So entsteht Heuschnupfen

Der Frühling ist nicht für alle eitel Sonnenschein. Mit dem Erwachen der Natur meldet sich auch der Heuschnupfen. Wie entsteht er eigentlich?

Heuschnupfen-Allergiker leiden unter geröteten, juckenden Augen, Fliessschnupfen, verstopften Nasen und Niesanfällen. In den letzten Jahrzehnten avancierte Pollenallergie zur Volkskrankheit. In der Schweiz ist etwa jede fünfte Person betroffen.

Körper bekämpft harmlose Stoffe

Der Begriff Heuschnupfen hat mit Heu wenig zu tun. Es ist lediglich die umgangssprachliche Bezeichnung für einen allergischen Schnupfen. Der Organismus reagiert auf einen eigentlich harmlosen Stoff wie Blütenpollen. Pollenkörner (oder Blütenstaub) dienen zur natürlichen Befruchtung der Pflanzen. Man unterscheidet zwischen insekten- und windbestäubten Pflanzen, letztere sind für die Pollenallergie verantwortlich.

In den Pollen stecken Proteine, die der menschliche Organismus als Fremdkörper identifiziert – und sie entsprechend bekämpft. Beim ersten Kontakt mit den an sich harmlosen Proteinen bilden manche Menschen Abwehrmoleküle, sogenannte Antikörper. Von diesem Augenblick an betrachtet der Organismus die Pollen (Allergene) als gefährliche Substanzen. Er ist sensibilisiert und produziert immer mehr Antikörper. Das führt mit der Zeit zu allergischen Reaktionen: Schon beim geringsten Kontakt mit den Pollen reagiert der Körper, als müsse er sich gegen einen Krankheitserreger verteidigen.

Ursachen für die Fehlregulation des Immunsystems

Doch warum reagiert das Immunsystem so überzogen? Hierzu gibt es Vermutungen:

Vererbung: Manche Menschen neigen genetisch bedingt eher zu allergischen Reaktionen. Das heisst aber nicht, dass jedes Kind von Allergiker-Eltern selbst auch eine Allergie bekommt. Allerdings ist das Risiko dafür erhöht.

Klimawandel: Die globale Erwärmung trägt dazu bei, dass sich die Blütesaison verlängert und die Pollen länger fliegen.

Kohlendioxid (CO2): Das Treibhausgas ist für Pflanzen wie Dünger. Jedes Kraut braucht Kohlendioxid, um Pflanzenmaterial herzustellen. Durch das viele CO2 wachsen Pflanzen schneller, Bäume und Sträucher werden grösser und produzieren mehr Blüten – also auch reichlich Pollen. Bei den gesunden Menschen steigt das Risiko, an Heuschnupfen zu erkranken.

Luftschadstoffe: Reizgase, Stickstoffoxid und Ozon beeinflussen die Entwicklung von Pollenallergien stark. Sie greifen unter anderem die Schleimhäute in den Atemwegen an. Ozon schädigt zudem die Oberfläche der Pflanzen. So produziert diese Eiweisse, um ihre Wunden zu heilen. Die Proteine gehen dann in die Pollen über und machen sie für den Menschen aggressiver.

Feinstaubpartikel: Feinstaub verdreckte Pollen sorgen für stärkere Heuschnupfen-Symptome. Sie aktivieren bestimmte Immunzellen des Menschen mehr.

Moderner Lebensstil: Übermässige Hygiene, verarbeitete Nahrungsmittel und weniger Kontakt mit Tier und Natur: Unserem Immunsystem fehlt die Herausforderung. Weil es das Parasitenbekämpfungstraining braucht, stürzt es sich auf die falschen Gegner. Weitere Risikofaktoren für Allergien sind Stress, Zigarettenrauch und Übergewicht.

Etagenwechsel: allergisches Asthma

Ohne Behandlung kann eine Pollenallergie mit der Zeit zu einer ernsthaften Atemwegserkrankung mutieren. Im Fachjargon wird dieses Phänomen «Etagenwechsel» genannt. Es bedeutet, dass ein Heuschnupfen, also eine allergische Rhinitis, unbehandelt eine «Etage» tiefer ansetzen und in den Atemwegen ein allergisches Asthma verursachen kann. Falls Sie bereits unter Atembeschwerden leiden, sollten Sie unbedingt einen Arzt konsultieren.

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Autorinnen: Petra Gutmann, Katharina Rederer, Vanessa Naef
Redaktion: Antoinette Prince / Vanessa Naef