Schutz vor Grippeviren

Mit einer Grippe stecken Sie sich ganz leicht an. Doch Sie können sich vor der Krankheit schützen. Das wichtigste: Waschen Sie sich regelmässig die Hände.

Die Influenza (Grippe) sucht jeden Winter zahlreiche Menschen heim. Doch wie viele erkranken, ist von Jahr zu Jahr verschieden. Im Extremfall kann sich aus einem neu auftretenden Virus eine weltweite Epidemie entwickeln – eine sogenannte Pandemie. Eine derartige Pandemie fordert deutlich mehr Opfer eine normale Grippewelle.

2009 tauchte ein neuer Untertypus des H1N1-Virus in Amerika auf, das Schweinegrippevirus, und verursachte im Winter 2009/10 eine weltumspannende Grippeepidemie. Mit der Spanischen Grippe von 1918 hatten sich die H1N1-Influenzaviren etabliert. Damals starben 10 Millionen Menschen.

Grippeviren werden in drei Typen eingeteilt

Influenzaviren werden eingeteilt in die Typen A, B und C. Für das Grippevorkommen beim Menschen sind nur die Typen A und B von Bedeutung. Während Typ B fast nur beim Menschen vorkommt, zeichnet sich Typ A durch die Weiterverbreitung über Säugetiere aus, beispielsweise über Schweine, Pferde, Seehunde und Wale. Darüber hinaus sind Typ A Viren bei Wasservögeln wie Enten, Gänsen und Schwänen weit verbreitet.

Ausbreitung der Viren

Viren können sich nicht selbst vermehren, weil sie keinen eigenen Stoffwechsel besitzen. Sie müssen erst in eine Wirtszelle eindringen. In der Zelle programmieren sie das System ihres Wirtes um und nutzen es fürs eigene Überleben bzw. für die Vermehrung. Ist diese Fortpflanzung abgeschlossen, bringen die Viren ihre Wirtszelle zum Platzen. So können sie ausschwärmen und weitere Zellen infizieren. Diese Prozesse werden von zwei unterschiedlichen Proteinen auf der Virusoberfläche verursacht:

  • Hämagglutinin ist für die Bindung des Grippevirus an die Wirtszelle zuständig. Bisher konnten 16 Varianten (H1 bis H16) beim Typ A Virus bestimmt werden.

  • Neuraminidase sorgt für die Ablösung der neu gebildeten Viren von der Wirtszelle. Bisher konnten 9 Varianten (N1 bis N9) beim Typ A Virus bestimmt werden.

Sechs Phasen des Pandemieverlaufs

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat sechs Phasen des Pandemieverlaufs identifiziert. Die ersten fünf sind Warnphasen. Phase 6 stellt die Pandemie dar.

  • Phase 1 Es sind beim Menschen keine Infektionen durch neuartige tierische Influenzaviren zu beobachten.

  • Phase 2 Im Tierbestand zirkulierende Viren sind bei Menschen nachgewiesen worden und stellen eine potenzielle pandemische Gefahr dar.

  • Phase 3 Im Tierbestand zirkulierende Viren sind bei mehreren Menschen sporadisch oder in Häufungen nachgewiesen worden. Allenfalls kommt es zu einer sehr begrenzten Übertragung von Mensch zu Mensch.

  • Phase 4 Sie ist erreicht, wenn die Mensch-zu-Mensch-Übertragung eines Influenzavirus nachgewiesen ist und zu regionalen Krankheitsausbrüchen führt.

  • Phase 5 Sie wird charakterisiert durch eine fortgesetzte Mensch-zu-Mensch-Übertragung des Virus in mindestens zwei Staaten einer WHO-Region.

  • Phase 6 Sie ist definiert durch das zusätzliche Auftreten von fortgesetzten Mensch-zu-Mensch-Übertragungen in zumindest einem weiteren Land in einer weiteren WHO-Region. Insgesamt gibt es sechs WHO-Regionen (Afrika, Amerika, Südostasien, Europa, Östliches Mittelmeer, Westlicher Pazifik).

Neue genetische Variante: A/H1N1

Grippeviren sind so ansteckend, weil sie sich ständig verändern. Die vom Menschen während früheren Erkrankungen gebildeten Abwehrkörper können ein verändertes Virus nicht erkennen und den Organismus nicht vor einer Erkrankung schützen. Die neue Grippe A/H1N1, die 2009 erstmals in Mexiko auftrat, stellte eine neue genetische Variante dar. Dieser neue Subtyp enthält Influenzaviren aus Vögeln, Schweinen und dem Menschen. Dadurch ist eine von Mensch zu Mensch übertragbare Variante entstanden. Der neue Influenza-Virustyp A/H1N1 wurde von der internationalen Weltgesundheitsorganisation (WHO) zur weltweiten Pandemie (Phase 6) ausgerufen.

Risiko einer weltweiten Pandemie

Der Begriff Pandemie wird für Infektionskrankheiten verwendet, die mehrere Kontinente betreffen oder sich weltweit ausbreiten und zeitlich begrenzt, aber gehäuft auftreten. Er leitet sich aus dem Griechischen ab. Pan bedeutet alles, Demos bedeutet Volk. Eine Grippepandemie kann in mehreren Wellen und unabhängig von der Jahreszeit auftreten. Das Virus ist hochansteckend. Da der neue Erreger zuvor nicht oder sehr lange nicht in der menschlichen Bevölkerung zirkuliert ist, trifft er das Immunsystem unvorbereitet, und der Körper ist schutzlos.

Auswirkung der Pandemie auf den Alltag

Eine Pandemie kann sich auf nahezu alle Bereiche des Lebens auswirken und zu erheblichen Beeinträchtigungen im Alltag führen. So können im Verlauf einer Pandemie Einschränkungen des Reiseverkehrs, Schul- und Kindergartenschliessungen und andere Massnahmen und Vorkehrung zur Verhinderung der Ausbreitung notwendig werden. Dazu gehört auch das Tragen von Schutzmasken. 2009 hat das Bundesamt für Gesundheit (BAG) einen Influenza Pandemieplan mit der Strategie und den Massnahmen der Schweiz für den Pandemiefall publiziert. Der Plan enthält offizielle Empfehlungen zur Vorbereitung und Anweisungen für die Öffentlichkeit für den Pandemiefall. Ob der Einsatzplan gelingt, hängt jedoch davon ab, wie sich jede einzelne und jeder einzelne verhält.

Ansteckung mit dem Grippevirus

Die Ansteckung des Grippevirus A/H1N1 ist von Mensch zu Mensch möglich und geschieht hauptsächlich auf zwei Wegen: Durch eine Tröpfcheninfektion (Husten, Niesen) oder das Berühren kontaminierter Gegenstände (Sitze und Haltegriffe in Bussen und Zügen, Liftknöpfe, übers Händeschütteln etc.). Grundsätzlich kann sich jeder mit einem Grippevirus anstecken. Beim grössten Teil der Bevölkerung sorgt ein leistungsstarkes Immunsystem für eine erfolgreiche Abwehr, beziehungsweise eine komplikationsfreie Überwindung der Krankheit. Doch für Baby, Kinder, Schwangere und Menschen mit geschwächtem Immunsystem bedeutet das Grippevirus A/H1N1 eine erhöhte Gefahr.

Verringerung des Ansteckungsrisikos

Mit den folgenden Massnahmen kann das Ansteckungsrisiko und somit auch die Verbreitung des Grippevirus vermindert werden:

  • Mehrmals pro Tag die Hände gründlich waschen, zum Abtrocknen ein Einwegpapiertuch benutzen.

  • Fürs Putzen der Nase Papiertaschentücher benutzen und anschliessend sogleich entsorgen.

  • Menschenansammlungen möglichst meiden. Aufs Händeschütteln verzichten.

  • Zu erkälteten Menschen Abstand halten.

Behandlung der Grippe

Wichtig für alle mit Symptomen: Grippe oder Erkältung? Beobachten Sie Ihren Körper genau. Informieren Sie sich über die unterschiedlichen Symptome bei Erkältung, saisonaler Grippe oder epidemischer Grippe. Für die erfolgreiche Behandlung der Grippe gibt es verschiedene Möglichkeiten:

Bei der symptomatischen Therapie kommen Medikamente zum Einsatz, die einzelne Symptome der Grippe bekämpfen. Hierzu zählen fiebersenkende Arzneimittel und Anwendungen, Schmerzmittel und Hustenblocker. Diese Produkte erhalten Sie rezeptfrei in Ihrer Drogerie. Lassen Sie sich beraten.

Bei der antiviralen Therapie kommen Arzneimittel zum Einsatz, die die Vermehrung der Viren verhindern und damit das Krankheitsgeschehen verkürzen. Die Einnahme anitiviraler Medikamente darf nicht ohne ärztliche Diagnose erfolgen.

Autoren: Dr. Rolando Geiser, Flavia Kunz und Nadja Mühlemann
Redaktion: Katharina Rederer
Quellen
  • Bundesamt für Gesundheit (BAG)

  • Robert Koch Institut