Beckenboden

Das bringt Schwung ins Bett!

Gut trainierte Bauch-, Po- oder Armmuskeln – das klingt sexy. Doch der echte Trumpf im Bett ist eine starke Beckenbodenmuskulatur.

Schöner Sex ist etwas Wunderbares. Und er kann sogar noch besser werden dank einer Libido-Helferin in unserem Körper, der Beckenbodenmuskulatur (siehe Kasten). Sie befindet sich im Becken, ungefähr an der Stelle, auf der man sitzt. Setzt ein Paar sie beim Liebesakt ein, verbessert sich die Durchblutung im Becken und in den Genitalien. Das wirkt Wunder!

Anspannen und Entspannen

Drogistin und Frauenintimberaterin Manuela Knechtle: «Ein gut trainierter Beckenboden steigert die Empfindsamkeit und erhöht die Wahrscheinlichkeit für einen Orgasmus. Eine gute Durchblutung des Beckenbodens fördert beim Mann die Potenz und bei Frauen die Sensibilität, wodurch sie feuchter werden.» Die Beckenbodenmuskulatur einsetzen bedeutet, sie rhythmisch anspannen und entspannen. Dieses Gefühl kennen viele beim Wasserlassen: wenn man versucht, den Urin anzuhalten und wieder fliessen zu lassen. «Männer, die die Beckenbodenmuskulatur anspannen und loslassen, schaffen es so beispielsweise, den Zeitpunkt des Orgasmus hinauszuzögern. Und Frauen verengen beim Anspannen kurzzeitig ihre Vagina, wodurch sich die Lust für beide erhöht», sagt Knechtle.

Der Beckenboden

Der Beckenboden besteht aus drei verschiedenen Muskelschichten. Er liegt horizontal im Becken, zwischen den beiden Sitzbeinhöckern, dem Schambein und dem Steissbein und schliesst dieses nach unten ab. Seine Aufgaben sind, Organe wie Darm, Blase und Gebärmutter zu stützen und die Ausscheidungen unter Kontrolle zu halten. Er unterstützt die Schliessmuskeln beim Öffnen und Schliessen der Körperöffnungen Harnröhre und After.

Übungen mit einer Fachperson besprechen

Um die Beckenbodenmuskulatur beim Sex einsetzen zu können, muss sie genug stark sein, jedoch auch entspannen können. Ist sie zu schwach oder zu verspannt, helfen verschiedene Atem-, Wahrnehmungs-und Kräftigungsübungen mit und ohne Hilfsmittel. Um dabei alles richtig zu machen, sollte man sich an eine Fachperson wie eine Beckenbodentrainerin oder Physiotherapeutin wenden.

Schwacher Beckenboden

Ursachen eines schwachen Beckenbodens

  • Schwangerschaft und Geburt durch Belastung und Dehnung

  • Das Alter, weil sich der Hormonspiegel verändert und das Gewebe nachlässt

  • Schwere körperliche Arbeit wie Lastenheben und -tragen oder zu viel Sport wie beispielsweise Joggen, weil dabei die Beckenbodenmuskulatur durch Schläge belastet wird

  • Bindegewebeschwäche

  • Schlechte Körperhaltung

Folgen eines schwachen Beckenbodens

Schwacher Beckenboden – ja oder nein?

Ob der Beckenboden kräftig genug ist, können Frauen beispielsweise bei der Gynäkologin oder beim Gynäkologen und Männer bei der Urologin oder beim Urologen herausfinden. Auch Physiotherapeuten oder Beckenbodenspezialisten geben Aufschluss darüber.

Paare haben zudem die Möglichkeit, ihren Partner zu fragen: Spannt die Frau beim Geschlechtsverkehr die Beckenbodenmuskulatur an und spürt er den Druck auf seinem Penis und sie ihn in der Vagina besser, ist das ein gutes Zeichen. Eine andere Methode für Frauen: Ein bis zwei Finger in die Vagina einführen und versuchen, Druck auf die Finger auszuüben.

Verspannter Beckenboden

Ursachen eines verspannten Beckenbodens

  • Bestimmte Sportarten wie intensives Reiten und Tanzen, wo eine «perfekte», überspannte Körperhaltung zum Alltag wird und kein Entspannen mehr möglich ist.

  • Traumata, zum Beispiel wegen sexuellem Missbrauch

Folgen eines verspannten Beckenbodens

  • Schmerzen bei der gynäkologischen Untersuchung oder beim Einführen von beispielsweise Tampons, Penis oder Sexspielzeugen

  • Rückenschmerzen

Seinen Körper kennen

Viele Menschen haben jedoch grössere Probleme in ihrer Sexualität als das richtige Einsetzen des Beckenbodens. Knechtle: «Es kommen Frauen in meine Beratung, die überhaupt nicht wissen, was ihnen Lust bereitet. Manche kennen kaum ihren eigenen Körper. Was bei Männern weniger der Fall ist.» Das liege unter anderem an der Anatomie, oft auch an der Erziehung. «Jungs sehen ihr Geschlecht schon von klein auf. Sie kommen auch schon früh damit in Berührung, weil sie es beim Pipimachen anfassen oder ab und zu damit spielen.» Das ist bei Mädchen anders. Ihr Geschlecht liegt zwischen den Beinen verborgen und wird von den äusseren Schamlippen verdeckt. «Wenn also ein Mädchen an sich hinunterschaut, sieht es gar nicht, was es da unten alles hat. Und Entdecken und Anfassen gilt leider oft als unanständig.» Deshalb könne noch als Erwachsene vieles, was sich im Intimbereich abspiele, negative Gefühle auslösen.

Die Expertin empfiehlt allen, die beim Liebesakt mehr Lust erleben möchten, sich mit dem eigenen Körper, dem anderen Geschlecht und Schamgefühlen auseinanderzusetzen und wenn nötig, professionelle Hilfe anzunehmen. Hilfreiche Fragen sind auch: «Tue ich Dinge nur meinen Partner zuliebe?» «Was mag ich, was nicht?» Knechtle: «Guter Sex ist letztendlich, wenn man sich dabei und danach gut fühlt. Egal ob er lang oder kurz dauert. Ob mit oder ohne Orgasmus.»

Gutes für den Beckenboden

Die Beckenbodenmuskulatur kann durch zu viel oder zu häufigen Druck geschwächt werden. Deshalb hat Beckenbodenspezialistin Manuela Knechtle vier Alltagstipps für Frauen und Männer:

1. In aufrechter Haltung husten oder niesen.

2. Aufrecht auf der Toilette sitzen und beim Wasserlassen möglichst nicht pressen.

3. Aufrecht Treppen steigen.

4. In die Knie gehen, um schwere Lasten aufzuheben und diese nahe am Körper tragen.

Manuela Knechtle

Manuela Knechtle ist gelernte Drogistin und zertifizierte Beckenboden-Kursleiterin. Sie berät Frauen zum Thema Intimgesundheit in ihrer Praxis «Manuellen» in Gunzgen (SO) oder auf Wunsch auch bei einer Kundin daheim.

Autorin und Redaktion: Vanessa Naef
Wissenschaftliche Kontrolle: Dr. phil. nat. Anita Finger Weber
Quellen
  • Drogistin und Frauenintimberaterin Manuela Knechtle