Hochwertige ätherische Öle erkennen
Ob ein ätherisches Öl hochwertig ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Worauf Sie beim Kauf achten sollten.
Folgende Themen werden in diesem Artikel behandelt
Lavendel-, Thymian, Zedernholz… Die fein riechenden Öle von Heilpflanzen verleihen Ambiance, hellen die Stimmung auf, pflegen Haut und Haare und können Schmerzen lindern. Die Aromatherapie (siehe Kasten) ist ein Tausendsassa für Körper und Psyche – sofern Anwendung und Qualität des Duftöls stimmen. Aromatherapeut und Drogist HF Manfred Meier: «Aus Erfahrung empfehle ich, rein natürliche Öle zu verwenden. Damit erzielen meine Kunden den besten therapeutischen Nutzen.»
Natürliche versus synthetische Öle
Am besten kaufen Sie ätherische Öle von Schweizer Herstellern im Fachhandel wie in Drogerien. Dort bekommen Sie gleich die fachkundliche Beratung mit dazu – und Schweizer Hersteller sind verpflichtet, ein Zertifikat vorzuweisen. Im Ausland, auf Märkten oder bei ausländischen Onlineanbietern könne hingegen die Gefahr bestehen, an schlechte, gestreckte, verfälschte oder gesundheitsschädigende Mittel zu geraten. «Ätherische Öle können ausserdem mit Pestiziden und Herbiziden verunreinigt sein, darum sollten nur Produkte aus biologischen Anbau verwendet werden», sagt Meier.
Unsichere Bezugsquellen
Öle werden auch oft mit Alkohol oder billigeren Ölen gestreckt, um den Preis zu senken. Meier erwähnt als Beispiel Melissenöl. «Die Melisse gibt ihr ätherisches Öl nur schwer frei. Das führt zu wenig Ertrag und einem hohen Preis. Ich habe erlebt, dass in einem als Melissenöl deklarierten Produkt lediglich ein Prozent der Essenz vorhanden war, der Rest war Zitronengrasöl. Die Nase merkt das nicht.»
Aromatherapie
Ätherische Öle können die Emotionen beeinflussen. Beim Einatmen treffen ihre Duftmoleküle auf die Riechschleimhaut. Darin wird ein Signal ausgelöst, das über die Nervenbahnen ins limbische System gelangt. In diesem Gehirnteil werden unter anderem Gedächtnis, Emotionen, Nahrungsaufnahme, Verdauung und Fortpflanzung gesteuert. Gefühle entstehen dort und Erinnerungen werden gespeichert. Weil die Duftstoffe das limbische System und dessen Funktionen beeinflussen, wirken sie sich auf die körperliche und psychische Gesundheit eines Menschen aus.
Etikettencheck
Studieren Sie beim Kauf immer das Etikett eines ätherischen Öles, und lassen Sie sich vom Drogisten gut beraten. Darauf sollten Sie achten:
Reinheit
Ein naturreines ätherisches Öl stammt zu 100 Prozent aus der jeweiligen Stammpflanze. Es ist also komplett naturbelassen und nicht mit billigeren Ölen oder anderen Flüssigkeiten gestreckt worden.
Lateinischer Name
Ein richtiges Lavendelöl zum Beispiel ist mit Lavandula angustifolia (Echter Lavendel) gekennzeichnet.
Pflanzenteile wie Blüten, Blätter, Früchte, Schalen
derselben Pflanze können unterschiedliche Wirkungen haben. Die Bitterorange zum Beispiel liefert drei verschiedene ätherische Öle: Neroliöl aus den Blüten, Petit Grain aus den Früchten und Curacao aus den Schalen. Je nach Zusammensetzung und Kombination dieser drei Öle helfen sie bei verschiedenen Problemen, wie zum Beispiel Stimmungsschwankungen, Ängsten oder Einschlafschwierigkeiten. Die jeweiligen Öle duften auch ganz unterschiedlich. Ihre Drogistin oder ihr Drogist kann sie hierzu genau beraten und Ihnen die passende Mischung empfehlen.
Herkunft
Viele Pflanzen, aus denen ätherische Öle gewonnen werden, stammen von grossen Anbauflächen aus Ländern wie Bulgarien, Ungarn, Türkei, Italien Frankreich, Spanien oder Portugal. Dort sind das Klima und die Bodenbeschaffenheit ideal. Beides beeinflusst die Zusammensetzung der Essenzen.
Anbau
Pflanzen aus Wildsammlung oder biologischem Anbau haben die beste Qualität, weil sie in ihrem natürlichen Umfeld gedeihen. Beim konventionellen Anbau kommen für bessere Erträge häufig Pestizide und Kunstdünger zum Einsatz. Weil diese Mittel öllöslich sind, gelangen sie bei der Verarbeitung in die Essenz.
Herstellungsverfahren
Die Wasserdampfdestillation ist die gängigste Methode, ätherische Öle zu gewinnen. Der Wasserdampf löst das Öl vom Rest der Pflanze. Fruchtschalen von Zitrusfrüchten wie Orangen, Zitronen oder Mandarinen werden hingegen maschinell kaltgepresst. Bei der Extraktion schliesslich extrahieren Lösungsmittel wie zum Beispiel Alkohol die ätherischen Öle aus fragilen Blüten.
Warnhinweise
Ätherische Öle sind hochkonzentrierte Substanzen und deshalb nicht ohne Risiko. Einige wie Lavendel-, Orangenblüten- oder Rosenöl sind sehr gut verträglich. Andere können jedoch Haut und Schleimhäute reizen, fälschlicherweise eingenommen vergiften oder für Kinder lebensgefährlich sein. Das ätherische Öl sollte immer individuell auf den Menschen abgestimmt sein und richtig angewendet werden. Lassen Sie sich in einer Drogerie beraten.
Preis als Qualitätsindikator
Der Preis eines Duftöls kann auch ein Hinweis auf seine Reinheit und Qualität geben. Es gibt erschwingliche bis sehr teure ätherische Öle: «Rosenöl beispielsweise ist sehr kostspielig. Für ein Kilogramm bezahlt man zwischen 17 000 bis 20 000 Franken, weil es für diese Menge rund eineinhalb Tonnen Rosenblütenblätter braucht», sagt Meier. Eher günstig sind Zitronen- oder Pfefferminzöl. «Sie werden billig und in riesigen Mengen produziert.»
Achten Sie auch auf Warnhinweise auf der Flasche. Ätherische Öle sind hochkonzentrierte Substanzen und deshalb nicht ohne Risiko. Einige wie Lavendel-, Orangenblüten- oder Rosenöl sind sehr gut verträglich. Andere können jedoch Haut und Schleimhäute reizen, fälschlicherweise eingenommen vergiften oder für Kinder sogar lebensgefährlich sein.
Ätherische Öle aufbewahren
Manche ätherische Öle haben ein Verfalldatum. «Einige halten ewig, andere werden nach rund 12 bis 24 Monaten ranzig», sagt Meier. «Abgelaufene Öle stinken. Auf der Haut angewendet können sie schlimmstenfalls einen Ausschlag verursachen.» Ätherische Öle sollten Sie immer vor Licht geschützt und bei einer Raumtemperatur von 22 bis 23 Grad aufbewahren, so halten sie am längsten.
- Quellen
Aromatherapeut und Drogist HF Manfred Meier
Chemsuisse