Schwangerschaftsverhütung
Nach der Periode ist die Frau unfruchtbar, Spermien kann sie einfach ausspülen. Beim Thema Verhütung kursieren abstruse Theorien. Christine Sieber, Sexualpädagogin und Projektleiterin der Stiftung Sexuelle Gesundheit Schweiz, stellt die 10 häufigsten auf den Prüfstand.
Folgende Themen werden in diesem Artikel behandelt
- 1. Beim Petting kann die Frau nicht schwanger werden.
- 2. Nach dem Sex kann die Frau ihre Scheide mit Cola ausspülen – und weg sind die Spermien.
- 3. Während der Menstruation ist die Frau unfruchtbar. Daher kann sie es bedenkenlos ohne Verhütung im Bett krachen lassen.
- 4. Stillen wirkt wie ein Verhütungsmittel.
- 5. Während der Wechseljahre ist die Verhütung überflüssig.
- 6. Antibiotika machen die Pille während der Einnahme unwirksam.
- 7. Verhütungsmittel sind unnötig, wenn der Mann seinen Penis kurz vor dem Orgasmus herauszieht.
- 8. Natürliche Verhütungsmethoden wie Verhütungscomputer und Temperaturmessen schützen kaum vor einer Schwangerschaft.
- 9. Verhütung mit Gummi ist unsicher.
- 10. Die Pille danach kann die Frau bis zu einer Woche nach einem geplatzten Kondom einnehmen.
1. Beim Petting kann die Frau nicht schwanger werden.
Stimmt nicht. Wenn Sperma oder Lusttröpfchen, die Samen enthalten, in die Scheide gelangen, besteht das Risiko für eine Schwangerschaft. Gut zu wissen: Beim Petting sollten der Penis oder die Hände mit Sperma dran nicht in Kontakt mit der Scheide kommen.
2. Nach dem Sex kann die Frau ihre Scheide mit Cola ausspülen – und weg sind die Spermien.
Ob mit Cola, Wasser oder anderen Produkten. Die Scheide nach der Ejakulation ausspülen, ist keine sichere Verhütungsmethode. Grund: Man kann nie alle Spermien entfernen. Befinden sie sich erst einmal in der Scheide, können sie mit dem Fruchtbarkeitsschleim zur Gebärmutter und in die Eileiter transportiert werden. Das Risiko einer Schwangerschaft besteht.
3. Während der Menstruation ist die Frau unfruchtbar. Daher kann sie es bedenkenlos ohne Verhütung im Bett krachen lassen.
Das Risiko, während oder kurze Zeit nach der Periode befruchtet zu werden, ist kleiner, aber möglich. Der weibliche Zyklus ist sehr komplex und fällt nicht immer wie im Lehrbuch aus. Der Eisprung-Zeitpunkt kann von Monat zu Monat variieren und auch Stress, Medikamente und Krankheiten können ihn beeinflussen. Hinzu kommt, dass Spermien bis zu einer Woche in der Gebärmutter überleben können.
4. Stillen wirkt wie ein Verhütungsmittel.
Beim Stillen wird das Hormon Prolaktin ausgeschüttet. Das hemmt die Aktivität der Eierstöcke. Doch ein sicherer Empfängnisschutz ist das nicht. Frischgebackene Mütter sprechen am besten mit ihrem Arzt oder ihrer Hebamme über die Verhütung.
5. Während der Wechseljahre ist die Verhütung überflüssig.
Erst, wenn eine Frau ihre Periode ein Jahr lang nicht mehr bekommen hat, kann sie davon ausgehen, unfruchtbar zu sein. Vorher gibt es während der Wechseljahre Zyklus-Schwankungen.
6. Antibiotika machen die Pille während der Einnahme unwirksam.
Stimmt. Doch bestimmte Medikamente können die Schutzwirkung der Pille auch noch nach Einnahmeende beeinträchtigen. Sie sollten dann zusätzlich mit Kondomen verhüten. Im Zweifelsfall können Sie den Arzt um Rat fragen, der ihnen das Medikament verschrieben hat. Er kennt die Arznei und weiss, was zu tun ist.
7. Verhütungsmittel sind unnötig, wenn der Mann seinen Penis kurz vor dem Orgasmus herauszieht.
Im Lusttropfen des Mannes sind Spermien enthalten, die beim ungeschützten Geschlechtsverkehr zu einer Schwangerschaft führen können. Im Gegensatz zur Ejakulation kann der Mann seine Lusttröpfchen nicht kontrollieren. Die sogenannte Coitus-interruptus-Methode ist somit nicht verlässlich.
8. Natürliche Verhütungsmethoden wie Verhütungscomputer und Temperaturmessen schützen kaum vor einer Schwangerschaft.
100 Prozent sicher ist keine Verhütungsmethode. Aber auch Verhütungscomputer oder Methoden, bei denen die Frau mit einem Temperaturmesser arbeitet und ihre Zerfixschleimstruktur überprüft, sind ähnlich sicher wie eine hormonelle Verhütung – vorausgesetzt das Paar interpretiert die erhobenen Werte korrekt und hält sich an die Regeln. Wer sich für eine natürliche Verhütungsmethode interessiert, sollte sich professionell beraten lassen.
9. Verhütung mit Gummi ist unsicher.
Der Pearl-Index des Kondoms liegt bei korrekter Anwendung bei 3 – und wird als sicher eingestuft. Der Pearl-index ist ein Sicherheits-Gradmesser der Verhütungsmethoden. Dieser kommt folgendermassen zustande: Wenn 100 Paare ein Jahr lang mit Kondomen verhüten und in dieser Zeit 3 Schwangerschaften eintreten, hat das Präservativ einen Pearl-Index von 3. Je niedriger der Wert, desto sicherer die Methode. Übrigens: Im Gegensatz zu anderen Verhütungsmitteln schützt der Gummi vor sexuell übertragbaren Krankheiten.
10. Die Pille danach kann die Frau bis zu einer Woche nach einem geplatzten Kondom einnehmen.
Es gibt verschiedene Pillen danach. Je nach Präparat dauert das Wirkfenster 3 oder 5 Tage. Danach ist die Pille nicht mehr wirksam. Grundsätzlich gilt: Je früher die Frau das Präparat einnimmt, desto wirksamer ist es. Im Idealfall nimmt sie es innerhalb von 24 Stunden nach dem Verhütungsunfall ein.
Die Internetseite Sexual Health Info bietet Informationen zu Schwangerschaftsverhütung, Schwangerschaft, sexuell übertragbaren Infektionen und zur Anatomie von Mann und Frau in mehreren Sprachen.
- Quellen
Interviewpartnerin Christine Sieber, Sexualpädagogin und Projektleiterin der Stiftung Sexuelle Gesundheit Schweiz