Phytoöstrogene

Hilfe gegen Wechseljahrbeschwerden

Wenn sich die Wechseljahre ankündigen, greifen viele Frauen lieber zu etwas Natürlichem als zu Hormontabletten. Insbesondere Phytoöstrogene sind in aller Munde.

Obwohl nicht selber von Wechseljahrbeschwerden betroffen, nimmt sich Drogist Noah Frehner des Themas Phytoöstrogene umfassend und mit grossem Interesse an. In seiner Drogerie ist er häufig damit konfrontiert, weil sich viele Kundinnen mithilfe von Phytoöstrogenen Linderung bei einem unausgeglichenen Hormonhaushalt erhoffen.

So wirken Phytoöstrogene

Phytoöstrogene sind sekundäre Pflanzenstoffe und werden aus der Natur gewonnen. Sie sind von der Struktur her ähnlich aufgebaut wie natürliche oder chemisch erzeugte Östrogene und können so einen Östrogenmangel, wie er nach der Menopause häufig auftritt, ausgleichen beziehungsweise ihn abfedern. «Die enthaltenen Isoflavone und Lignane sind für die Phytomedizin zentral. Phytoöstrogene kommen in allen Lebensmitteln aus Soja wie zum Beispiel Tofu, aber auch in Bier oder wie gesagt in Pflanzen vor», sagt Frehner. Gewonnen werden sie beispielsweise aus der Traubensilberkerze, aus Rotklee, Ginseng, Salbei oder Hopfen, «und vermehrt werden auch Granatapfelsamen als Quelle genutzt.»

«Die Wirkung der Phytoöstrogene erkläre ich den Kundinnen gerne so: Wir liefern mit Phytoöstrogenen den passenden Schlüssel zum Schloss, das im Körper bereits vorhanden ist.» Anders gesagt: Nach der Menopause produzieren die Eierstöcke keine Östrogene mehr, und die Nebenniere kann die gesamte Produktion nur bedingt übernehmen. Die Phytoöstrogene können dank ihrer strukturellen Ähnlichkeit an die vorhandenen Östrogen-Rezeptoren andocken und so die Beschwerden lindern beziehungsweise einen Östrogenmangel abfedern und den Hormonhaushalt harmonisieren.

Natur braucht Zeit

Je nach Beschwerden werden Phytoöstrogene als Tabletten oder Urtinkturen eingenommen. Homöopathische Präparate oder spagyrische Mischungen aus den entsprechenden Pflanzen sind eine Alternative. «Gerade im Bereich der Spagyrik haben wir in Drogerien einen grossen Handlungsspielraum und können uns der Kundin und ihren Beschwerden auf einer sehr persönlichen und individuellen Ebene annehmen.» Hat eine Frau zum Beispiel wegen des Östrogenmangels Schlafprobleme, eine innere Unruhe, Stimmungsschwankungen und dazu noch Schweissausbrüche, könnte der Drogist den schweisshemmenden Salbei mit der Traubensilberkerze, dem stimmungsaufhellenden Johanniskraut und der beruhigenden Passionsblume kombinieren.

Allerdings sei es wichtig, den Naturheilmitteln etwas Zeit zu geben und die Phytoöstrogene längerfristig einzunehmen. «Wir raten auch zu einer strukturierten Einnahme zur immer selben Tageszeit – also entweder morgens oder abends – und das über mehrere Wochen. Nach etwa 3 bis 6 Monaten können Sie eine Pause einlegen, damit der Organismus auch ein Signal erhält, dass er nun wieder selber arbeiten und etwas tun muss.» Lassen Sie sich in der Drogerie beraten!

Nebenwirkungen?

Immer wieder gibt es Stimmen, die vor Phytoöstrogenen wegen ihrer Einwirkung auf die Hormonrezeptoren warnen. Sie könnten Brustkrebs oder Thrombosen begünstigen. Professor André Michael Beer ist Mitglied des Komitees Forschung Naturmedizin (KFN) und Direktor der Klinik für Naturheilkunde im deutschen Hattingen-Blankenstein. Er setzt sich mit solchen Fragen schon länger auseinander: «Aus Untersuchungen ist bekannt, dass Phytoöstrogene aus Soja und Rotklee an den Östrogen-Rezeptoren aktiv werden können. Es gibt Hinweise, dass Phytoöstrogene vor den Wechseljahren sogar einen gewissen Schutz vor Brustkrebs bieten, nach der Menopause allerdings nicht.» Für ihn sind die vielen Studien insgesamt zu heterogen, um Behandlungsempfehlungen für gewisse Präparate abzuleiten. Allerdings sei eine sojareiche Ernährung sicher unbedenklich.

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Ganzheitlich betrachten

Drogist Noah Frehner steht hinter der Einnahme von Phytoöstrogenen, weil sie aus der Natur gewonnen werden und er häufig gute Rückmeldungen von Kundinnen erhält. «Ausserdem belegen Studien die Wirksamkeit etwa der Traubensilberkerzen. Probandinnen zeigten bereits nach zwei Wochen eine deutliche Besserung der Situation.»

Für Frehner ist aber ebenfalls klar, dass man Wechseljahrbeschwerden ganzheitlich angehen muss und neben der Einnahme von Phytoöstrogenen auch auf einen regelmässigen Alltag, eine gesunde Ernährung und Bewegung an der frischen Luft achtet. «Und dann weise ich die Kundinnen auch immer auf den Aspekt hin, dass mit der Menopause ein ganz schöner und wichtiger Lebensabschnitt beginnt, einer, in dem man sich noch einmal neue Ziele setzen und etwas wagen und somit bewegen kann.» Die Fruchtbarkeitsphase ist vorbei, und die Frau kann sich nun auf neue Aufgaben fokussieren, lang gehegte Pläne anpacken und sich womöglich noch den einen oder anderen Traum erfüllen. Mit der richtigen Einstellung sind allfällige physische und psychische Beschwerden in den Wechseljahren besser zu bewältigen, ist Noah Frehner überzeugt.

Autorin: Denise Muchenberger
Redaktion: Bettina Epper
Wissenschaftliche Kontrolle: Dr. phil. nat. Anita Finger Weber
Quellen
  • Drogistenstern

  • Drogist HF Noah Frehner

  • Professor André Michael Beer, Mitglied des Komitees Forschung Naturmedizin (KFN) und Direktor der Klinik für Naturheilkunde in Hattingen-Blankenstein (D)