silikon zieht nicht in die Haut ein. Deshalb bleibt die Gleitfähigkeit lange bestehen.

  • Silikonhaltiges Gleitmittel kann gut im Wasser verwendet werden, da es wasserabweisend ist.

Nachteile

  • Silikonhaltige Intimcremes können Flecken auf Kleidung und Bettwäsche verursachen.

  • Silikon ist wasserabweisend. Deshalb muss nach dem Sex viel Intimwaschmittel benutzt werden, um das Gel zu entfernen.

  • Es gibt Silikongels, die Kondome, Diaphragmen oder Femidome aus Latex beschädigen. Informieren Sie sich vor dem Gebrauch.

Gleitgel auf Ölbasis

Ein Gleitmittel auf Ölbasis kann natürlich sein oder synthetische Parfüm- oder Konservierungsstoffe enthalten. Je nach Produkt sind unterschiedliche Öle drin: «Zum Beispiel Kakao-, Sheabutter oder Mandelöl», sagt Drogistin Lorena Widmer.

Vorteile

  • Öl pflegt die Haut nachhaltig.

  • Öl zieht nicht so schnell in die Haut ein, was für langanhaltende Gleitfähigkeit sorgt.

Nachteile

  • Öl kann ein Verhütungsmittel aus Latex auflösen.

  • Öl kann Flecken auf Kleidung und Bettwäsche verursachen.

Öl

Nicht jedes Öl eignet sich für den Intimberiech. Für Sex und Intimmassagen empfiehlt Drogistin Widmer naturreines Kokos-, Mandel- oder Olivenöl in Bioqualität. «Sie sind sehr gut verträglich und bringen das sensible saure Scheidenmilieu nicht aus dem Gleichgewicht. Die Haut und Schleimhäute vertragen natürliche Öle in der Regel besser als synthetische.»

Vorteile

  • Öle sind sehr hautpflegend.

  • Öle ziehen nicht schnell in die Haut ein. So bleibt die Gleitfähigkeit lange vorhanden.

  • Öle können vor dem Sex oder der Massage in einem warmen Wasserbad aufgewärmt werden.

Nachteile

  • Öle dürfen nicht zusammen mit Verhütungsmitteln aus Latex verwendet werden.

  • Öle können auf Kleidung und Bettwäsche Flecken verursachen.

Vaseline

Als Pflegeprodukt im Intimbereich wird oft Vaseline verwendet. «Vaseline hat die Konsistenz einer Salbe und besteht zu einem grossen Teil aus Mineralöl, sogenannten Paraffinen», sagt Drogistin Lorena Widmer. «Das sorgt zwar für ein geschmeidiges Gefühl, aber weil es die Haut abdichtet, ist es nicht unbedingt pflegend.» Für eine gesunde Intimpflege lassen Sie sich besser in der Drogerie beraten (siehe Abschnitt Hilfe bei Scheidentrockenheit).

Haltbarkeit

Gleitmittel und Öle haben ein Ablaufdatum. Dieses steht auf der Verpackung. Ist das Mittel abgelaufen, sollten Sie es nicht mehr verwenden, da es die Haut und Schleimhaut reizen kann. Lagern Sie Gleitmittel und Öle an einem trockenen und kühlen Ort, zum Beispiel in einem Schrank oder einer Schublade. Ein offenes Produkt sollten Sie innerhalb weniger Monate aufbrauchen.

Ursachen von Scheidentrockenheit

Viele Frauen wenden Gleitmittel und Öle für die Hautpflege bei Scheidentrockenheit an. «Ursachen für eine zu trockene Vagina können beispielsweise Stress, hormonelle Umstellung in der Schwangerschaft oder in den Wechseljahren sein», sagt Drogistin Lorena Widmer. «Bei Scheidentrockenheit entstehen häufig kleine Hautrisse. Das brennt und schmerzt. Und die Scheide wird anfälliger für Pilzinfektionen und bakterielle Vaginose.»

Hilfe bei Scheidentrockenheit

Neben Gleitmitteln gibt es weitere Möglichkeiten, die Vagina zu befeuchten:

  • Öle

«Natürliche Öle, die eine trockene, empfindliche Haut im Intimbereich besonders gut pflegen sind beispielsweise Granatapfel-, Lavendel- oder Rosenöl», sagt Lorena Widmer.

  • Kapseln

Scheidenschleimhäute lassen sich auch von innen befeuchten. «Ich empfehle Kapseln mit Nachtkerzen-, Sanddorn- oder Granatapfelkernöl», sagt die Drogistin.

  • Phytotherapie und Spagyrik

Phytotherapeutische und spagyrische Mittel helfen von innen gegen Scheidentrockenheit. Die Mischung hängt jedoch stark von der Ursache ab. Lassen Sie sich in der Drogerie beraten!

  • Ernährung

«Ungesättigte Fettsäuren befeuchten die Scheide von innen», sagt Widmer. «Ich rate, täglich einen Löffel Leinöl einzunehmen. Zum Beispiel im Salat. Und essen Sie täglich Nüsse, Kerne und Samen

  • Balsam

Die Drogerie Haus in Mellingen verkauft einen speziellen Intimbalsam. «Je nach Ursache ist dieser anders zusammengesetzt», sagt Widmer. Als Basis enthält er Jojobaöl, Kokosfett, Bienenwachs oder Sheabutter. «Bei hormonellen Problemen geben wir zusätzlich Frauenmantel hinzu, der hormonregulierend wirkt. Gegen Bakterien, Pilze und befeuchtend wirken ätherische Öle wie Manuka- oder Teebaumöl.»

So wird die Scheide feucht

Wenn die Frau erregt ist, wird die Scheide natürlich feucht. Eingeleitet wird die Erregung im Hypothalamus, einer Region im Gehirn, die unter anderem das Sexualverhalten steuert. Die dort freigesetzten Sexualhormone sorgen dafür, dass die Scheide besser durchblutet wird. Die Schleimhäute, Schamlippen und die Klitoris schwellen an. Es entsteht ein grösserer Druck im Gewebe der Vagina und eine klare Flüssigkeit wird durch die Scheidenwand ins Innere der Scheide abgegeben. Den Scheideneingang befeuchtet ein anderer Effekt: Dort sitzen zwei Drüsen – die Bartholin- und Skene-Drüsen. In ihnen bildet sich eine Flüssigkeit, die an den inneren Schamlippen austritt.

Über Schmerzen beim Sex sprechen

Werden Frauen beim Sex zu wenig feucht und haben sie Schmerzen, sollten sie unbedingt mit ihrem Partner oder ihrer Partnerin darüber sprechen. «Für eine gute Sexualität braucht es Kommunikation», sagt Widmer. «Vielleicht ist dem Gegenüber gar nicht bewusst, dass die Partnerin beim Sex Schmerzen hat.» Wichtig findet die Drogistin auch, dass sich Frauen nicht schuldig fühlen, wenn sie zu wenig feucht werden. «Das kann auch passieren, wenn man gesund ist. Viele Frauen werden weniger feucht, wenn die erste Verliebtheitsphase vorbei ist, weil es länger dauert, bis sie erregt ist.» Oft helfe dann ein längeres Vorspiel oder Küssen.

Autorin und Redaktion: Vanessa Naef
Wissenschaftliche Kontrolle: Dr. phil. nat. Anita Finger Weber
Quellen
  • Drogistin HF Lorena Widmer

  • www.ziss.ch

  • www.test.de

  • www.lilli.ch