Baden mit ätherischen Ölen

Ein paar Tropfen Aromaöl ins heisse Wasser und entspannt abtauchen – was gibt es Schöneres? Doch Vorsicht! Ätherische Öle können auch ungewollte Nebenwirkungen haben. Lassen Sie sich beraten.

Warmes Wasser hilft gegen Verspannungen und fördert die Durchblutung. Die Atmung wird gleichmässiger, langsamer und tiefer. Der Blutdruck sinkt und die Gefässe weiten sich. Wärme stimuliert den Teil des vegetativen Nervensystems, der für die Erholung des Organismus zuständig ist.

Noch gesünder ist Baden mit ätherischen Ölen. Die hochkonzentrierten Pflanzenstoffe können bis zu 400 verschiedene Wirkstoffe enthalten. Der Eidg. dipl. Drogist Martin Tresch kennt ihre vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten: «Ätherische Öle harmonisieren, sorgen für sinnliche Stimmung und helfen bei Schlafbeschwerden. Sie können aber auch vitalisierend sein und die Konzentrationsfähigkeit steigern.» Einige Öle, wie Teebaumöl, wirken desinfizierend und entzündungshemmend. Deshalb kommen sie oft bei Erkältungen zum Einsatz, sagt Tresch.

Wohltuender Genuss - aber gewusst wie

Ätherische Öle sind Medizin und können Gutes tun, vorausgesetzt, Sie wenden sie fachgerecht an. Lassen Sie sich darum unbedingt in Ihrer Drogerie beraten und beachten Sie folgende Grundregeln:

  • Verwenden Sie nur natürliche Essenzen. Im Gegensatz zu den synthetischen Ölen bleibt in den natürlichen Arzneien die Information der Pflanze, also ihre authentische Zusammensetzung, erhalten. Nur dadurch kann eine heilende Wirkung erzielt werden.

  • Achten Sie auf hochwertige Qualität. Ein gutes ätherisches Öl erkennen Sie zum Beispiel an folgenden Merkmalen auf dem Etikett: lateinische Bezeichnung, Ursprungsland, verwendeter Pflanzenteil, Gewinnungsverfahren des Öls und Chargennummer. Verwenden Sie nur Öle, die weder tierische noch synthetische Zusätze enthalten.

  • Bewahren Sie ätherische Öle richtig auf. Setzen Sie die Essenzen niemals direktem Sonnenlicht und Hitze aus. Das kann die Substanzen negativ verändern, oder verharzen. Experten empfehlen, ätherische Öle kühl und in einer dunklen Ecke zu lagern.

  • Achten Sie auf die Haltbarkeit. Das Mindesthaltbarkeitsdatum muss auf dem Behälter angegeben sein. Auf vielen Produkten steht allerdings nur, wie rasch Sie das Produkt nach dem Öffnen aufbrauchen sollten. Nach dem Produktionsdatum ist ein Öl generell maximal 30 Monate haltbar. Es ist wichtig, dass Sie Öl nicht über das Haltbarkeitsdatum hinaus verwenden, denn in altem Öl können sich hautreizende Substanzen bilden.

  • Dosieren Sie richtig. Wenn Sie unsicher sind, ob ein Öl für den gewünschten Anwendungszweck geeignet ist oder wie viel Sie davon verwenden können, holen Sie sich Rat. Drogisten und Drogistinnen kennen sich auf diesem Gebiet aus und unterstützen Sie gern bei der Suche nach dem passenden Öl .

  • Nachdem Sie mit einer Fachperson das geeignete Öl ausgewählt haben, sollten Sie die Essenzen vor Gebrauch mit dem Armbeugetest ausprobieren. Am Abend vor dem Schlafengehen wenige Tropfen des fertig zubereiteten Öls auf der empfindlichen Innenseite der Armbeuge auftragen und sanft einreiben. Drogist Tresch: «Wenn am nächsten Morgen keine Haut- reaktionen auftreten wie Jucken oder Rötung, können Verbraucher davon ausgehen, dass sie das Öl gut vertragen.»

  • Bringen Sie ätherische Öle nie mit den Schleimhäuten in Kontakt, sie reizen.

  • Halten Sie die Öle von den Augen fern, sonst riskieren Sie Beissen, Brennen und sogar Augenschäden. Passiert es trotzdem, rät Tresch: «Die Augen gründlich mit lauwarmem Wasser ausspülen, und dann sofort zum Notarzt. Idealerweise nimmt man das Produkt mit, welches mit den Augen in Kontakt gekommen ist, um es dem Arzt zu zeigen.»

  • Tabu ist auch die Einnahme einer Essenz ohne fachkundige Begleitung. Bestimmte ätherische Öle sind giftig und können Organschäden verursachen.

  • Bewahren Sie ätherische Öle ausser Reichweite von Kindern auf. Für Babys und kleine Kinder sind auch Bäder mit ätherischen Ölen sehr heikel. «Kinder reagieren sensibler auf ätherische Öle als Erwachsene.» Drogist Tresch empfiehlt daher nur sehr niedrige Dosierungen, von den meisten Aromatherapien rät er bei Kindern sogar ganz ab.

Passende Essenzen

Für ein Vollbad für Erwachsene rät der Experte zu fünf bis acht Tropfen eines konzentrierten Öls. Bei einem verdünnten Öl (auf der Verpackung angegeben) dürfen es ein paar Tropfen mehr sein. Bei einem Sitz- und Fussbad sind vier Tropfen konzentriertes Öl ideal.

Motivation

Für Motivation sorgen Bergamotte, Mandarine, Grapefruit und Neroli. Frischen Wind und neuen Antrieb verschaffen zudem Zitrusdüfte wie Zitrone und Limette sowie Kräuteressenzen, darunter Rosmarin oder Thymian.

Stress

Litsea cubeba, eine Essenz aus den Früchten des Litsea-Baumes, entspannt und gleicht aus. Auch Lavendel wirkt beruhigend und harmonisierend. Gleichzeitig belebt er aber auch, darum fühlen sich viele nach einem Lavendelbad beschwingt ausgeglichen. Für einen noch besseren Effekt sollten Sie die Haut nach dem Baden mit einem Massageöl einreiben, das Lavendel enthält.

Traurigkeit

Blütendüfte wie Rose, Geranie oder Magnolie helfen, traurige Momente besser zu ertragen. Dazu passen die stabilisierenden und stärkenden Dufthölzer Zeder, Zypresse oder Zirbelkiefer. Ein schöner Nebeneffekt: Die Haut ist danach weich und duftet frisch.

Erkältung

Speziell für die kalte Jahreszeit eignet sich ein Bad mit Edeltanne. Diese Essenz lindert erkältungsbedingte Kopf- und Gliederschmerzen. Eukalyptus ist entzündungshemmend. Für Babys und Kinder gibt es ein schwachdosiertes Erkältungsbad, eine Fertigmischung mit Eukalyptus, Anis, Thymian und Kamillenblütenöl. Drogist Martin Tresch: «Zehn Milliliter davon in ein Vollbad von 37 Grad reicht. Kinder sollten darin maximal 15 Minuten baden.» Wenn Sie die ätherischen Öle gleichzeitig über Mund und Nase einatmen, verstärkt sich die heilende Wirkung.

Kopfweh und Übelkeit

Helfer Nummer eins bei Kopfweh und Übelkeit ist Pfefferminzöl.

Sportverletzungen

Rosmarin, Pfefferminze und Wacholder beschleunigen den Heilungsprozess. Dank Kiefer und Latschenkieferöl atmen Sportler und Sportlerinnen tiefer ein, so wird die Lunge besser mit Sauerstoff versorgt.

Konzentration und Erfrischung

Studien in japanischen und amerikanischen Grossraumbüros haben gezeigt: Zitronenduft steigert die Konzentrationsfähigkeit. Die Zahl der Tippfehler verringerte sich durch den Zitronenduft. Zitrusöl fördert die Durchblutung und bringt den Kreislauf in Schwung. Eine weitere Essenz, die aufbaut, stimuliert und fit macht ist Grapefruitöl.

Neurodermitis

Gegen Neurodermitis haben sich Lavendel- und Geranienöl bewährt.

Schwangerschaftsstreifen

Um Schwangerschaftsstreifen vorzubeugen sind zum Beispiel die hautpflegenden Basisöle mit Jojoba oder Wildrose ideal.

Aktivierung

Bei Antrieblosigkeit und Müdigkeit ist Rosmarin genau das Richtige, es hat einen vitalisierenden Effekt. Wer sich nach dem Baden kräftig trocken rubbelt, regt seinen Kreislauf zusätzlich an.

Prüfungsangst und Nervosität

Gegen Prüfungsangst und Nervosität ist ein Bad mit Lavendel empfehlenswert. Bei Kindern reichen zwei bis drei Tropfen. Bei Erwachsenen darf es die doppelte Menge sein.

Entlastung

Ob bei Sorgen oder nach einem anstrengenden Tag: Kastanie erleichtert. Sie nimmt das Schweregefühl in den Gliedern. Für das innere Gleichgewicht sorgt ein Bad mit Rose.

Übrigens: Für alle, die es gerne einfach haben, gibt es in vielen Drogerien fertig gemischte Badezusätze.

Das sollten Sie auch noch beachten

Ätherische Öle verbinden sich nicht automatisch mit dem Badewasser. Sie müssen sie vorher mit einem Lösungsvermittler verrühren. Viele auf ätherische Öle spezialisierte Drogerien bieten entsprechende Badegrundlagen an. Oder Sie nehmen zwei Esslöffel frische Milch, Rahm oder Honig. Drogist Tresch: «Wer an trockener Haut leidet, verwendet am besten Schlagrahm. Rahm ist fettiger als Milch. Er gibt der Haut ihre Feuchtigkeit zurück.»

Wer zu heiss oder zu lange badet, belastet seinen Kreislauf. Deshalb sollte die Wassertemperatur nicht höher als 38 Grad Celsius sein und der Badespass nicht länger als 20 Minuten dauern. Ausserdem rät Drogist Tresch: «Baden Sie nur dann in 38 Grad heissem Wasser, wenn Sie die Durchblutung fördern wollen. Möchten Sie nach dem Bad entspannt sein und gut einschlafen können, ist eine Wassertemperatur von 36 Grad Celsius besser. Babys und Kleinkinder sollten bei maximal 37 Grad und für höchstens drei bis zehn Minuten baden.»

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Autorin: Vanessa Naef
Redaktion: Bettina Epper
Quelle
  • «Drogistenstern»