Wenn der Geschmackssinn streikt

Essen ist Genuss – dank unseres Geschmackssinns. Doch was, wenn dieser sich plötzlich verändert oder gar ganz verschwindet?

Folgende Themen werden in diesem Artikel behandelt

Wie wenig ein Essen mundet, wenn man erkältet und die Nase zu ist, wissen wohl die meisten. Und viele, die eine Covid-19-Infektion überstanden haben, klagen darüber, nichts mehr zu schmecken. Störungen des Geschmackssinns heissen Dysgeusien (von griechisch geusis = Geschmack). Es gibt verschiedene Formen:

  • Bei einer Parageusie schmecken Nahrungsmittel anders als gewohnt.

  • Wer unter einer Phantogeusie leidet, schmeckt ständig etwas (z. B. metallisch, bitter, salzig), auch ohne zu essen.

  • Wer Geschmäcke nur noch reduziert wahrnimmt, hat eine Hypogeusie.

  • Der vollständige Geschmacksverlust schliesslich heisst Ageusie.

  • Störungen, bei denen nur einzelne Geschmacksrichtungen (z. B. süss oder bitter) nicht oder vermindert wahrgenommen werden, heissen dissoziierte Hypogeusie bzw. Ageusie.

Auslöser solcher Geschmacksprobleme können Medikamente sein (Antibiotika, Blutdruckmedikamente), medizinische Behandlungen wie Chemotherapie oder auch eine Schädigung der Nervenstränge, die fürs Schmecken zuständig sind.

Geschmacksverlust im Alter

Je älter jemand wird, desto mehr lassen die Sinne nach – allen voran der Geschmackssinn. Wie erheblich die Verluste sind, zeigt eine Studie aus den USA. Die Forscher untersuchten die Sinneswahrnehmungen von 3500 Personen zwischen 57 und 85 Jahren. Resultat: Fast die Hälfte (48 Prozent) erkannte keine einzige von vier Proben von sauer, bitter, süss und salzig auf der Zunge. Das liegt daran, dass die Zahl der Geschmacksknospen mit zunehmendem Alter abnimmt. So haben Neugeborene ca. 10 000 Geschmacksknospen, im hohen Alter sind es noch ein Fünftel davon.

Wenn Corona den Geschmack raubt

Typische Symptome einer Covid-19-Erkrankung sind trockener Husten, Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen – und Geruchs- und/oder Geschmacksstörungen. Ja, sogar rund zwei Drittel der an Covid-19 Erkrankten haben gemäss aktuellen Untersuchungen eine Beeinträchtigung des Geruchs- und/oder Geschmackssinns. Dieses Symptom tritt oft in der Frühphase der Erkrankung auf und könnte helfen, eine Infektion zeitig zu erkennen. Wie die Geruchs- und/oder Geschmacksstörungen im Zusammenhang mit der Covid-19-Erkrankung zustande kommen, ist noch unzureichend erforscht. Es wird vermutet, dass durch SARS-CoV-2 ausgelöste entzündliche Veränderungen in der Riechschleimhaut zu einer Störung der Riechnervenfunktion führen.

Autorin und Redaktion: Bettina Epper
Wissenschaftliche Kontrolle: Dr. phil. nat. Anita Finger Weber
Quellen
  • «Global Sensory Impairment in Older Adults in the United States», in: Journal of the American Geriatrics Society, 2016

  • Helmut Milz: «Der Eigensinnige Mensch. Körper, Leib & Seele im Wandel», Edition Zeitblende, 2019

  • Deutsche Apothekerzeitung

  • Pharmazeutische Zeitung

  • Elke Oberhofer: «Riechstörung als früher Marker für Covid-19», Springer Medizin Verlag GmbH, 2020

  • Shima T. Moein et al.: «Smell dysfunction: a biomarker for COVID-19», International Forum of Allergy & Rhinology, 2020