Grippeimpfung: Das sollten Sie wissen
Die saisonale Grippe ist keine Bagatelle. Schlimmstenfalls verläuft sie tödlich. Wer sollte sich dagegen impfen lassen? Und wie gut schützt die Impfung eigentlich vor der Influenza?
Folgende Themen werden in diesem Artikel behandelt
- Impfung für Risikogruppen
- Frühgeborene Kinder
- Personen ab 65 Jahren
- Schwangere
- Menschen mit chronischen Krankheiten
- Jede fünfte Person lässt sich impfen
- Gesunde erholen sich gut von einer Grippe
- Die beste Impfzeit
- Grippeimpfung – keine Garantie
- Mildere Symptome
- Impfung wirkt bei älteren Menschen weniger gut
- Nebenwirkungen der Grippeimpfung
- Grippeimpfung ist nicht für alle geeignet
Die Grippe kann alle treffen. Wer angesteckt wird, leidet oft nach nur wenigen Stunden an hohem Fieber, Schüttelfrost, Kopf- und Gliederschmerzen. Häufig fesselt die Influenza einen bis zu zwei Wochen ans Bett. Die Viruserkrankung kann mild verlaufen oder aber bakterielle Zweitinfektionen wie beispielsweise eine Lungen- oder Herzmuskelentzündung nach sich ziehen. Unter Umständen führen diese zum Tod. Jährlich sterben in der Schweiz mehrere hundert Personen an den Folgen einer Grippe. Davon betroffen sind zu 90 Prozent Personen über 65 Jahre.
Impfung für Risikogruppen
Gegen Grippe lässt man sich am besten im Herbst impfen. Die Behandlung schützt «nur» vor dem Influenzavirus – nicht aber vor einem grippalen Infekt wie einer Erkältung. Gegen Halsweh, Schnupfen und Co. gibt es keinen Impfstoff. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) empfiehlt die Grippeimpfung primär Personen, die ein erhöhtes Risiko für gesundheitlich, ernsthafte Folgen haben. Dazu gehören:
- Frühgeborene Kinder
Kinder, die vor der 33. Schwangerschaftswoche auf die Welt kamen oder bei der Geburt weniger als 1,5 Kilogramm wogen, sollten ab dem sechsten Lebensmonat für die nächsten beiden Winter geimpft werden. Sie haben ein höheres Risiko, an einer Zweitinfektion wie beispielsweise einer Lungen-, Mittelohr- oder Herzmuskelentzündung zu erkranken oder Probleme mit dem Nervensystem zu bekommen.
Kinder unter sechs Monaten impfen Experten grundsätzlich nicht gegen Grippe. Grund: Es fehlen Studien zur Grippeimpfstoffsicherheit bei Säuglingen im ersten Halbjahr. «Wichtig ist, dass die Kleinen durch ihr Umfeld geschützt sind. Deshalb sollten sich vor allem die Mütter gegen Grippe impfen lassen», sagt Adrien Kay, Mediensprecher des Bundesamtes für Gesundheit (BAG). Zudem sei es sinnvoll, wenn auch andere Familienmitglieder oder Betreuungspersonen des Säuglings gegen Influenza geimpft seien.
- Personen ab 65 Jahren
Bei Menschen ab 65, die an einer Grippe erkranken, kommt es häufiger zu einer Lungen-, Herzbeutel-, Hirnhaut- oder Gehirnentzündung als bei jüngeren gesunden Erwachsenen. Solche Komplikationen verlaufen schlimmstenfalls tödlich. Deshalb sollten Seniorinnen und Senioren sich jährlich gegen Influenza impfen lassen.
- Schwangere
Für Schwangere und Ungeborene ist die saisonale Grippe gefährlich. Die werdende Mutter könnte zusätzlich eine Lungenentzündung bekommen oder eine Frühgeburt erleiden. Ausserdem besteht die Gefahr, dass das Baby mit einem zu niedrigen Geburtsgewicht (unter 2,5 Kilogramm) auf die Welt kommt.
- Menschen mit chronischen Krankheiten
Bei Menschen mit einer chronischen Krankheit kann die Grippe fatal sein. Zu den häufigsten gesundheitlichen Folgen bei chronisch Kranken gehören die Lungen- und Herzbeutelentzündung. Oft verschlimmert die Grippe auch die entsprechende Krankheit. Das heisst: Bei Asthma kommt es vermehrt zu Asthmaanfällen oder bei Diabetes zu einer Blutzuckerentgleisung. Gegen Influenza impfen lassen, sollten sich Menschen mit:
einer Stoffwechselstörung, z.B. Diabetes oder starkem Übergewicht
einer Immunschwäche, z.B. einer HIV-Infektion oder Krebs
einer Leberkrankheit, z.B. einer Leberzirrhose oder Leberentzündung
einer Nierenkrankheit, z.B. einer Niereninsuffizient oder Nierenentzündung
einer Funktionsstörung der Milz
einer Herzkrankheit, z.B. einer Herzinsuffizienz oder Arteriosklerose
einer Lungenkrankheit, z.B. Asthma oder der chronisch obstruktiven Lungenkrankheit COPD
einer neurologischen Krankheit, z.B. Multiple Sklerose oder Epilepsie
Jede fünfte Person lässt sich impfen
Auch Personen, die privat oder arbeitshalber im engen Kontakt mit Risikogruppen stehen, sollten sich gegen Grippe impfen lassen. Hier geht es in erster Linie darum, andere vor einer Ansteckung zu schützen. Gemäss Hochrechnungen lässt sich fast jede fünfte Person in der Schweiz gegen Influenzaviren impfen – sofern alle Dosen verwendet werden.
Gesunde erholen sich gut von einer Grippe
Adrien Kay, Mediensprecher des BAG: «Für gesunde Kinder und jüngere gesunde Erwachsene ist die Grippeimpfung kein Muss. Bei ihnen verläuft die Influenza meistens komplikationslos. Zudem erholen sie sich in der Regel gut davon.» Trotzdem könne man sich auch aus persönlichen Gründen wie Ferien, Sport oder der Arbeit für die Impfung entscheiden.
Die beste Impfzeit
Die Grippeimpfung erhält man zum Beispiel beim Arzt, in gewissen Apotheken oder in einem Impfzentrum für rund 30 Franken. Die ideale Zeit dafür ist zwischen Mitte Oktober und Mitte November, denn es dauert eine bis zwei Wochen, bis sie vor der Krankheit schützt. Am nationalen Schweizer Grippeimpftag, anfangs November, bieten viele Arztpraxen die Impfung ohne Voranmeldung und etwas billiger an.
Bei Risikopatienten oder Personen, die wegen ihrer Arbeit mit Menschen geimpft werden müssen, bezahlt die obligatorische Krankenkassenversicherung oder der Arbeitgeber die Impfung. Die anderen müssen teilweise selber für die Kosten aufkommen.
Grippeimpfung – keine Garantie
Risikogruppen sollten die Grippeimpfung jährlich erneuern. «Die Viren verändern sich und so wird auch jedes Jahr ein neuer Impfstoff produziert» sagt Kay. Jeweils im Februar empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) den Impfstoffherstellern, welche Virenstämme im kommenden Impfstoff enthalten sein sollten. Allerdings können sich die Viren bis im Herbst genetisch noch so stark verändern, dass der aktuelle Impfstoff dann «veraltete» Virenstämme enthält. Die Impfung schützt somit nicht mehr oder nur noch teilweise vor der saisonalen Grippe.
Mildere Symptome
Für Experten wie Kay ist das aber kein Grund, sich nicht impfen zu lassen: «Auch, wenn die Impfung eine Influenza nicht ganz verhindert, ist sie nicht nutzlos. Oft sind die Symptome milder und es kommt auch weniger häufig zu schweren gesundheitlichen Folgen. Zudem ist die Impfung von allen Präventionsmöglichkeiten die einfachste und wirksamste.» Das schliesse jedoch nicht aus, dass auch andere ergänzende Massnamen wie regelmässiges Händewaschen sinnvoll seien, um sich vor Infektionen zu schützen. Schliesslich ist im Winter auch Erkältungszeit. «Mit einem gesunden Lebensstil und einer ausgewogenen Ernährung stärkt man zudem seine Immunabwehr», sagt Kay.
Apropos Immunsystem stärken: Viele glauben, dass gerade eine Grippe die Körperabwehr auf Vordermann bringe. Ein Mythos. «Wer eine Grippe durchmacht, ist danach zwar für eine kurze Zeit gegenüber genau diesem Influenzavirenstamm immun, jedoch nimmt dieser Schutz mit der Zeit wieder ab. Der Nutzen einer durchgemachten Grippe steht in keinem Verhältnis zum Risiko einer schweren Krankheit», sagt Kay.
Impfung wirkt bei älteren Menschen weniger gut
Laut dem BAG-Mediensprecher gibt es aus verschiedenen Gründen keine exakten Daten darüber, wie gut eine Grippeimpfung vor der Influenza schützt. Fakt ist aber: Geimpfte Seniorinnen und Senioren haben ein höheres Risiko, an der saisonalen Grippe zu erkranken als geimpfte jüngere und gesunde Erwachsene. «Die Wirksamkeit der Impfung hängt unter anderem vom Immunsystem einer Person ab. So wie die anderen Organe des Körpers altert auch die Körperabwehr. Dadurch wird sie weniger leistungsfähig, hat mehr Mühe, schützende Antikörper herzustellen und kann letztendlich Viren weniger gut bekämpfen», sagt Kay. Somit sei auch der Impfschutz weniger hoch. Studien haben aber gezeigt, dass die jährliche Impfung auch bei älteren Menschen viel bringt. Sie hat die Anzahl Todesfälle in den letzten Jahren stark reduziert.
So funktioniert die Grippeimpfung
Grippeimpfstoffe enthalten Teile von inaktiven Viren. Diese lösen aber keine Grippe aus, sondern das Immunsystem reagiert darauf und bildet Antikörper. Diese schützen den Körper später vor denselben Viren. Weil die Virenstämme sich aber ständig verändern, braucht es jedes Jahr einen neuen Impfstoff und somit eine neue Impfung.
Nebenwirkungen der Grippeimpfung
Eine Grippeimpfung bringt nicht immer nur Gutes. Sie kann auch Nebenwirkungen haben:
Manchmal rötet sich die Injektionsstelle und schmerzt ein bisschen.
Weniger als jede zehnte Person aller Geimpften bekommt Fieber, Muskelschmerzen oder Übelkeit. Diese Symptome sind harmlos und gehen nach rund zwei Tagen von alleine wieder weg.
Nur ganz selten treten zum Beispiel Hautausschläge, Ödeme, Asthma oder eine allergische Reaktion auf die Impfstoffkomponenten auf.
Achtung: Wer Fieber hat oder akut krank ist, sollte sich erst impfen lassen, wenn er oder sie wieder gesund ist. Während einer Krankheit ist das Immunsystem damit beschäftigt, Krankheitserreger zu bekämpfen und sollte nicht zusätzlich mit einer Impfung belastet werden.
Grippeimpfung ist nicht für alle geeignet
Personen, die allergisch auf die Impfstoffkomponenten oder auf Hühnereiweiss reagieren, sollten sich nicht impfen lassen. Wer sich in diesen Punkten nicht sicher ist, sollte mit seinem Arzt darüber sprechen.
Grippezeit – warum oft im Winter?
Die Grippe grassiert vor allem im Winter. Wissenschaftler wissen noch nicht genau, warum das so ist. Sie vermuten aber, dass sich Viren bei kalten Temperaturen besonders gut ausbreiten. Ausserdem haben Menschen wegen der trockenen Winter- und Heizungsluft trockenere Schleimhäufte als in wärmeren Jahreszeiten. Diese können Viren weniger gut abwehren als feuchte, intakte Schleimhäute. Kommt hinzu, dass sich Menschen im Winter vor allem in geschlossenen Räumen aufhalten und sich so gegenseitig anstecken. Die Übertragung geschieht zum Beispiel durch die sogenannte Tröpfcheninfektion. Menschen atmen die Viren, die durch Niesen, Husten oder Sprechen in der Luft herumschwirren, ein. Oder es kann auch sein, dass man sich durch Händeschütteln oder Küssen bei einer Grippeinfizierten Person ansteckt.
Wissenschaftliche Kontrolle: Dr. phil. nat. Anita Finger Weber
- Quellen
Unterlagen des Bundesamtes für Gesundheit (BAG)
Adrien Kay, Mediensprecher des BAG