Orthomolekulare Medizin
Folgende Themen werden in diesem Artikel behandelt
1. Definition
«Orthomolekular» bedeutet so viel wie «die richtigen Moleküle» (ortho = gut, richtig und molekular = Molekül, kleinstes, aus zwei oder mehr Atomen bestehendes Teilchen einer chemischen Verbindung). Dieser Begriff würde 1986 vom Begründer Linus Pauling gewählt, weil er das Therapieprinzip der orthomolekularen Medizin verdeutlicht.
2. Philosophie
Die orthomolekulare Medizin bildet die wissenschaftliche Grundlage für die optimale Versorgung des Körpers mit Vitaminen, Mineralstoffen, Spurenelementen, Amino- und essentiellen Fettsäuren. Deshalb nutzt sie ausschliesslich Substanzen, die sowohl in der Nahrung als auch in unserem Körper ganz natürlich vorkommen. Ihre Ziele sind die Vorbeugung von chronischen Erkrankungen, Verbesserung der Gesundheit, sowie der Erhalt der Vitalität und Leistungsfähigkeit bis ins hohe Alter.
3. Plausibilität des Konzepts
Die orthomolekulare Therapie beruht darauf, dass viele Beschwerden und Erkrankungen auf einen Mangel an Vitalstoffen zurückzuführen sei. Es gibt viele Menschen, die trotz des heutigen sehr breit gefächerten Nahrungsangebotes zu wenige Nährstoffe aufnehmen und in der Folge erkranken.
4. Belege für die Wirksamkeit
Die Wirksamkeit der orthomolekularen Medizin konnte bisher nicht mit medizinischen Studien belegt werden.
5. Anwendung
Ein Mangel an den in der orthomolekularen Medizin wichtigen Nährstoffen kann viele Gründe haben: eine mangelnde, einseitige oder ungesunde Ernährung, Nährstoffverluste durch Transport, Verarbeitung oder Zubereitung der Nahrungsmittel. Aber auch eine Steigerung des Nährstoffbedarfs durch die «moderne» Lebensweise mit Stress und Hektik, dem übermässigen Genuss von Alkohol, Nikotin oder Kaffee sowie körperliche Belastungen während einer Wachstumsphase, Krankheiten oder durch Umweltbelastungen erhöhen den eigenen Vitalstoffbedarf.
6. Selbstbehandlung
Bei der Entstehung von diversen Krankheiten wie Übergewicht, Diabetes, Osteoporose oder rheumatischen Erkrankungen spielt die Ernährung eine zentrale Rolle. Schätzungen zufolge ist etwa die Hälfte aller Erkrankungen in den westlichen Industrienationen auf eine falsche Ernährung zurückzuführen. Deshalb kommt die orthomolekulare Medizin bei der Behandlung aber vor allem auch bei der Vorbeugung von Krankheiten zum Einsatz. Beispielsweise:
Verschiedene Vitamine zur Steigerung der Leistung und Konzentrationsfähigkeit
Vitamin C und Zink zur Förderung der Wundheilung
Magnesium bei Muskelkrämpfen, zur Reizübertragung
Kalzium bei Allergien, zur Muskelfunktion
Chrom, Zink und Mangan bei Schwankungen des Zuckerstoffwechsel
Omega-3-Fettsäuren zur Senkung des Cholesterinspiegels
Eine weitere nützliche Entscheidungshilfe bei der Wahl der richtigen Therapieform finden Sie in einem Leitfaden des Dachverbandes für Komplementärmedizin (Dakomed).
Dakomed-Leitfaden zum Download [433.85 KB]
7. Anwender und ihre Ausbildung
Drogistinnen und Drogisten verfügen über eine umfassende Grundausbildung zum Thema Vitalstoffe. Führende Drogerien beschäftigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit spezifischen Weiterbildungen. Lassen Sie sich beraten.
8. Behandlung und Ablauf
Risikogruppen für eine Unterversorgung an Vitaminen und Mineralstoffen sind:
Schwangere und Stillende
Menstruierende Frauen besonders wenn sie Kontrazeptiva nehmen (besonders Vitamin B6)
Jugendliche (Vitamin A und Vitamine der B Gruppe)
Personen mit erhöhtem Alkoholkonsum
Personen in Stresssituationen
Leistungssportler
Personen mit chronischem Arzneimittelkonsum
Personen, die sich einer Reduktionsdiät unterziehen
Im Gegensatz zu den von der Weltgesundheitsorganisation empfohlenen Tagesdosierungen für Vitamine und Mineralstoffe, werden die meisten Vitalstoffe in der orthomolekularen Medizin höher dosiert. Lassen Sie sich deshalb in der Drogerie beraten. Besteht kein Mangel, kann es bei der Einnahme von hoch dosierten Nahrungsmittelergänzungsmitteln zu einer Überdosierung kommen (siehe Punkt 9).
9. Grenzen und Risiken
Eine erhöhte Dosierung von Vitamin C (ab einer Einnahme von einem Gramm) kann beispielsweise zu Durchfall führen. Ebenso sind Wechselwirkungen von Spurenelementen untereinander möglich. Auch veränderte Wirkungsweisen von Vitalstoffen in Kombination mit Bestandteilen in der Nahrung (beispielsweise in Grapefruitsaft oder Milch) oder Medikamenten (wie Abführmitteln, Antibiotika) sind möglich. Lassen Sie sich dazu in der Drogerie beraten.
10. Praktische Tipps
Zwischen der Einnahme von Vitamin E und Eisenpräparaten sollten mindestens vier Stunden liegen. Magnesium und Zink nicht gleichzeitig einnehmen.
11. Zahlt die Krankenkasse?
Viele Krankenkassen leisten einen Beitrag an die Behandlungskosten im Rahmen ihrer Zusatzversicherungen, sofern Therapeuten anerkannt sind. Nähere Informationen erhalten Sie direkt bei Ihrer Krankenkasse.
Redaktion: Nadja Mühlemann