Kaffee ist gesund

Kaffee schwächt die Nerven und macht schwach und krank, heisst es in einem bekannten Volkslied. Das stimmt nicht. Kaffee hat viele gute Eigenschaften.

Zur Frage, ob Kaffee gesund oder ungesund ist, sind schon unzählige Studien und Untersuchungen durchgeführt worden, immer wieder mit wechselnden Ergebnissen. Mal war Kaffee des Teufels, mal ein Allerheilmittel. Die Wahrheit dürfte irgendwo in der Mitte liege. Fakt ist: Kaffee hat viele gute Eigenschaften.

Kaffee und Schlaf

Eine Tasse Kaffee weckt auf. Das liegt am Koffein. Es blockiert den Rezeptor, an den der Botenstoff Adenosin andocken will. Adenosin gibt dem Körper normalerweise das Signal zum Ausruhen. Hindert das Koffein es daran, bleibt diese Wirkung aus. Das hat unter anderem zur Folge, dass der Neurotransmitter (biochemischer Botenstoff) Dopamin in gewissen Hirnregionen ansteigt, was die Wachsamkeit erhöht.

Eine Studie in Zürich hat wissenschaftlich bestätigt, dass Kaffee aufweckt. Die Forscher haben 40 Personen 40 Stunden lang wach gehalten. Am Abend des ersten Tages und am Morgen des zweiten mussten die Testpersonen eine Tablette schlucken. Die eine Hälfte der Gruppe bekam 200 mg Koffein (etwa zwei Tassen Kaffee), die andere ein Placebo. Alle drei Stunden mussten die Probanden einen Test zur Reaktionszeit machen. Jene ohne Koffein schnitten ab 18 Stunden Wachheit immer schlechter ab, jene mit blieben in ihrer Leistung konstant.

Ausserdem haben die Forscher entdeckt, dass ein Gen, das die Signalübertragung von Dopamin im Gehirn mitbeeinflusst, eine wichtige Rolle dabei spielt, ob jemand nach einem Kaffee noch schlafen kann oder nicht. Manche haben dieses Gen, andere nicht. Es kommt also nicht von ungefähr, dass nur einige Menschen noch kurz vor dem Schlafen ohne negative Folgen einen Espresso trinken können.

Kaffee und Schmerzen

Das Koffein im Kaffee lindert Kopfschmerz vorübergehend. Das ist schon lange bekannt, schliesslich war zum Beispiel Cola ursprünglich eine Therapie gegen Kopfschmerzen.

Wissenschaftler haben unterdessen herausgefunden, dass das Koffein die Bildung eines Enzyms blockiert, das für die Freisetzung von Prostaglandinen verantwortlich ist. Das sind hormonähnliche Substanzen, die unter anderem an der Weiterleitung von Schmerzen beteiligt sind. Übrigens hat Koffein allein nur einen geringen Hemmeffekt. Die Kombination aus Koffein und einem Schmerzmittel wie Acetylsalicylsäure (ASS) oder Paracetamol ist dagegen um ein Vielfaches stärker.

Kaffee und Asthma

Die wohltuende Wirkung von Kaffee auf Asthma ist seit über 100 Jahren bekannt. Dafür verantwortlich ist das Koffein. Es führt zu einer leichten Entkrampfung, Entspannung sowie zur Erweiterung der Atemwege und steigert den Abtransport von Fremdstoffen und Schleim durch die Flimmerhärchen. Ausserdem sinkt der Druck in den Lungengefässen; Atemantrieb und Kontraktionsfähigkeit der Atemmuskulatur dagegen steigen.

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Kaffee und Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Die meisten schweren Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben ihre Ursache in einer Gefässverkalkung. Ein Risikofaktor ist hoher Blutdruck. Es gibt Studien, die zeigen, dass Kaffee den Blutdruck ansteigen lässt – und es gibt Studien, die beweisen, dass er es nicht tut. Eine neuere Untersuchung der Hopkins Universität in den USA untermauert die zweite These. Die Forscher haben 1000 Männer während 30 Jahren beobachtet. Jene, die regelmässig Kaffee getrunken haben, litten genauso häufig unter chronisch erhöhtem Blutdruck wie jene, die nie eine Tasse angerührt haben.

Eine wichtige Rolle bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen spielt Cholesterin. Kaffee enthält zwar kein Cholesterin, dafür jedoch Stoffe (die Diterpene Kafestol und Kahweol), die die Cholesterinwerte im Blut indirekt erhöhen können. Im Filterkaffee sind weniger dieser Substanzen, da sie im Filter hängen bleiben. Studien zeigen, dass Filterkaffee keinen nennenswerten Einfluss auf den Cholesterinwert im Blut hat, aufgebrühter jedoch schon. Ungeklärt ist aber, ob das die Gesundheit beeinträchtigt.

Kaffee und Diabetes

Es gibt viele Studien mit vielen unterschiedlichen Ergebnissen zum Einfluss von Kaffee auf Diabetes. Am Deutschen Institut für Ernährungsforschung haben Wissenschaftler eine Studie mit über 42'600 Probanden ausgewertet (EPIC-Deutschland-Studie). Wer täglich mehr als vier Tassen Kaffee trinkt, hat im Vergleich zu jenen, die durchschnittlich weniger als eineTasse am Tag zu sich nehmen, ein um 23 Prozent verringerten Risiko für Diabetes Typ 2.

Das Geheimnis scheint einmal mehr im Koffein zu liegen. Dieses regt insulinproduzierende Zellen der Bauchspeicheldrüse stark an. Das haben Tierversuche gezeigt. Ausserdem könnten die stoffwechselanregende Wirkung des Kaffees sowie das dadurch verbesserte Muskel-Fett-Verhältnis für Diabetiker nützlich sein. Die Wissenschaft vermutet zudem, dass die Chlorogensäure im Kaffee die Insulinintensität verbessert und zusammen mit weiteren Stoffen unmittelbar die Glukoseaufnahme beeinflusst. Schliesslich haben die Phenole (organische Verbindungen) im Kaffee eine blutzuckersenkende Wirkung.

Kaffee und der Magen-Darm-Trakt

Ärztinnen und Ärzte empfehlen Menschen mit Reizmagen oder Sodbrennen (Reflux) oft, weniger oder gar keinen Kaffee zu trinken. Unzählige wissenschaftliche Untersuchungen haben sich schon mit der Frage befasst, ob dieser Rat sinnvoll ist oder nicht. Eine Österreichische Untersuchung verkündete 2007, dass Filterkaffee für Magenpatienten bekömmlicher sei als Espresso. Kurz zuvor hatte eine andere Studie genau das Gegenteil herausgefunden.

Betroffene berichten oft, dass sie Espresso besser vertragen. Dies könnte daran liegen, dass Espresso kürzer aufgebrüht wird als Filterkaffee. Ausserdem werden säureärmere Kaffeebohnen verwendet, die bei hohen Temperaturen länger als herkömmliche Kaffeebohnen geröstet werden.Dadurch baut sich die magenreizende Chlorogensäure um bis zu 70 Prozent ab. Beim Filterkaffee hingegen läuft das Wasser sehr lange durch das Kaffeepulver, Bitter- und Reizstoffe lösen sich. Darum enthält Filterkaffee auch mehr Koffein als Espresso.

Kaffee und Osteoporose

Wer an Osteoporose (Knochenschwund) leidet, sollte beim Kaffeetrinken Zurückhaltung üben, da Kaffee die Knochen schwächen kann und die Osteoporose dadurch sogar fördert. Kaffee verringert die Rückgewinnung von Kalzium in den Nieren für mehrere Stunden und der Körper scheidet mit dem Urin mehr Kalzium aus. Um den Kalziumgehalt im Blut stabil zu halten, zieht der Körper sich das Kalzium aus der Knochensubstanz und diese wird brüchig.

Kaffee und Gallensteine

Vielen Menschen mit Gallensteinen vertragen keinen Kaffee, es ist aber nicht verboten, bei Gallensteinen Kaffee zu trinken. Kaffee kann sogar helfen. Wissenschaftler aus den USA haben in einer Studie (Health Professionals Follow-Up Study) mit 46'000 Männern herausgefunden, dass jene, die mehr als vier Tassen Kaffee am Tag tranken, ein um 45 Prozent verringertes Risiko hatten, Gallensteine zu bekommen. Für eine andere Studie beobachteten Forscher 80'000 Frauen während 20 Jahren. Sie kamen zu einem ähnlichen Resultat. Jene, die vier Tassen Kaffee pro Tag tranken, hatten ein um 25 Prozent verringertes Risiko, Gallensteine zu bekommen als jene, die gar keinen Kaffee tranken. Die Wissenschaft vermutet, dass Kaffee eine gallentreibende Wirkung hat, die Ausschüttung von Gallensaft aus der Gallenblase anregt und die Kontraktion der Gallenblase verstärkt.

Kaffee und die Leber

Wer eine Leberfibrose (erhöhter Bindegewebsanteil in der Leber) hat und regelmässig Kaffee trinkt, kann den Verlauf der Krankheit verlangsamen. Dazu gibt es verschiedene Studien, etwa eine von 2010, bei der Forscher mittels Leberbiopsien herausgefunden haben, dass die Fibrose bei Kaffee trinkenden Patienten mit Hepatitis langsamer verlief als bei jenen, die keinen Kaffee anrührten. Eine andere Untersuchung mit 238 an Hepatitis C erkrankten Personen zeigt, dass mehr als drei Tassen pro Tag einen positiven Effekt auf die Fibrose haben. Auch hier ist offenbar das Koffein verantwortlich. Es hemmt ein für die Entstehung der Fibrose mitverantwortliches Protein.

Kaffee und die Niere

Kaffee entwässert. Das denken viele, es stimmt aber nicht. Aufgekommen ist dieser Irrglaube dadurch, dass das Koffein ein Hormon der Hirnanhangdrüse hemmt und damit den Nieren signalisiert, vermehrt Flüssigkeit auszuscheiden. Das ist zwar so, allerdings sind es nur 1,17 Milliliter pro Milligramm Koffein. Würde eine Person, die nie Kaffee trinkt, auf einen Schlag 300 Milligramm Koffein (etwa vier Tassen Kaffee) zu sich nehmen, würde ihre Niere kurzfristig mehr Urin produzieren. Menschen, die an Kaffee gewöhnt sind müssten dazu eine Dosis von mehr als 300 Milligramm Koffein, also mehr als vier Tassen Kaffee, trinken.

Schwarz oder mit Milch?

Kaffee ist also durchaus gesund. Wissenschaftler im österreichischen Graz haben aber herausgefunden, dass seine vielfältigen gesundheitsfördernden Effekte nur dann voll zur Geltung kommen, wenn er schwarz getrunken wird. Schwarz kurbelt Kaffee die «Autophagie» an. Das ist eine Art Selbstverdauungsprogramm, das die Zellen reinigt und entgiftet. Tierische Eiweisse, wie sie zum Beispiel in der Milch vorkommen, hemmen diesen Prozess.

Autorin und Redaktion: Bettina Epper
Quellen
  • Karen Nieber, «Schwarz und stark. Wie Kaffee die Gesundheit fördert», S. Hirzel Verlag, 2013

  • Deutscher Kaffeeverband

  • Österreichischer Kaffee- und Tee-Verband