Gemmotherapie: Kraft der Knospen

Bei der Gemmotherapie helfen die kräftigen Knospen Erwachsenen und Kindern gegen allerlei Beschwerden. Wie die Gemmo-Mazerate wirken und wie sie angewendet werden.

Klein. Rund. Stark. Knospen gehören zum Kräftigsten einer Pflanze. Aus einer winzigen Triebspitze entfalten sich Dutzende von Blütenblättern. Diese Energie nützt auch dem Menschen als Medizin. Einer, der sich seit Jahrzehnten akribisch und liebevoll mit der Knospenheilkunde, der sogenannten Gemmotherapie, beschäftigt, ist Drogist und Naturheilpraktiker Peter Schleiss. Wir haben ihm zehn Fragen gestellt.

1. Wie wirkt die Gemmotherapie?

Der Name Gemmotherapie geht auf das lateinische Wort «gemma» zurück, das Knospe bedeutet. Der Mensch macht sich die Heil- und Regenerationskraft der Knospen zunutze. Die volksheilkundliche Philosophie dahinter: Knospen befinden sich im Wachstum, der Zellteilung, und sind daher sehr aktiv und kraftvoll. Nur zum Zeitpunkt, wenn sie spriessen, enthalten sie die Phytohormone Auxine und Gibbereline, die das Wachstum der Pflanze beeinflussen. Beim Menschen wirken diese Stoffe in Form eines Glycerin-Alkohol-Mazerats, ausleitend, reinigend und regulierend, was den Stoffwechsel entlastet. Auch die Zellregeneration und -erneuerung wird unterstützt und die Abwehrreaktion des Immunsystems verbessert. Deshalb werden die Arzneien ausschliesslich aus frischen, spriessenden Pflanzenknospen hergestellt. Natürlich enthalten die Knospen auch noch viele andere wertvolle Inhaltsstoffe für den Menschen, die abhängig von der jeweiligen Pflanze sind.

2. Haben Sie eine Lieblingsknospe?

Der Mammutbaum (Sequoia gigantea), weil er ein sehr breites Wirkungsspektrum hat. Er wirkt vitalisierend, stimuliert den Geist und kräftigt den Körper. Er hilft beispielsweise bei Erschöpfung und Energiemangel und hat sich bei Burnoutsymptomen sehr erfolgreich gezeigt. Mammutbaumknospen mindern aber auch Prüfungsangst oder regulieren etwa die Spermienproduktion und helfen bei Prostatabeschwerden und Potenzproblemen. Vor allem Sportlerinnen und Sportler nutzen das Gemmotherapeutikum, um die Knochen zu stärken und für elastischere Sehnen und Bänder.

3. Bei welchen Beschwerden hilft die Gemmotherapie ausserdem?

Indikationen, die im Vordergrund stehen sind Ängste (z.B. Verlustangst, Prüfungsangst, Platzangst), Allergien (z.B. Heuschnupfen, Unverträglichkeiten, Allergien auf Kosmetikprodukte), Verdauungsprobleme (z.B. Verstopfung, einem trägen Darm wegen Übergewicht, psychisch bedingte Verdauungsbeschwerden), Frauenthemen (z.B. Menstruationsbeschwerden, PMS, Wechseljahrbeschwerden) und Rheuma (z.B. Arthrose, Arthritis, Gicht). Die Gemmotherapie wird zudem oft eingesetzt, wenn Menschen viele verschiedene Medikamente einnehmen müssen. Von den vielen verschiedenen Arzneien ist der Organismus manchmal ein bisschen durcheinander. Die Wirkung der Gemmotherapie ist hier regulierend.

Welche Pflanze gegen Ihre Beschwerde hilft, erfahren Sie hier.

4. Wie wendet man die Gemmotherapie an?

Als Mundspray kommt das Arzneimittel direkt auf die Mundschleimhaut. Der Spray kann aus einem Einzelmittel oder einer Kombination von mehreren Essenzen bestehen. Wenn von einer Fachperson nicht anders empfohlen, gilt …

… für Erwachsene im Akutfall stündlich 1 – 2 Sprühstösse in den Mund. Oder als Kur drei- bis viermal täglich 1 – 2 Sprühstösse.

… für Kinder im Akutfall stündlich 1 Sprühstoss in den Mund. Oder als Kur drei- bis viermal täglich 1 Sprühstoss. Wenn Kinder den Mundspray nicht mögen, kann das Gemmo-Mazerat mit einem Schluck Wasser verabreicht werden.

5. Was ist der Vorteil der Gemmotherapie gegenüber anderen natürlichen Behandlungsformen?

Ich möchte die Gemmotherapie nicht gegen andere Behandlungen aufwiegen. Gut zu wissen ist aber, dass sie viele andere natürliche Therapien unterstützt, speziell die Pflanzenheilkunst mit Tinkturen. Die Gemmotherapie beschleunigt und verstärkt beispielsweise die Wirkung eines phytotherapeutischen Mittels, was oft hilft, schneller gesund zu werden. Bei beispielsweise Entzündungen und Erkältungen unterstützt die Knospe der schwarzen Johannisbeere, bei Rheuma die Knospe der Bergföhre und bei Frauenbeschwerden die Himbeerknospe.

6. Hat die Gemmotherapie Nachteile gegenüber anderen natürlichen Behandlungsformen?

Ich kenne keine. Herausfordernd sind aber die Ernte und die Herstellung der Glycerin-Mazerate. Die Qualität und die Wirkkraft der Gemmotherapie ist abhängig von der sicheren und genauen Ernte nach dem Entdecker Dr. Pol Henry und der Vorschrift des Europäischen Arzneibuchs «Ph. Eur. V.2.1.3 D1». Deshalb haben die Gemmo-Mazerate auch ihren Preis.

7. Was kann die Gemmotherapie nicht?

Ich glaube, dass sie keine Wunder vollbringt. Trotzdem freut es mich immer wieder, dass sie vielen hilft, wie meine Kundschaft berichtet.

8. Was sind die Risiken und Nebenwirkungen?

Wer die empfohlene Dosierung einhält, muss mit keinerlei Nachteilen rechnen.

9. Ist die Gemmotherapie für alle geeignet?

Aufgrund des Alkoholgehalts, auch wenn dieser sehr gering ist, sollten Alkoholkranke die Knospenauszüge nur in Absprache mit ihrem Arzt, Heilpraktiker oder Drogisten anwenden. Ebenfalls beraten lassen sollten sich Schwangere und Frauen in der Stillzeit oder wenn die Gemmo-Mazerate bei Säuglingen und Kindern angewendet werden sollen. Für Allergiker sind Gemmotherapeutika unbedenklich. Es sind keine Bestandteile in den Knospenmitteln, die im Blüten- oder Pollenstadium sind.

10. Die Mischungen enthalten Alkohol. Ist die Gemmotherapie trotzdem gut für Kinder?

Gemmomazerate enthalten sehr wenig Alkohol. Durch die Tagesdosis schlucken Kinder weniger als die Menge Alkohol, die eine reife Banane bei der Verdauung produziert. Alkohol ist auch das natürlichste Konservierungsmittel für pflanzliche Wirkstoffe.

Autorin und Redaktion: Vanessa Naef
Wissenschaftliche Kontrolle: Dr. phil. nat. Anita Finger Weber
Quellen
  • Eidg. dipl. Drogist und Naturheilpraktiker Peter Schleiss