Apitherapie
Folgende Themen werden in diesem Artikel behandelt
- 1. Definition
- 2. Philosophie
- 3. Plausibilität des Konzepts
- 4. Belege für die Wirksamkeit
- 5. Praktische Anwendung
- Propolis
- Blütenpollen
- Bienenwachs
- Bienengift
- 6. Selbstbehandlung
- 7. Anwender und ihre Ausbildung
- 8. Behandlung und Ablauf
- 9. Grenzen und Risiken
- 10. Nebenwirkungen
- 11. Praxistipps
- 12. Zahlt die Krankenkasse?
1. Definition
Apitherapie ist eine natürliche Heilmethode aus Bienenprodukten. Sie wird zur Prävention, Heilung und Genesung von Krankheiten eingesetzt. Die individuelle Therapie erfolgt vor allem mit den sechs Bienenerzeugnissen: Honig, Propolis, Gelée Royale, Blütenpollen, Bienengift und Bienenwachs.
2. Philosophie
Bereits vor 100 Millionen Jahren war die Erde von Bienen bevölkert. Ihre natürlichen Widerstandskräfte machten sie zu Überlebenskünstlern. Genau diese Kräfte sind es, auf die sich die Apitherapie stützt. Der Begriff Apitherapie wird vom lateinischen «apis» hergeleitet, welcher frei übersetzt «Biene» bedeutet. Überlieferungen zufolge haben bereits Völker wie etwa die Ägypter oder die Griechen Honig verwendet, um Wunden zu heilen oder Darmkrankheiten zu kurieren. Hier ist auch der sogenannte Met (Honigwein) erwähnenswert. Dieser wurde schon von den Germanen als Heilmittel eingesetzt. Selbst Hippokrates verfasste über 70 Rezepturen unter Berücksichtigung von Bienenprodukten. Auch die traditionelle chinesische Medizin macht sich die Erzeugnisse aus dem Bienenstock zunutze.
Methodik: Bienenprodukte werden äusserlich wie auch innerlich angewendet. Honig ist das bekannteste Bienenerzeugnis. Es dient nicht nur als Brotaufstrich, sondern kann auch als Wickel, für Honigmassagen oder zur Wundbehandlung eingesetzt werden. Honig, Gelée Royale und Blütenpollen werden zu den Nahrungsmitteln gezählt und können eingenommen werden. Propolis hingegen darf in der Schweiz nur in spagyrischer und homöopathischer Form verkauft werden.
3. Plausibilität des Konzepts
Bei zahlreichen Alltagsbeschwerden und -erkrankungen angewandt, ist die Apitherapie eine unbedenkliche Alternative zu chemischen Arzneimitteln, die oft Nebenwirkungen haben. Von Allergien über Erkältungen bis hin zu Kopfschmerzen gibt es kaum eine Beschwerde, bei der Bienenprodukte nicht unterstützend oder alternativ eingesetzt werden können.
4. Belege für die Wirksamkeit
Produkte aus dem Bienenstock sind keine Wundermittel. Zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen belegen jedoch deren positive Wirkung auf Gesundheit und Wohlbefinden. Unter anderem machte eine Studie zur Behandlung von Reizhusten mit Honig von sich reden:
In dieser wurden die Wirkung von Honig und einem nach Honig schmeckenden Hustenmittel mit Dextromethorphan verglichen. Kinder zwischen zwei und 18 Jahren mit einem Infekt der oberen Luftwege bekamen vor dem Schlafengehen entweder Buchweizenhonig oder eine Portion Hustenmittel. Danach wurden Dauer und Stärke des Hustens sowie die Schlafqualität der Kinder geprüft. Selteneres nächtliches Husten sowie besserer Schlaf bestätigten die Effizienz des Honigs. Die Wirkung des Hustenmittels war jedoch sehr gering.
Propolis wird eine Wirkung zugeschrieben. So nutzte man das Kittharz im Zweiten Weltkrieg zur Behandlung eitriger Wunden. Jüngst soll es in ersten Laboruntersuchungen bereits gelungen sein, mit CLU-502 Krebszellen abzutöten. CLU-502 stammt aus dem Bienenharz des subtropischen Balsamapfels.
Im Jahr 2006 erschien unter dem Titel «Bienenprodukte und Gesundheit» eine ausführliche Publikation zur Apitherapie. Diese wurde von der Forschungsanstalt Agroscope Liebefeld-Posieux ALP des Eidgenössischen Volkswirtschaftsdepartements, EVD, erstellt.
Eine weitere nützliche Entscheidungshilfe bei der Wahl der richtigen Therapieform finden Sie in einem Leitfaden des Dachverbandes für Komplementärmedizin (Dakomed).
Dakomed-Leitfaden zum Download [433.85 KB]
5. Praktische Anwendung
Weit über 500 verschiedene Krankheiten sollen sich mit Bienenprodukten behandeln lassen.
Honig: Dient allgemein als Energielieferant und wirkt vor allem bei Entzündungen und Schwellungen. Honig ist ein uraltes Naturheilmittel zur Wundbehandlung.
Gelée Royale: Dies ist der sogenannte Weiselfuttersaft, mit dem die Bienenkönigin genährt wird. Es ist reich an Spurenelementen und stärkt das Immunsystem. Dessen Einnahme soll bei Erschöpfungszuständen, Schlafstörungen, niedrigem Blutdruck, Arteriosklerose, chronischen Lungenkrankheiten, Beschwerden in der Menopause und unterstützend bei der Bekämpfung von Metastasen helfen.
- Propolis
Propolis ist die Fachbezeichnung für Kittharz des Bienenstocks. Es gilt als stärkstes natürliches Antibiotikum und hemmt Bakterien, Viren sowie Pilze. Zudem weist Propolis desinfizierende und schmerzstillende Eigenschaften bei Haut-, Mund- und Racheninfektionen auf. Es darf in der Schweiz nur in spagyrischer oder homöopatischer Form verabreicht werden. Jüngst wurde das Kittharz auch in der Krebsbehandlung zur Hemmung des Wachstums bestimmter Geschwülste und Krebszellen komplementär eingesetzt.
- Blütenpollen
Blütenpollen stärken als Nahrungsmittelergänzung die körperliche Abwehr gegen Grippeviren und Ähnliches. Pollen werden unter anderem auch zur Desensibilisierung bei Heuschnupfen angewendet.
- Bienenwachs
Salben aus Bienenwachs kennt die Volksmedizin seit Urzeiten. Sie sind reich an Vitamin E und dienen zur Pflege von rissiger und spröder Haut.
- Bienengift
Bienengift soll insbesondere gegen Gelenkerkrankungen, Arthrose und multipler Sklerose helfen.
6. Selbstbehandlung
Mit Ausnahme von Propolis und Bienengift gelten Bienenprodukte als Nahrungsmittel und sind für den Laien problemlos anwendbar. Bei Honig, Gelée Royale und Bienenwachs treten nahezu keine allergischen Reaktionen auf. Einzig bei der Einnahme von Blütenpollen sollten hochallergische Personen mit kleinen Dosen beginnen. Was die Anwendung von Bienengift betrifft, muss ein vorgängiger Allergietest durchgeführt werden.
7. Anwender und ihre Ausbildung
Zurzeit gibt es noch keinen anerkannten Lehrgang zum Apitherapeuten. «Es sind jedoch Bestrebungen im Gang, eine einheitliche Ausbildung zu konzipieren», sagt Jonas Zenhäusern, Imker und Vorstandsmitglied des Schweizerischen Apitherapievereins. Gemäss Zenhäusern wäre es wünschenswert, wenn sich jeder Bienenzüchter mit den Grundkenntnissen der Apitherapie vertraut machen würde.
8. Behandlung und Ablauf
Apitherapeuten sind in der Regel Imker. Sie können weder eine Anamnese durchführen noch eine Diagnose stellen. Bei erheblichen Beschwerden ist eine vorgängige schulärztliche Untersuchung unumgänglich. Aufgrund der gestellten Diagnose kann der Apitherapeut mit natürlichen Methoden zum Heilungsverlauf beitragen. Apitherapie soll bei chronischen Erkrankungen, funktionellen und psychosomatischen Störungen helfen. Sie kann auch in Kombination mit weiteren komplementärmedizinischen Therapieformen angewendet werden.
Für die Desensibilisierung bei Heuschnupfen wird die Einnahme von Honig und Blütenpollen empfohlen. Um die gewünschte Wirkung zu erhalten, sollten die Blütenpollen keine Unreinheiten aufweisen und aus der Region stammen. Gleiches gilt für Honig. Er sollte nicht industriell verarbeitet, sprich erhitzt worden sein. Eine Erhitzung hätte den Verlust der natürlichen Wirkstoffe zur Folge.
9. Grenzen und Risiken
Bei akuten Erkrankungen kann Apitherapie nur unterstützend eingesetzt werden. Honig sollte nicht an Säuglinge unter einem Jahr verabreicht werden.
10. Nebenwirkungen
Apitherapie weist in der Regel keine Nebenwirkungen auf. Einzig beim Einsatz von Bienengift ist Vorsicht geboten. Hier ist ein vorgängiger Allergietests ratsam.
Rund 5 Prozent der Bevölkerung reagieren allergisch auf Insektenstiche von Bienen, Wespen, Hornissen oder Hummeln. Bei den allergischen Reaktionen gegen Bienenstiche unterscheidet man zwischen schweren Lokalreaktionen und Allgemeinreaktionen.
Schwere Lokalreaktionen: Bei einem Stich bleibt die Rötung nicht lokal, sondern erfasst ganze Extremitäten. Die Schwellungen sind schmerzhaft und können bis zu 24 Stunden andauern.
Allgemeinreaktionen: Die Hauptsymptome sind Rötungen und Juckreiz. Sie können von Schüttelfrost, Erbrechen, Übelkeit und Schwellungen im Gesicht begleitet sein. Beim geringsten Verdacht auf Allgemeinreaktionen muss sofort der Notarzt gerufen werden. Es drohen lebensgefährliche Komplikationen.
11. Praxistipps
«Bienenprodukte sollten wenn möglich frisch und aus der Region konsumiert werden», sagt Drogist und Imker Peter Heiniger aus Reigoldswil. Er empfiehlt Blütenpollen zur Stärkung des Organismus zum Beispiel bei Stress oder Krankheit: Blütenpollen sind von einer Art harter Schale umgeben. Um die wertvollen Vitalstoffe für den menschlichen Organismus besser verwertbar zu machen, gehen Sie wie folgt vor: Mischen Sie 250 bis 300 Gramm Blütenpollen mit 500 Gramm flüssigem Honig und lassen Sie die Mischung zwei Wochen stehen. Von der entstandenen Honig-Pollen-Creme nimmt man fünfzehn Minuten vor jeder Hauptmahlzeit ein bis zwei Teelöffel ein.
Tipp: Wer zum Süssen von Tees Honig verwendet, sollte diesen erst in die Tasse einrühren, wenn der Tee «trinkwarm» ist. Nur so kann der Honig seine Wirkstoffe voll entfalten.
12. Zahlt die Krankenkasse?
Apitherapie wird von den Krankenkassen nicht anerkannt.
- Quellen
Apitherapieverein Schweiz
Zentrum für Bienenforschung der Forschungsanstalt Agroscope Liebefeld-Posieux