Wenn das Blut krank wird

Es gibt verschiedene Krankheiten, die direkt oder indirekt mit dem Blut zusammenhängen. Hier eine Auswahl.

Anämie

Wer an Blutarmut leidet, hat, auch wenn der Name es vermuten lässt, nicht zu wenig Blut. Und auch der Fachbegriff «Anämie» führt in die Irre, bedeutet er doch «kein Blut». Auch das ist nicht der Fall, bei einer Anämie befindet sich zu wenig Hämoglobin oder zu wenig rote Blutkörperchen im Blut. Das Hämoglobin ist jener Bestandteil der roten Blutkörperchen, der den Sauerstoff transportiert. Wer an Blutarmut leidet, ist blass und müde und bekommt schon bei geringer körperlicher Belastung Atemnot. Sie tritt auch als Symptom von anderen Erkrankungen auf.

Blut im Stuhl

Normalerweise ist der menschliche Stuhl gelbbraun bis braun. Hat er eine andere Farbe, kann das von bestimmten Medikamenten wie Aktivkohle oder Eisenpräparaten oder durch Lebensmittel wie beispielsweise Randen verursacht sein. Aber auch Blut kann die Farbe des Stuhls verändern. Blutungen im oberen Verdauungstrakt färben ihn schwarz, man spricht vom sogenannten Teerstuhl (Meläna). Frisches Blut ist hellrot und stammt oft von Hämorrhoiden oder einer Analfissur (Riss in der Schleimhaut am After) her, es können aber auch Blutungen im unteren Verdauungstrakt vorliegen. Blut im Stuhl ist allerdings nicht immer sichtbar. Solches «verstecktes Blut» im Stuhl heisst okkult. Falls keine offensichtlich harmlose Ursache für eine Verfärbung des Stuhls vorliegt wie Lebensmittel oder Medikamente, sollte man zum Arzt. Blut im Stuhl kann auf schwerwiegende Krankheiten hindeuten wie Magengeschwüre, Leberentzündungen oder Krebs.

Blut im Urin

Blutiger Urin kann bei gutartigen Erkrankungen wie Infektionen, gutartiger Prostatavergrösserung oder Verletzungen vorkommen, er kann aber auch ein Symptom für eine schwerwiegende Erkrankung wie Tumoren im Nieren- und Harntrakt sein. Gehen Sie daher unbedingt zum Arzt.

Blut husten

Das Abhusten von Blut kann auf eine Infektion der Atemwege hinweisen, aber auch auf schwerwiegende Erkrankungen wie Lungenkrebs. Man sollte also immer einen Arzt aufsuchen, wenn man Blut hustet. Es gibt zwei Arten von Bluthusten: Hämoptyse und Hämoptoe. Bei einer Hämoptyse wird bluthaltiges Sekret ausgehustet. Handelt es sich um grössere Mengen von Blut, liegt eine Hämoptoe vor.

Bluterkrankheit

Hämophilie, auch Bluterkrankheit genannt, war früher in europäischen Adelshäusern weitverbreitet. Es handelt sich dabei um eine seltene erbliche Blutkrankheit, die vor allem Männer betrifft. Dabei fehlen im Blut bestimmte Gerinnungsfaktoren, dadurch können selbst kleinste Verletzungen zu lebensbedrohenden Blutungen führen, da sie nicht von allein aufhören. Bluterkranke sind auf spezielle Präparate angewiesen, die Gerinnungsstoffe enthalten.

Blutphobie

Manche Menschen leiden an einer sogenannten Blutphobie. Sie haben eine übertrieben grosse Furcht vor Blut, Spritzen und/oder Verletzungen. Manche fürchten sich auch ausschliesslich vor Blut, dann spricht man von einer Hämatophobie. Blutphobiker neigen dazu, in Ohnmacht zu fallen, wenn sie Blut sehen. Herzschlag und Blutdruck steigen wegen der Angst an und fallen danach abrupt ab. Gleichzeitig erweitern sich die Blutgefässe. Das Blut sackt im Körper nach unten und dem Gehirn steht kurzzeitig zu wenig Blut zur Verfügung.

Blutvergiftung

Eine Blutvergiftung, im Fachjargon Sepsis genannt, ist die schwerste Verlaufsform einer Infektion. Sie hat nichts mit einer Vergiftung im klassischen Sinn zu tun. Normalerweise dämmt das Immunsystem eine Infektion direkt am Entzündungsherd ein. Doch das gelingt nicht immer. In solchen Fällen können sich die Erreger über das Lymph- und Blutgefässsystem im Körper ausbreiten und in der Folge das Immunsystem überaktivieren: Es greift plötzlich nicht mehr nur die Erreger an, sondern auch körpereigene Zellen. Das kann im schlimmsten Fall tödlich enden, wenn es zum Versagen mehrerer Organe kommt.

Eisenmangel

Der Körper benötigt Eisen, zum Beispiel, um Blut bilden zu können. Das Spurenelement muss der Mensch über die Nahrung aufnehmen. Erhält der Körper zu wenig Eisen, kann er eine kurze Zeit lang auf körpereigene Reserven zurückzugreifen. Leeren sich die Eisenspeicher, kann sich der Mangel in Müdigkeit und Konzentrationsmangel äussern bis hin zur Anämie. Eisenmangel kommt oft vor, ja, er ist weltweit der am häufigsten vorkommende Nährstoffmangel überhaupt. Mit dem Essen und Nahrungsergänzungsmitteln kann man einen gesunden Eisenwert beibehalten. Lassen Sie sich in Ihrer Drogerie beraten.

Eisenüberladung

Von Eisenmangel haben sicher die meisten schon einmal gehört. Die Hämochromatose dagegen, die Eisenüberladung, ist weniger bekannt. Dabei handelt es sich um eine genetische Erkrankung, die dazu führt, dass im Darm vermehrt Eisen aufgenommen wird, das sich insbesondere in der Leber und in den Gelenken, aber auch im Herzmuskel, in der Bauchspeicheldrüse oder der Schilddrüse ablagert. In der Folge kann es zu Leberzirrhose, Herzschwäche, Diabetes oder Gelenkproblemen kommen. Behandelt werden kann die Hämochromatose durch Aderlässe oder spezielle Medikamente, die die Eisenaufnahme im Darm hemmen.

Leukämie

Jährlich erkranken in der Schweiz rund 1100 Menschen an Leukämie. Das entspricht knapp 3 Prozent aller Krebskrankheiten. Fast die Hälfte der Patienten ist zum Zeitpunkt der Diagnose 70 Jahre oder älter. Bei Kindern sind Leukämien die häufigste Krebsart. Leukämie wird umgangssprachlich auch als Blutkrebs bezeichnet. Genau genommen handelt es sich aber um Erkrankungen des blutbildenden Systems. Betroffen ist also nicht nur das Blut, sondern vor allem das Knochenmark oder die lymphatischen Organe, in denen die Blutzellen entstehen. Bei einer Leukämie werden kranke weisse Blutkörperchen gebildet. Gibt es sehr viele davon, verdrängen sie die gesunden Blutzellen. Weil die Leukämiezellen über das Blut in den ganzen Körper gelangen, können sie beispielsweise auch das Nervensystem und innere Organe schädigen. Die unspezifischen Symptome der Krankheit, die auch auf harmlose Erkrankungen hinweisen können, sind beispielsweise Abgeschlagenheit, Müdigkeit, Blässe, Fieber, Schmerzen, Blutungen oder häufige Infektionen.

Thrombose

Bildet sich in einem Gefäss ein Blutgerinnsel (Thrombus), das das Gefäss verschliesst, entsteht eine sogenannte Thrombose. Meistens sind Venen betroffen, seltener Arterien. Thrombosen bilden sich besonders häufig in den grossen Venen im Unterschenkel, sie können aber auch an anderen Stellen auftreten. Reisst der Thrombus ab und wird mitgeschwemmt, kann er in der Lunge eine Embolie, im Herzen einen Infarkt und im Gehirn einen Hirnschlag auslösen, weil er die Kapillaren verstopft. Das ist lebensbedrohend. Thrombosen entstehen, wenn sich der venöse Blutfluss verlangsamt, eine Venenwand verletzt ist oder bei einer Gerinnungsstörung. Es gibt verschiedene Auslöser: Bewegungsmangel kann die Ursache sein, zum Beispiel während einer langen Zugfahrt, bei schweren Erkrankungen oder nach einer Operation. Auch bestimmte Erkrankungen (z. B. Tumore) können eine Thrombose auslösen. Rauchen ist ebenfalls ein Risikofaktor. Selten liegen Störungen in der Blutgerinnung vor. Behandelt wird eine Thrombose mit einem Medikament, das auf die Blutgerinnung im Körper wirkt.

Autorin und Redaktion: Bettina Epper
Wissenschaftliche Kontrolle: Dr. phil. nat. Anita Finger Weber
Quellen