Phantom- und psychosomatische Schmerzen
Wer sich gerade mit dem Küchenmesser in den Finger geschnitten hat weiss, warum der Finger weht tut. Wer Phantom- oder psychosomatischen Schmerzen hat, kennt die Ursache seines Leidens oft nicht so genau. Das macht die Behandlung schwierig.
Folgende Themen werden in diesem Artikel behandelt
Menschen, die Arme oder Beine verloren haben, haben oft starke Schmerzen, die aus den fehlenden Gliedmassen kommen. Solche sogenannten Phantomschmerzen treten nach mehr als der Hälfte aller Amputationen von Armen oder Beinen auf. Aber auch andere fehlende Körperteile wie Brust, Zunge oder Nase können schmerzen. Neueste Forschungen haben gezeigt, dass Phantomschmerzen mit Veränderungen der Gehirnorganisation verbunden sind, wie bei allen chronischen Schmerzen. Manche Wissenschaftler vermuten dagegen, dass Phantomschmerzen vor allem durch fehlerhafte Reize aus dem peripheren Nervensystem verursacht werden.
Behandlung
Behandelt werden Phantomschmerzen oft mit Medikamenten, die das Zentralnervensystem beeinflussen. Jedoch sind die Erfolge begrenzt. Positive Berichte gibt es zu Wirkstoffen und Medikamenten (Antidepressiva, Opioide), die die Erregbarkeit des Gehirns verändern. Gibt es Veränderungen am Stumpf, können Injektionen oder lokale Reizverfahren helfen. Biofeedback kann ebenfalls hilfreich sein. Als negativ und gar schädlich haben sich Versuche erwiesen, durch eine weitere Amputation den Schmerz auszuschalten.
Umfrage
Psychogene Schmerzen / somatoforme Schmerzstörung
Auch Seelische Probleme wie Verlust, Trennungserfahrungen, Depressionen, Ängste oder auch massive Stressbelastung können Schmerzen auslösen. Solche psychogene Schmerzen stehen also stellvertretend für etwas anderes, trotzdem sind sie real und nicht eingebildet. Eine «klassische» Schmerzbehandlung mit Medikamenten oder gar Operationen hilft in der Regel nicht, sondern verstärkt die Schmerzen oft sogar. Betroffene brauchen vielmehr eine Behandlung, die neben einer Schmerz- eine Psychotherapie einschliesst.
Wissenschaftliche Kontrolle: Dr. phil. nat. Anita Finger Weber
- Quellen
Monika Specht-Tomann, Andreas Sander-Kiesling: «Schmerz. Ganzheitliche Wege zu mehr Lebensqualität», Verlag Hans Huber, 2014
Deutsche Schmerzgesellschaft
Cornelia Fischer-Börold: «Schmerz», Schlütersche Verlagsgesellschaft, 2006
David Butler, Lorimer Moseley: «Schmerzen verstehen», Springer-Verlag, 2016