Schutz vor Geschlechtskrankheiten

Aids, Hepatitis oder Syphilis – schützen Sie sich vor Geschlechtskrankheiten.

Seit Aids seinen Schrecken als todbringende Krankheit verloren hat, sind viele in ihrem Sexualverhalten (erneut) sorgloser geworden. Folge: Geschlechtskrankheiten, die weitgehend zurückgedrängt waren, breiten sich wieder aus. Dazu gehören zum Beispiel Herpes, Syphilis, Gonorrhoe (Tripper) und Hepatitis.

Mit der «LOVE LIFE»-Kampagne fordert das Bundesamt für Gesundheit (BAG) in Zusammenarbeit mit der Aids-Hilfe Schweiz (AHS) und der Stiftung Sexuelle Gesundheit Schweiz (SGS) Personen mit Geschlechtskrankheiten auf, die Diagnose gegenüber ihren Sexualpartnern offenzulegen. «Sag es wie du willst, aber sag es...», lautet das Gebot. Selbst wenn jemand keine Symptome zeigt, kann sie oder er eine der Krankheiten weitergeben, was schwer wiegende Folgen für die Gesundheit haben kann. Sexualpartner sollten sich deshalb testen und wenn nötig behandeln lassen.

Herpes

Herpes ist eine Viruserkrankung, die in zwei Varianten auftritt und rund 80 Prozent der Bevölkerung trägt es in sich.

  • Herpesvirus Typ 1 beschränkt sich meistens auf den Mund und die Lippen.

  • Herpesvirus Typ 2 betrifft besonders den Genitalbereich.

Übertragen wird die Infektion durch vaginalen, oralen und analen Geschlechtsverkehr sowie durch Küssen. Typische Merkmale von Herpes sind juckende und brennende Bläschen im Mund, an den Lippen oder im Genitalbereich.

Infiziert sich eine Frau während der ersten zwölf Schwangerschaftswochen, kann dies zu einem Abort führen. Zudem ist eine Übertragung des Virus bei der Geburt auf das Neugeborene möglich, mit zum Teil lebensbedrohlichen Folgen für das Baby. Herpes ist nicht heilbar, aber die Symptome lassen sich lindern.

Syphilis

Syphilis (Lues) ist eine bakterielle Infektion, die durch ungeschützten Geschlechtsverkehr übertragen wird. Sie kann über kleinste Haut- und Schleimhautverletzungen erfolgen, welche im genitalen und analen Bereich, aber auch in der Mundhöhle auftreten. Die Ansteckung kann auch während der Schwangerschaft oder Geburt erfolgen.

Der Krankheitsverlauf unterteilt sich in unterschiedliche Stadien, erste Anzeichen wie Flecken, Hautausschläge oder Geschwüre können unentdeckt bleiben oder auch wieder verschwinden. Es gibt auch längere Phasen ohne Symptome, in der die Krankheit unbemerkt weiter fortschreitet. Syphilis kann mit Antibiotika geheilt werden. Unbehandelt hat sie meist schwerwiegende Folgen, z. B. Schädigungen von Herz, Gehirn, Knochen, Haut und anderen Organen. Mögliche Folgen sind auch Wesensveränderungen bis hin zur Demenz.

Gonorrhoe (Tripper)

Die Gonorrhoe (auch Tripper genannt) wird durch Bakterien hervorgerufen und durch ungeschützten Geschlechtsverkehr, wie auch während der Geburt von der Mutter aufs Kind übertragen. Gonorrhoe kann vor allem zu einer mit Ausfluss einhergehenden schmerzhaften Entzündung der Harnröhre führen. Bei Erwachsenen sind dabei in erster Linie die Schleimhäute im genitalen und analen Bereich, aber auch im Mund- und Rachenraum betroffen. Beim Neugeborenen kann sich die Infektion in Form einer eitrigen Bindehautentzündung manifestieren.

Wird die Infektion nicht mit Antibiotika behandelt, kann dies zu Unfruchtbarkeit bei beiden Geschlechtern, lebensbedrohlichen Entzündungen der Bauchhöhle bei der Frau und Blindheit beim neugeborenen Kind führen.

Hepatitis

Hepatitis ist eine Entzündung der Leber, die durch Viren verursacht wird.

Die wichtigsten Hepatitis-Erreger sind:

  • das Hepatitis-A-Virus

  • das Hepatitis-B-Virus

  • das Hepatitis-C-Virus

Hepatitis A ist eine infektiöse Leberentzündung, die durch das Hepatitis-A-Virus ausgelöst wird. Der Infektionsweg verläuft über verunreinigtes Trinkwasser (Fäkalien) oder kontaminierte Lebensmittel (z.B. Muscheln). Die Infektion kann auch bei oral-analem Kontakt und beim Gebrauch von Injektionsspritzen übertragen werden.

Die Hepatitis-B und -C-Viren werden durch Kontakt mit Körperflüssigkeiten (insbesondere Blut und Genitalsekreten) übertragen. Infizierte Frauen können während der Geburt ihre Kinder anstecken.

Oft bleibt eine akute Hepatitis-Infektion symptomlos. In einigen Fällen treten allgemeines Krankheitsgefühl wie Erschöpfung, Übelkeit, Fieber, Erbrechen, Leberentzündung (Gelbsucht) auf. Es kann auch zur Gelbfärbung des Augenweisses, später auch der Körperhaut kommen. Gegen Hepatitis A und B gibt es Impfmöglichkeiten.

Chlamydia

Chlamydieninfektionen werden durch Bakterien verursacht und treten oft in Kombination mit Gonorrhoe (Tripper) auf. Die Infektion wird durch Geschlechtsverkehr wie auch während der Geburt übertragen. Neugeborene erkranken in der Folge an einer Bindehaut- oder an einer Lungenentzündung.

Eine Chlamydieninfektion verläuft oft ohne Symptome oder mit milden Krankheitszeichen. Sie kann mit Antibiotika geheilt werden oder auch spontan abheilen. Falls Beschwerden vorhanden sind, so äussern sich diese vor allem durch Brennen und Schmerzen beim Wasserlösen.

Wird eine Infektion nicht erkannt, kann sie zur Verklebung der Eileiter führen, was Unfruchtbarkeit oder Bauchhöhlenschwangerschaften zur Folge haben kann.

Humanes Papillomavirus (HPV)

Humane Papilloma-Viren (HPV) werden durch ungeschützten Sexualkontakt übertragen. Besonders betroffen sind dabei 16- bis 25-Jährige. Zwei Drittel der Infektionen verlaufen ohne Begleiterscheinungen. Bei manchen Betroffenen zeigen sich Hautveränderungen (Warzen). Diese treten im Innern der Vagina oder im After auf, was zuweilen nur bei einer gezielten ärztlichen Untersuchung zu erkennen ist. HPV kann zu Gebärmutterhalskrebs (Frauen) oder Enddarm- bzw. Analkrebs (Frauen und Männer) führen. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) empfiehlt jungen Frauen daher eine Schutzimpfung gegen HPV. Die Erkrankung ist auch behandelbar.

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Trichomoniasis

Trichomonaden sind Parasiten, die durch sexuelle Kontakte übertragen werden. Eine Infektion äussert sich mit Juckreiz, Brennen beim Wasserlösen und süsslich übel riechendem Ausfluss. Bei rund der Hälfte der Frauen treten keine Symptome auf, bei Männern ist der Krankheitsverlauf ohne Symptome die Regel. Trichomoniasis ist medikamentös behandelbar.

Lymphogranuloma venerum (LGV)

Die Bakterieninfektion Lymphogranuloma venereum (LGV) wird bei ungeschütztem Geschlechtsverkehr übertragen. Häufig verläuft die Krankheit ohne Krankheitszeichen. Treten Symptome auf, handelt es sich meist um unspezifische Beschwerden im Bereich des Anus oder des Enddarms, allenfalls um Schleim- oder Blutabgang. Ausserdem können die Eichel und der Hoden markant anschwellen. Die Infektion ist mit Antibiotika behandelbar. Ohne rechtzeitige Behandlung kann die Infektion jedoch schwere Läsionen im Anus verursachen (Narben und Krämpfe), die einen chirurgischen Eingriff erfordern.

Pilzerkrankungen

Pilzinfektionen (Mykosen) werden durch Pilze verursacht und äussern sich oft durch Juckreiz, Schmerzen und Ausfluss. Pilzerkrankungen sind medikamentös behandelbar.

25 Jahre HIV- und Aids-Prävention

Die Schweiz ist das einzige Land, das die Bevölkerung seit 1987 kontinuierlich mittels Kampagnen und Aktionen über HIV und Aids aufklärt und die Safer-Sex-Regeln regelmässig in Erinnerung ruft:

1. Eindringen immer mit Gummi

2. Sperma und Blut nicht in den Mund

3. Bei Juckreiz, Brennen oder Ausfluss zum Arzt

Die Kampagne richtet sich nicht nur an Jugendliche und junge Erwachsene. Diese Altersgruppe schützt sich gemäss der Studie Health Behavior in School-Age Children (HBSC) relativ gut. Hingegen unterschätzen Menschen ab ca. 30 Jahren das Risiko einer Ansteckung häufig und schützen sich (wieder) unzureichend. Sie sind deshalb eine wichtige Zielgruppe der Kampagne zur Verhütung von Geschlechtskrankheiten.

Rund alle vier Jahre aktualisiert das Bundesamt für Gesundheit (BAG) das Nationale Programm HIV und andere sexuell übertragbare Infektionen (NPHS) und legt, wo nötig, seine Aufklärungsschwerpunkte neu fest. Das aktuelle Programm, das zu mehr Vorsicht bei Geschlechtskrankheiten aufruft, ist auf die Jahre 2011-2017 ausgerichtet.

Autorin und Redaktion: Katharina Rederer
Quellen