Psychosomatische Schmerzen
Körperliche Beschwerden müssen nicht immer organischer Natur sein. Oft ist es die Psyche, die unserem Organismus einen Strich durch die Rechnung macht und reale Schmerzen verursacht.
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Stefan Begré, stv. Chefarzt Psychosomatik am Inselspital Bern: «Fast jeder Zweite, der einen Arzt aufsucht, verlässt die Praxis trotz umfangreicher Untersuchung ohne einen eindeutigen Befund.» In vielen Fällen seien psychosomatische Beschwerden die Ursache – körperliche Symptome also, die nicht organischen Ursprungs sind. Typische Beispiele dafür sind das Reizdarmsyndrom, Spannungskopfschmerzen oder körperliche Symptome bei Burn-out.
Tendenz steigend?
Dem allgemeinen Tenor, dass psychosomatische Beschwerden zunehmen, mag Begré jedoch nicht vorbehaltlos zustimmen. Ob dies tatsächlich der Fall sei oder in den letzten Jahren nur vermehrte Aufmerksamkeit genoss bleibe dahin gestellt. «Sicher ist jedoch, dass durch die zunehmende Komplexität und Tempobeschleunigung unsere individuellen Stressabwehr-Systeme immer mehr beansprucht werden.»
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Abklärung muss sein!
Stressanfällige Menschen neigen eher zu psychosomatischen Beschwerden als jene mit einem strapazierfähigeren Nervenkostüm. Je weiter der Stresspegel in die Höhe schnellt, umso mehr Organsysteme sind betroffen und es kann zu körperlichen Beschwerden kommen. So klagen Personen beispielsweise über Muskelschmerzen, Schwindel oder Atemnot. Andere haben Magen-/Darmproblemen, Druck auf der Brust oder übermässigen Harndrang. Auch wenn diese Symptome nicht immer akuten organischen Ursachen zugrunde liegen, dürfen sie keinesfalls bagatellisiert werden: «Schmerzen sind generell ein Zeichen einer erst zu nehmenden Störung und müssen ärztlich abgeklärt werden.» Für erste diagnostische Massnahmen ist der Hausarzt die richtige Anlaufstelle. Dieser wird im Bedarfsfall einen Spezialisten beiziehen. «Dazu gehört häufig auch ein in der Organmedizin gut ausgebildeter Arzt mit zusätzlichen Kenntnissen in Verhaltensmedizin.
Behandlung
Psychosomatische Schmerzen sind genauso schmerzhaft wie solche mit organischer Ursache. «Diese Schmerzen sind nicht nur ‹eingebildet›, wie dies die Patienten des Öfteren von ihrem Umfeld zu hören bekommen», sagt Begré. Generell benötigen chronische Schmerzpatienten ein multimodales therapeutisches Vorgehen. Dieses sieht häufig einen stationären Spitalaufenthalt mit einer ambulanten Behandlung im Anschluss vor. «Nachdem gemeinsam mit dem Patienten ein Therapiekonzept erarbeitet wurde, sollen Eigenverantwortung, Eigenaktivität und Selbstbeobachtung gefördert und gestärkt werden.» Mit diesen Therapieansätzen lernen Patienten, sich von den Schmerzen abzulenken und negative Gedanken einzudämmen. Parallel helfen beispielsweise Wasseranwendungen wie Kneippen oder Wassergymnastik wie auch Spaziergänge das allgemeine Wohlbefinden fördern. Hilfe im Alltag bringen zudem Entspannungstechniken sowie individuelle Therapieformen wie Physio-, Ergo- oder medizinische Trainingstherapie. Unterstützt wird die Therapie häufig auch durch die Einnahme von Medikamenten. Mit diesen sollen die Schmerzen auf ein erträgliches Mass reduziert und damit Begleitsymptome wie Niedergeschlagenheit oder Mutlosigkeit gelindert werden.
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PD Dr. med. Stefan Begré stv. Chefarzt Psychosomatik am Berner Inselspital