Selbstoptimierungs-Glossar

Von B wie Biohacking bis W wie Wearable. Kleines Abc der Selbstoptimierung.

Wer ein richtiger Self-Tracker ist, weiss natürlich, was Enhancement und Nudging bedeuten. Für alle anderen hier die wichtigsten Begriffe der Selbstoptimierung kurz erklärt.

Achtsamkeit

Sie ist heutzutage allgegenwärtig, die «Achtsamkeit». Bekannt wurde das Konzept ab den 1970er-Jahren durch den US-Arzt Jon Kabat-Zinn. Er entwickelte das bekannte Mindfulness-Based-Stress-Reduction-Programm, kurz MBSR. Das Konzept der Achtsamkeit basiert auf fernöstlichen Meditationstraditionen wie beispielsweise dem buddhistischen «sati». Sati bezeichnet die Fähigkeit des Geistes, bei etwas zu verweilen, etwas im Gedächtnis zu behalten und mit der Aufmerksamkeit voll in der Gegenwart zu sein. Es geht bei der Achtsamkeit also um das Bewusstsein des aktuellen Momentes. Es geht darum, Gedanken, Gefühle und Wahrnehmungen zu akzeptieren, wie sie sind, zu vertrauen, nichts zu erzwingen und nicht zu urteilen. Es geht bei Achtsamkeit kurz gesagt also darum, die Welt mit wachem Blick zu sehen, weniger streng mit sich selbst zu sein und die Dinge so anzunehmen, wie sie sind. Das kann beispielsweise dabei helfen, Stress abzubauen.

Biohacking

Biohacker versuchen, den eigenen Körper wie ein System zu begreifen und ihn durch dieses Wissen zu optimieren. Der Ursprung des Konzeptes liegt in den USA. Dort konnten Spitzensportler ihre Ernährung oder ihren Schlaf verbessern, indem körperliche Messwerte wie Blut oder Körperfett analysiert wurden.

Digitales Tagebuch

Um sich selber und seinen Körper zu verstehen, muss man genau beobachten. Wie verhält sich der Körper in bestimmten Situationen? Was verändert sich unter welchen Umständen? Was passiert, wenn ich dieses oder jenes tue? Schon lange ist Abnehmwilligen klar, dass sie regelmässig ihr Gewicht kontrollieren und notieren sollten, damit sie sehen, welche Fortschritte sie machen. Auch Puls, Anzahl getaner Schritte oder der Blutdruck lassen sich messen und niederschreiben, ebenso Spaziergänge, Restaurantbesuche oder Liegestütze. Klar kann man Listen führen, schöner und kreativer aber ist es doch, ein Tagebuch zu schreiben. Darin können auch Gedanken und Erlebnisse festgehalten werden. Praktisch: Mittlerweile braucht man dazu nicht einmal mehr Buch und Stift, ein Computer oder Smartphone reichen völlig. Es gibt unterdessen nämlich diverse Apps, die Tagebuchschreiben ganz einfach machen.

Enhancement

Wer gesund ist und nur zur Verbesserung seines Körpers, zur Leistungssteigerung oder zur Verschönerung Medikamente einnimmt oder sich operieren lässt, betreibt sogenanntes Human Enhancement (engl. = Verbesserung). Human Enhancement umfasst ein ganzes Spektrum an Bereichen wie die Schönheitschirurgie, Doping im Sport, die Steigerung der sexuellen Potenz oder der Konzentrationsfähigkeit mittels Medikamenten, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Noch weiter geht die Idee, den Menschen genetisch so umzuformen, dass er «perfekter» wird, das sogenannte genetische Enhancement.

Me-Time

Einfach einmal seine Ruhe haben, einfach einmal nichts müssen. Einfach einmal allein sein. Was früher vielleicht mit Mussestunden oder Auszeit umschrieben worden wäre, heisst heute «Me-Time», das bedeutet etwa so viel wie «Zeit nur für mich». Me-Time kann alles Mögliche sein: Ein Buch lesen, spazieren gehen, ein Bad nehmen. Wichtig dabei ist, sich Zeit zu nehmen und abzuschalten. Einfach einmal seine Ruhe haben eben.

Nudging

Das individuelle Verhalten spielt für die Gesundheit eine wichtige Rolle: Häufig werden Erkrankungen wie Diabetes, Herz-Kreislauf-Probleme oder Rückenschmerzen durch einen ungesunden Lebensstil verursacht, wie zum Beispiel durch mangelnde Bewegung oder ungesunde Ernährung. Doch wie schafft man es, gesünder zu leben? Ein Ansatz ist das sogenannte Nudging (von englisch «to nudge» für «anstupsen»). Nudging ist ein Untergebiet der Verhaltensökonomie. Dabei wird eine Entscheidung ohne Zwang, sondern allein durch die Präsentation einer Situation in die gewünschte Richtung gelenkt. So wird die Salatbar beim Eingang der Kantine platziert, um gesundes Essen zu fördern. Solche Anstupser können auch andere Dinge sein. Im Rahmen der Selbstoptimierung dienen beispielsweise Selbst-Tracking-Technologien wie Schrittzähler oder Ähnliches dazu bei, die selbst gesetzten Ziele zu erreichen.

Selfie

Ein «Selfie» ist ein mit einer Digitalkamera meist spontan aufgenommenes Selbstporträt einer oder mehrerer Personen. So definiert der Duden ein Phänomen, das mittlerweile zum festen Bestandteil des Alltags vieler Menschen gehört. Der Begriff ist relativ neu und tauchte erstmals 2002 in einem australischen Onlineforum auf. Bereits 2013 wurde es vom Oxford Dictionary zum Wort des Jahres gekürt. Fotografische Selbstporträts hingegen gibt es schon viel länger, von gemalten ganz zu schweigen.

Wearables

Wer Self-Tracking betreibt, tut dies oft mittels sogenannter Wearables, was so viel wie «Tragbares» bedeutet. Wearables sind kleine Computer, die man am Körper trägt wie beispielsweise eine Smartwatch oder einen Fitnesstracker. Die Geräte werden nicht nur von Selbstoptimierern benutzt, sie kommen zunehmend auch in der Medizin beispielsweise zur Langzeitüberwachung und in der Diagnostik zum Einsatz. Vom einfachen Schrittzähler über das Gerät, das ebenfalls verbrannte Kalorien zählt, bis hin zur Uhr mit EKG-Funktion gibt es so ziemlich alles: smarte Kleidung, die Körperwerte überwacht, Kopfhörer, die Fremdsprachen übersetzen, oder Brillen, die das Sichtfeld mit digitalen Informationen anreichern.

Autorin und Redaktion: Bettina Epper
Wissenschaftliche Kontrolle: Dr. phil. nat. Anita Finger Weber
Quellen
  • Drogistenstern

  • Universitätsspital Basel

  • Psychische Gesundheit Zug, www.psgz.ch

  • Harald Walach: «Achtsamkeit», Lexikon der Psychologie, 2020

  • www.derstandard.at

  • www.brain-effect.com

  • Dagmar Fenner: «Selbstoptimierung und Enhancement. Ein ethischer Grundriss», Narr Francke Attempto Verlag, 2019

  • Universität Zürich

  • Universität Münster

  • Bundesamt für Gesundheit BAG

  • Universität Bern

  • Tanja Gojny, Kathrin S. Kürzinger, Susanne Schwarz: «Selfie – I like it: Anthropologische und ethische Implikationen digitaler Selbstinszenierung», Verlag W. Kohlhammer, 2016