Yoga für die Hormone
In den Wechseljahren belastet die Hormonumstellung viele Frauen emotional und körperlich. Hier kann Hormonyoga helfen.
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Wenn Yogalehrerin Tanja Forcellini ihre Frauen zur Hormonyoga-Stunde begrüsst, wirkt sie gelassen, strahlt Ruhe aus. Das ist wichtig, denn die Teilnehmerinnen sollen als Erstes in der Gegenwart ankommen, Alltägliches loslassen, Gedanken, Pläne, Sorgen und Ärgernisse zur Seite schieben. «Wir Frauen sind Meisterinnen im Multitasking. Nun geht es aber darum, sich auf nur eine einzige Sache zu konzentrieren: 60 Minuten Hormonyoga.»
Hormondrüsen aktivieren
Forcellini nimmt sich Zeit, um den Frauen das Gefühl zu geben, dass sie den Kopf leeren und ihre Konzentration voll und ganz auf die Yogastunde legen können. Dann beginnt sie damit, das Bewusstsein für die sieben Hormondrüsen im Körper zu schärfen und sie alle nacheinander bewusst mittels Übungen wahrzunehmen. Von der Hirnanhangdrüse geht es über die Rumpf- und Bauchgegend zu den Eierstöcken.
Die richtige Atemtechnik
Dabei hält sie immer wieder inne und aktiviert mittels Summen und einer speziellen Atemtechnik (Blasebalg-Atmung) die jeweilige Hormondrüse. Dazu gehören spezielle Yoga-Übungen, die beispielsweise die Eierstöcke oder die Nebenniere aktivieren. Ausserdem wird die Energie im Körper bewusst gelenkt, mit Konzentrations- und Atemübungen. Dieses bewusste Wahrnehmen der Drüsen sei ein wichtiger Schlüssel, um Hormonyoga in den Alltag zu integrieren, sagt Forcellini. «Immer wieder merke ich, dass viele Frauen den eigenen Hormonhaushalt und die Funktion der Hormone als Botenstoffe zu wenig gut kennen. Haben sie einmal erfahren, wie wichtig eine gute Kommunikation unter den Hormondrüsen ist, sind sie achtsamer und selbstfürsorglicher.»
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Hormonspiegel anheben
Vom Hormonyoga profitieren nicht nur Frauen mit einem prämenstruellen Syndrom oder Fruchtbarkeitsstörungen, sondern insbesondere auch solche in den Wechseljahren, wie Tanja Forcellini erklärt. «Indem wir unter anderem die Eierstöcke mittels einer speziellen Atemtechnik, Summen und Körperübungen aktivieren, können wir den sinkenden körpereigenen Hormonspiegel wieder anheben. Dadurch wird die hormonelle Umstellung in den Wechseljahren erträglicher.»
Stress reduzieren
Es gehe aber auch darum, den Stresslevel im Alltag zu reduzieren. Oftmals kämen Frauen in den Kurs, die vor lauter Termindruck und voller Agenda komplett erschöpfte Nebennieren hätten. Die ständige Ausschüttung des Stresshormons Adrenalin ermüde die Nebennieren. «Wenn wir die Nebennieren als Hormonproduzenten wieder aktivieren können, nehmen Beschwerden wie andauernde Müdigkeit, Stimmungsschwankungen, Verdauungsstörungen und innere Unruhe ab.» Auch die Schilddrüse spiele eine wichtige Rolle, da sie Hormone ausschüttet, die im Körper eine ausgeglichene Energiebilanz aufrechterhalten. Bekanntlich wird der Stoffwechsel im Alter langsamer und man fühlt sich in der eigenen Haut nicht mehr richtig wohl, nimmt womöglich auch zu. Den gesamten Hormonhaushalt wieder in Einklang zu bringen und die Hormondrüsen zu stimulieren, ist ein langfristiges Ziel des Hormonyogas.
Yoga für zu Hause
Wer Hormonyoga regelmässig praktiziere und auch sonst vermehrt Pausen in den Alltag integriere, spüre meist rasch eine erste Veränderung. «Natürlich ist es letztendlich eine allumfassende Lebensphilosophie, eine Achtsamkeit gegenüber dem eigenen Körper und das Vermögen, Anzeichen von Stress ernst zu nehmen», sagt Forcellini.
«Wenn es der Kalender zulässt, empfehle ich Frauen in den Wechseljahren, zu Hause zwei bis drei Mal sechs Übungen pro Woche zu machen. Dies beansprucht etwa 20 Minuten, anschliessend noch 10 Minuten ausruhen.» Ausserdem kann man einige Übungen gut in den Alltag integrieren, wie das Summen: «Summen ist überall möglich. Auf dem Velo, beim Spazieren, beim Warten an der Bushaltestelle.» Ausprobieren lohnt sich.
Redaktion: Bettina Epper
Wissenschaftliche Kontrolle: Dr. phil. nat. Anita Finger Weber
- Quellen
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