Selbstoptimierung
Noch mehr Fitness, noch mehr Muskeln, noch mehr Ausdauer – das liegt im Trend. Doch der Körper braucht auch Pausen. Die Frage ist nur: Wann?
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Wie merkt man in Zeiten von Selbstoptimierungs-Apps und Fitnesswahn, dass man zu viel Sport treibt? An schmerzenden Gelenken, Muskeln oder überdehnten Sehnen? «Nicht unbedingt», sagt Sportphysiologin und Ärztin Christina Spengler. Zwar seien körperliche Anzeichen ernst zu nehmen und Regenerationszeiten zwischen den Trainings wichtig. Ein Zeichen, dass man es – auch als gut trainierter Freizeitsportler – übertreibt, sendet aber oftmals der Kopf.
Schlapp statt fit?
«Wer trotz regelmässigem oder gar erhöhtem Training nicht besser wird und sich auch Stunden nach dem Sport schlechter fühlt, gereizt ist oder Stimmungsschwankungen hat, der mutet seinem Körper womöglich zu viel zu.» Spengler erklärt es an einem Ausdauerläufer: Wer korrekt trainiert mit dem Ziel, seine Ausdauerleistung zu verbessern, sollte mit der Zeit sein Tempo länger durchhalten oder schneller laufen können und sich auch besser fühlen. Das Hirn sendet die Signale für diese Leistung an die Muskeln. Fordert sich der Sportler aber übermässig, fühlt er sich nach dem Training ausgelaugt, ist schlapp, müde und verstimmt. Eventuell fängt er sich noch ein Virus ein, der Appetit nimmt ab, das Wohlbefinden leidet. Das könnten Zeichen sein, dass der Körper überstrapaziert ist und dringend eine Pause braucht.
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Abwechslung bringts
Und bei Anfängern? «Hier ist der anfängliche Muskelkater vorprogrammiert», sagt Spengler. Davon sollte man sich nicht gleich vom Sport abbringen lassen. Es sei vor allem wichtig, zu Beginn kurze Trainingseinheiten zu absolvieren, damit ein «Zuviel» nicht gleich in der Anfangsphase die Freude am Sport trübt. Also etwa 10 Minuten joggen, dann wieder 10 Minuten gehen, und dann wieder 10 Minuten joggen.
Ausserdem mag es der Bewegungsapparat abwechslungsreich: Also mal schwimmen, mal laufen, mal Velo fahren oder Intervalltraining mit dem Ziel unterschiedlicher Belastung für Muskeln und Gelenke – darüber freut sich der Körper. Zwar gibt es gewisse Faustregeln in der Sportwissenschaft, beispielsweise jene, dass pro zurückgelegten Kilometer ein halber Regenerationstag nötig ist, jedoch rät Christina Spengler lieber zu Achtsamkeit und auf ein «In-sich-Hineinhorchen». Jeder Mensch habe individuelle Leistungsfähigkeiten, die auch stark von der Psyche abhängen können. «Es lohnt sich also, auf den Körper zu hören, unbedingt aber auch auf den Kopf. Sport sollte das Wohlbefinden erhöhen. Ist dies nicht mehr der Fall, lohnt sich eine Pause.»
Redaktion: Bettina Epper
Wissenschaftliche Kontrolle: Dr. phil. nat. Anita Finger Weber
- Quellen
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Dr. Christina Spengler