Antibiotika bei Blasenentzündung
Blasenentzündungen müssen häufig mit Antibiotika behandelt werden. Oft leiden Betroffene dann an Nebenwirkungen. Nach der Kur kann es sich lohnen, das Darm- und das Scheidenmilieu wieder ins Gleichgewicht zu bringen.
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Drogistin Sandra Kammermann erlebt es immer wieder in ihrem Alltag in der Drogerie: Frauen mit Blasenentzündung bekommen vom Arzt ein Antibiotikum verschrieben und setzen es bei Nebenwirkungen eigenmächtig ab. «Dabei ist es wichtig, sich an die Anweisungen des Arztes zu halten und die angefangene Packung bis zum Ende zu nehmen», sagt die Drogistin.
Bei Nebenwirkungen von Antibiotika gilt es, den Arzt zu kontaktieren und die Beschwerden zu schildern: Magen-Darm-Probleme mit Durchfall oder Verstopfung, Lichtempfindlichkeit, Übelkeit oder Ähnliches sind keine Seltenheit und gehören in die Hände des Arztes, der das Antibiotikum verschrieben hat. Wer eigenmächtig eine Medikation abbricht, riskiert, dass der Infekt nicht richtig bekämpft wird und dadurch resistente Bakterien entstehen (siehe Kasten unten). Infektionen damit können dann oft nur noch schwer oder gar nicht mehr mit herkömmlichen Antibiotika behandelt werden.
Scheidenpilz nach Antibiotika
«Wo wir in der Drogerie aber gut unterstützen können, ist im Nachgang einer Antibiotikatherapie, etwa um das Darm- und das Scheidenmilieu wiederaufzubauen», sagt Kammermann. Denn nicht selten folge im Anschluss an eine Blasenentzündung ein Scheidenpilz, da das Scheidenmilieu durch die Einnahme der Medikamente stark irritiert wird. Juckreiz und riechender Ausfluss sind die Folge.
Gute Bakterien für den Darm
Auch der Darm verliert oft an Schwung. Sandra Kammermann weist ihre Kundinnen darauf hin, was Antibiotika eigentlich heisst: «Anti Bio: Gegen das Leben.» Natürlich werden da auch viele gute Bakterien abgetötet. Deshalb lohne es sich, im Nachgang einen sorgfältigen Darmaufbau zu machen. Dafür gibt es ein Pulver, das milchsäurebildende, lebende Bakterien mit Hefestämmen vereint und das während zweier Wochen eingenommen werden kann. «Am besten morgens auf nüchternen Magen einnehmen. Das Pulver im Beutel einfach in etwas Wasser auflösen und eine Minute stehen lassen, damit die Bakterien aktiviert werden.» Nach einer Antibiotikatherapie kann man sogar zwei Beutel täglich nehmen, einen morgens, einen abends – damit der Darmtrakt ausreichend mit guten Bakterien besiedelt wird. Gekochte, faserreiche Kost wie beispielsweise gekochte Kartoffeln, Reis oder pürierte Gemüsesuppe entlasten die Verdauung während der Kur zusätzlich. Speziell bei Durchfall können Reis, Bananen oder starker Schwarztee helfen.
Gute Bakterien für das Scheidenmilieu
Für das Scheidenmilieu gibt es ebenfalls spezielle milchsäurebildende Bakterien als Kapseln zum Einnehmen. «Auch hier rate ich dazu, die Kapseln morgens auf nüchternen Magen zu nehmen. Erst beim Ausscheiden wirken sie dort, wo sie benötigt werden, und helfen, das angegriffene System wieder in Balance zu bringen.»
Häufig fühlt man sich nach einer Antibiotikakur auch müde und schlapp. Dafür gibt es verschiedene Vitaminpräparate – etwa eines mit Aminosäuren. Auch Präparate mit Kräuterhefe, die den Aufbau der Darmschleimhaut fördern, das Immunsystem unterstützen und zu einer optimalen Nährstoffverwertung beitragen, können helfen.
«Ich denke, dass es viel Potenzial gibt, was man nach der Einnahme von Antibiotika alles tun kann, um den Organismus zu stärken und die Regeneration zu unterstützen», sagt Sandra Kammermann. Insbesondere wer immer wiederkehrend Blasenentzündungen hat, könnte womöglich mit sanften Aufbaukuren seine Anfälligkeit senken.
Antibiotikaresistenzen
Pathogene Bakterien werden immer resistenter gegen Antibiotika, wie das Bundesamt für Gesundheit informiert. Seit 2014 überwacht das Schweizerische Zentrum für Antibiotikaresistenzen (Anresis) die Entwicklung antibiotikaresistenter Bakterien systematisch. Dabei zeigt sich: Bei gewissen Bakterienarten haben die Resistenzen stark zugenommen, bei anderen ist die Antibiotikaresistenz stabil geblieben oder zurückgegangen. Im Fall von Escherichia coli – ein häufiger Verursacher von Blasenentzündungen – hat die Resistenz gegen Fluorchinolone (eine oft verwendete Klasse von Antibiotika) zugenommen, die Resistenz gegen eine Klasse von Breitband-Antibiotika (Cephalosporine der dritten und vierten Generation) ebenso. Im Fall von Klebsiella pneumoniae, einer anderen Bakterienart, die manchmal ebenfalls die Harnwege infiziert, scheint es allerdings zu einer Trendwende zu kommen. Die Gründe dafür werden noch untersucht.
Unbedingt auf den Arzt hören
Allerdings drängt sich die Frage auf: Ist es nicht sinnvoll, bereits während der Antibiotikakur etwas für die Verträglichkeit einzunehmen? «Da scheiden sich die Geister. Ich persönlich denke, dass es im Nachgang sinnvoller ist.» Denn das Antibiotikum beeinträchtigt während der Therapie die Darmflora erheblich und setzt auch den durch Probiotika zugeführten guten Bakterien zu. Während der Antibiotikumbehandlung können aber Präbiotika mit Hefen, Inulin oder Medizinalkohle als Nährsubstrat für das Mikrobiom eingesetzt werden.
Beim Thema Antibiotika und Blasenentzündung ist es also wichtig, dass man sich an die Anweisungen des Arztes hält und die verschriebene Kur durchzieht. Auf keinen Fall sollte man eine angebrochene Packung aufbewahren und dann – wenn man wieder einmal ein Brennen beim Wasserlösen spürt, eigenmächtig anfangen, Tabletten zu schlucken. «Antibiotika sind rezeptpflichtig und müssen vom Arzt verschrieben werden. Er kann darüber aufklären, was es bei der Einnahme zu berücksichtigen gilt und welche Nebenwirkungen auftreten können. Fragen Sie auf jeden Fall immer gut nach und kontaktieren Sie den Arzt bei Beschwerden unmittelbar.»
Viel Arzneitee trinken
Während eines Harnwegsinfektes ist es sinnvoll, täglich mindestens 1,5 Liter Nieren-Blasen-Tee aus der Drogerie zu trinken. Um einer erneuten Infektion vorzubeugen, empfiehlt es sich, während der folgenden Monate Mannose oder Preiselbeerextrakt einzunehmen. Leichte Beschwerden einer Blasenentzündung mit Brennen und Ziehen beim Wasserlösen können oft erfolgreich mit einer Kombination aus Kapuzinerkresse und Meerrettich behandelt werden, fragen Sie Ihre Drogistin oder Ihren Drogisten. Wichtig: Bei Blut im Urin, Fieber und/oder Klopf- oder Erschütterungsschmerz in der Nierengegend unbedingt zum Arzt.
Redaktion: Bettina Epper
Wissenschaftliche Kontrolle: Dr. phil. nat. Anita Finger Weber
- Quellen
Drogistenstern
Drogistin HF Sandra Kammermann
Bundesamt für Gesundheit BAG