So macht es wieder Spass im Bett

Sex ist ein Kinderspiel. Tatsächlich? Verschiedene körperliche und psychische Faktoren oder bestimmte Lebensumstände oder -phasen können zu Störefrieden werden. So bringen Sie wieder Schwung in die Partnerschaft.

Die meisten Schweizerinnen und Schweizer sind mit ihrer Partnerschaft, ihrem Sexualleben und mit ihrer psychischen und körperlichen Gesundheit zufrieden. Zu diesem Schluss kommt die Psychotherapeutin und Sexologin Dania Schiftan in ihrer Studie aus dem Jahr 2006. Trotzdem geben 20 Prozent der Befragten an, häufig sexuelle Probleme zu haben, ganze 12 Prozent leiden sogar stark oder sehr stark an sexuellen Störungen. Christiane Weinand, Sexualtherapeutin und Gründerin der «Sexualberatung Bern», verweist auf Studien, die ein noch gravierenderes Bild zeichnen: Demnach geben rund 40 Prozent der Schweizer Bevölkerung an, Schwierigkeiten mit der Sexualität haben; 8 Prozent stehen unter einem massiven Leidensdruck.

Dania Schiftan arbeitet am Zentrum für interdisziplinäre Sexologie und Medizin (ZiSMed) in Zürich und nennt die häufigsten Gründe, die zu Stressfaktoren in der sexuellen Paarbeziehung werden können.

  • Männer leiden vor allem an vorzeitigen Ejakulationen oder Erektionsproblemen.

  • Frauen klagen über Schmerzen beim Sex (Scheidentrockenheit) oder Lustlosigkeit.

  • Frauen und Männer haben damit zu kämpfen, dass nicht beide (oder nicht beide zum gleichen Zeitpunkt) dasselbe wünschen. Der eine Partner möchte (mehr) Sex, der andere nicht.

  • Zu Lustlosigkeit und sexuellen Störungen kann es auch in ganz besonderen Lebensphasen wie einer Schwangerschaft oder nach einer Geburt kommen.

Mehr Kribbeln beim Sex

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Tiefgreifender Paarkonflikt

Für Karin Haas, Fachärztin für Psychiatrie und Sexualtherapeutin an der Landesnervenklinik Sigmund Freud in Graz (A), sieht allerdings wenig Unterschiede zwischen Männern und Frauen. Für sie steht fest, dass das Hauptproblem «die sexuelle Lustlosigkeit ohne körperliche Ursachen ist, und zwar bei Frauen wie auch bei Männern.» Und sie ergänzt: «Noch vor 20 Jahren haben Frauen eher an Orgasmusstörungen oder Schmerzen beim Geschlechtsverkehr gelitten, Männer vor allem an Erektionsstörungen.» Warum dies so ist, erklärt sie mit einem gewandelten Lebensstil: Heute werde den meisten Menschen im Beruf, aber auch im Alltagsleben mehr abverlangt als früher. Oft fehle die Zeit zur Entspannung. «Daher haben viele auch einfach nicht mehr Energie genug, um sich dem Partner oder der Partnerin wirklich aufmerksam widmen zu können. Und dann ist der Schritt zur sexuellen Lustlosigkeit klein.»

Die Lust geht einfach zurück. Falsch!

Christiane Weinand: «Lustlosigkeit hat interessanterweise mit dem Alter überhaupt nichts zu tun, sondern eher mit unterschiedlichen Lebensphasen.» Auch Schiftan sieht das steigende Alter eines Paares nicht als Problem: «Die Sexualität nimmt tendenziell in den ersten sechs Jahren einer Beziehung langsam ab. Nach sechs Jahren pendelt sie sich dann auf einem gewissen Level ein und bleibt die kommenden 20, 30 Jahre ungefähr auf diesem Niveau.» Dieses Sechs-Jahres-Prinzip gelte auch für Paare, die sich in fortgeschrittenerem Alter kennen und lieben lernen.

Motivationszentrum für Sex

Was tun, wenn man wieder zu einem erfüllen Sexualleben zurück finden möchte?

  • Regel Nr. 1: Auf keinen Fall zu lange zuwarten und die Schwierigkeiten totschweigen.

  • Regel Nr. 2: Das Gespräch mit dem Partner suchen. Vielleicht sind schon einfache Massnahmen zielführend.

  • Zieht sich die Lustlosigkeit oder die sexuellen Probleme des Paares schon über längere Zeit hinweg, ist eine Beratung die richtige Wahl. Eine Fachberatung oder eine Sexualtherapie besucht man idealerweise als Paar.

  • Eine eigentliche Paartherapie ist dann angezeigt, wenn der sexuellen Lustlosigkeit ein tiefgreifender Paarkonflikt zugrunde liegt.

Psychiaterin Karin Haas erklärt, weshalb eine Therapie sinnvoll sein kann: «Im Gehirn gibt es ein Motivationszentrum für Sex, das zum Beispiel durch sexuelle Fantasien angeregt wird. Wie das 'Hungerzentrum' wird das 'Sexzentrum' aber durch jegliche Art von Bedrohung rigoros abgeschaltet. Wenn es brennt, hat man keinen Hunger, aber auch keine Lust auf Sex.» Menschen, die sexuell lustlos sind, schalten laut Haas ihr Motivationszentrum für Sex im Gehirn ohne reale Bedrohung ab. Sie machen dies meistens unbewusst und auf vielfältige Art und Weise. Zum Beispiel, indem sie nur noch die negativen Seiten der Partnerin bzw. des Partners sehen, Konflikte inszenieren oder Berührungen vermeiden.

Was passiert in der Sexualtherapie

In einer Sexualtherapie kann sich ein Paar begleitet von der Therapeutin, dem Therapeuten austauschen und aussprechen. Für viele Paare ist es eine Erleichterung, einen Ort zu haben, wo sie ernst genommen werden und offen sprechen können. Aufgabe der Sexualtherapie ist es, die Lust feindlichen Mechanismen bewusst zu machen und durch Lust fördernde zu ersetzen.

Die Therapie besteht nicht nur aus Gesprächen, sondern auch aus «Hausaufgaben», zum Beispiel Körperübungen, bei denen das Paar durch Streicheln wieder in Kontakt miteinander tritt, oder Verhaltensanleitungen wie der liebevolle Umgang mit dem Partner, der Partnerin geübt werden kann. Die Erfahrungen, die das Paar bei den Hausübungen gemacht hat und die dabei auftretenden Probleme werden in gemeinsamen Gesprächen analysiert und bearbeitet.

Beispiele für Übungen zu Hause: Kann ein Mann nicht zum Höhepunkt kommen, gibt es Möglichkeiten die Empfindsamkeit des Penis zu erhöhen. Ziel ist es, «schlafende» Nervenbahnen zu wecken. «Der Mann bekommt in diesem Fall die Aufgabe, mit Öl zu masturbieren. So hat er weniger Widerstand, und die Sensibilität wird trainiert. Am Anfang finden die Männer das ziemlich blöd, da sie ja fast nichts spüren», erklärt Dania Schiftan. Doch Fortschritte zeigen sich bald. Es gehe darum, aus dem immer gleichen Schema, das zur sexuellen Störung geführt haben könnte, auszubrechen. Dasselbe gilt übrigens für die Frau. Die meisten Frauen entdecken irgendwann ihre Klitoris, nicht aber die sensiblen Nervenbahnen im Innern der Vagina. Mit gezieltem Üben sei es praktisch jeder Frau möglich auch einen vaginalen Orgasmus zu haben.

Etwas Ausdauer braucht es schon

Wie lang kann es dauern, bis man erste Erfolge bemerkt? Das ist ganz unterschiedlich. Manchmal findet sich rasch eine Lösung. Doch trägt ein Paar seine sexuellen Schwierigkeiten schon lange mit sich herum, dauert es in der Regel zwischen einem halben Jahr und einem Jahr. Das tönt nach einer langen Zeit. Laut der Psychiaterin Karin Haas kehrt beim Grossteil der Betroffenen aber die Lust zurück, der Umgang des Paares wird herzlicher und liebevoller: «Das alles zusammen ist ein grosses Plus an Lebensqualität.» Und gut zu wissen: Regelmässiger Sex ist gesund.

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Autorinnen: Ann Kugler und Katharina Rederer
Redaktion: Katharina Rederer
Quellen