Joggen mit Heuschnupfen – was beachten?

Pollenflug und hohe Ozonwerte: Neun Tipps, wie Sie trotz Heuschnupfen oder Asthma möglichst symptomfrei draussen laufen können.

In der milden Frühlingsluft macht Joggen besonders viel Spass. Ausser Menschen mit Heuschnupfen oder Asthma. Sie leiden unter Pollen und im Sommer zusätzlich unter hohen Ozonwerten, die die Schleimhäute von Augen, Nase und Hals reizen und die Lungenfunktion einschränken. Treffen Pollen auf bereits gereizte Schleimhäute, können sich die Allergiesymptome verstärken.

Doch deswegen auf die geliebte Joggingrunde verzichten sollte niemand, denn Sport ist gerade für Allergiker sehr gesund. Ja, er kann Heuschnupfen und Asthma sogar positiv beeinflussen. «Sport stärkt zum Beispiel die Atemmuskulatur und das Immunsystem und verbessert die Lungenfunktion», sagt Sonja Hartmann, Projektleiterin und Beraterin von aha! Allergiezentrum Schweiz. «Wichtig ist aber, während des Sports die allergene Belastung so gering wie möglich zu halten.» Das ist gar nicht so schwierig, wenn Sie ein paar Tipps beachten:

Tipp 1: Das Wetter beachten

Informieren Sie sich, wann und wo welche Pollen fliegen. Zum Beispiel über die App «Pollen-News». «Ausserdem sollten Sie am Morgen joggen gehen, dann sind die Ozonwerte tiefer. Oder nach einem Regenschauer, weil dann weniger Partikel in der Luft sind», sagt Hartmann.

Ozon in Bodennähe ist ein schädliches Gas, das sich bei intensiver Sonneneinstrahlung aus Stickoxiden und Sauerstoff bildet. Daher steigt die Ozonbelastung gegen Mittag und an sonnigen, windstillen Tagen. Bei schönem, trockenem Wetter ist auch die Pollenbelastung höher, genauso bei windigem Wetter oder kurz vor einem Gewitter. In der Nacht Joggen ist aber auch nicht gesünder. «Aktuelle Studien zeigen, dass der Rückgang der Pollenkonzentration nachts nur sehr gering ist», sagt Hartmann. Dafür sind die Ozonwerte nachts tiefer.

Besonders aggressiv wird Blütenstaub vor einem Gewitter. «Die Luftfeuchtigkeit ist dann sehr hoch. Die Pollen nehmen das Wasser auf und platzen. Dabei werden sehr kleine Partikel freigesetzt, die tief in die Lunge eindringen und Atemnot oder Asthmaanfälle auslösen können», sagt Hartmann.

Tipp 2: Am richtigen Ort joggen

Wer auf Gräser allergisch reagiert, sollte nicht in der Nähe von Wiesen joggen, und Baumallergiker meiden besser den Wald. Die Expertin warnt auch vor Innenstädten oder Industriegebieten. «Luftschadstoffe, die sich an Pollen anhaften, machen diese aggressiver und Luftverschmutzung reizt die Atemwege zusätzlich.»

Tipp 3: Medikamente einsetzen

Heuschnupfengeplagten empfiehlt Hartmann, kurz vor dem Sport einen Nasenspray oder Augentropfen mit Antihistaminika anzuwenden. «Beides wirkt relativ schnell. Tabletten hingegen brauchen mindestens eine Stunde, bis ihre Wirkung eintritt.» Um akute Asthmaanfälle während des Trainings zu vermeiden, müssen die Medikamente der Langzeittherapie gut eingestellt sein. Sprechen Sie deshalb vorab mit Ihrer Lungenärztin oder Ihrem Lungenarzt.

Tipp 4: Augen schützen

Eine Sonnenbrille mit Seitenschutz schützt die Augen vor den Pollen. «Linsenträgerinnen und -träger sollten besser Tageslinsen verwenden», sagt Hartmann.

Tipp 5: Aufwärmen

Bei Asthma empfiehlt Hartmann, sich vor dem Lauftraining locker aufzuwärmen. Abrupter Wechsel zwischen Ruhe und Aktivität kann die Atemwege reizen.

Tipp 6: Durch die Nase atmen

Atmen Sie beim Joggen nur durch die Nase. «So gelangen weniger Pollen in die Lunge. Nasenhaare reinigen die Luft etwas», sagt Hartmann. Ist es kühl, sollten Asthmatikerinnen und Asthmatiker durch ein Tuch atmen. «Das wärmt die Luft etwas auf. Kühle Luft hingegen reizt das chronisch entzündete Lungengewebe.»

Tipp 7: Nach dem Sport

Werden Sie Pollen nach einem Aufenthalt draussen schnell wieder los! Waschen Sie Ihre Haare mit Shampoo, spülen Sie Ihre Nase mit einer Kochsalzlösung und waschen Sie die Sportbekleidung in der Waschmaschine.

Tipp 8: Weniger leistungsfähig – was tun?

Fühlen Sie sich schlapp, gehen Sie das Training besser langsam an: «Den Puls tief halten und nur so schnell rennen, dass Sie noch reden und gut atmen können. Bei stärkeren Symptomen empfehle ich, eine Pause zu machen», sagt Hartmann.

Tipp 9: Im Notfall

Bei Husten, Kurzatmigkeit oder gar Atemnot das Training besser beenden. Asthmatikerinnen und Asthmatiker sollten unbedingt ihren Asthmaspray dabeihaben. Gut ist, wenn jemand aus Ihrem Umfeld weiss, wo Sie joggen, damit im Notfall schneller Hilfe vor Ort ist.

Wer die Präventionsmassnahmen befolgt und die richtige Behandlung in Anspruch nimmt, kann es im Laufsport trotz Allergie weit bringen. «Es gibt viele Leistungssportler mit einer Allergie und Asthma. Topleistungen sind möglich», sagt Hartmann.

Heuschnupfen und Asthma

Heuschnupfen ist die umgangssprachliche Bezeichnung für einen allergischen Schnupfen oder eine Pollenallergie. Ausgelöst wird er durch Pollen. Das Immunsystem stuft die eigentlich harmlosen Eiweisse (Allergene) der Pollen als fremd oder gefährlich ein und bekämpft sie. Der Körper schüttet Histamin aus, das eine Entzündung der Bindehaut der Augen und der Nasenschleimhaut verursacht. Es folgen typische Heuschnupfen-Symptome wie eine laufende Nase, Niesen und tränende, juckende Augen.

Asthma ist eine entzündliche Erkrankung der Atemwege, die mit einer Überempfindlichkeit der Bronchien gegenüber Reizen verbunden ist. Reize führen zur Verengung der Bronchien und Asthmaanfällen. Betroffenen fällt das Ein- und Ausatmen schwer. Eine unbehandelte Pollenallergie kann zu allergischem Asthma führen. Wie beim Heuschnupfen sind oft Allergene (z.B. Eiweisse aus Pollen, Hausstaubmilben, Tierhaaren) Auslöser einer asthmatischen Reaktion (Husten und Atemnot).

Heuschnupfen bekämpfen

Sport kann Allergien nicht vorbeugen oder sie bekämpfen. Verschiedene Untersuchungen haben gezeigt, dass Allergien bei sportlich Aktiven und Leistungssportlern nicht weniger häufig vorkommen als in der übrigen Bevölkerung. Gegen die Ursache eines Heuschnupfens hilft eine Immuntherapie, auch bekannt als Desensibilisierung oder Hyposensibilisierung. Dabei wird das überaktive Immunsystem der Allergiker an die allergieauslösenden Stoffe (Allergene) gewöhnt.

Autorin und Redaktion: Vanessa Naef
Wissenschaftliche Kontrolle: Dr. phil. nat. Anita Finger Weber
Quellen
  • Sonja Hartmann, Projektleiterin und Beraterin von aha! Allergiezentrum Schweiz

  • aha.ch