HIV oder Grippe?

Fieber, Abgeschlagenheit, geschwollene Lymphknoten, Halsschmerzen. Das könnte eine Grippe sein – oder eine Ansteckung mit dem HI-Virus.

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«Fieber nach Sex ohne Gummi? Sprich mit deinem Arzt über HIV.» So lautete der Slogan der aktuellen «Love Life»-­Kampagne des Bundesamtes für Gesundheit (BAG). Hintergrund: Eine Infektion mit dem HI­Virus kann in der Anfangsphase Symptome zeigen, die denen einer Grippe ähneln: Fieber, Abgeschlagenheit, Nachtschweiss, geschwollene Lymphknoten, Halsschmerzen, Hautausschlag, Muskel­- und Gelenkschmerzen, Durchfall, Übelkeit oder Erbrechen. Ein Laie kann die Symptome nicht von denjenigen einer Grippe unterscheiden, wie Simone Eigenmann, Leiterin der Sektion Prävention und Promotion des BAG, sagt: «Und auch für einen Arzt ist das nur aufgrund der Symptomatik nicht möglich. Nur ein HIV­Test kann eine Infektion sicher nachweisen.»

Regeln für sicheren Geschlechtsverkehr
  • Beim eindringenden Verkehr immer Präservative verwenden.

  • Kein Sperma in den Mund, kein Sperma schlucken, kein Menstruationsblut in den Mund, kein Menstruationsblut schlucken.

  • Umgehend zum Arzt bei Jucken, Ausfluss oder Schmerzen im Genitalbereich sowie bei Grippesymptomen nach ungeschütztem Sex.

Immer sofort zum Arzt

Deshalb rät das BAG: «Wer ausserhalb der Grippesaison solche Symptome hat und in den Tagen bis Wochen davor ungeschützten Sex hatte, sollte sofort zum Arzt.» Eigenmann präzisiert: «Die Empfehlung hat das ganze Jahr über Gültigkeit. In der Grippesaison ist die Ursache für Grippesymptome aber in der Regel eine Grippe und keine HIV­Infektion.» Wichtig ist, den Arzt auf den ungeschützten Geschlechtsverkehr hinzuweisen, dann kann er einen speziellen HIV­Test machen, der eine Infektion schon nachweist, wenn noch gar keine Antikörper im Blut zirkulieren.

Es sei aus zwei Gründen sehr wichtig, eine Ansteckung früh zu entdecken, sagt Eigenmann. «Die Ausbreitung von HIV im Körper der betroffenen Person kann so eingegrenzt werden. Eingegrenzt werden kann bei rascher Diagnose und Behandlung auch die weitere Ausbreitung der Infektion in der Bevölkerung.» Betroffene sind nämlich während der ersten Wochen der Infektion, der sogenannten Primoinfektion, um ein Vielfaches anstecken­ der als später während der chronischen Phase. Ausserdem kann nur dann eine Früh­ oder Soforttherapie mit antiretroviralen Medikamenten helfen, dass die Infektion weniger Schaden im Körper anrichtet und langfristig vom Immunsystem besser kontrolliert werden kann.

HIV und Aids
  • HIV steht für «Humanes Immunschwäche Virus» (menschliches Immun­ schwäche­Virus). Übertragen wird es durch ungeschützten Geschlechtsverkehr sowie gemeinsame Benutzung von Spritzen und Nadeln bei intravenösem Drogenkonsum. Eine infizierte Mutter kann das Virus während der Schwangerschaft oder Stillzeit auf das Kind übertragen.

  • Aids (Acquired Immunodeficiency Syndrome, erworbenes Immun­ schwächesyndrom) ist die Spätfolge einer HIV­Infektion. Die Abwehrfähigkeit des Körpers gegenüber Krankheitserregern ist vermindert. Eine fortgeschrittene Immunschwäche kann zu schweren Erkrankungen und zum Tod führen. Die HIV­Infektion ist nach wie vor nicht heilbar, sie wird aber erfolgreich mit antiretroviralen Medikamenten behandelt.

Autorin und Redaktion: Bettina Epper