Fakten über luzides Träumen

Leben Sie Ihren Traum im Klartraum!

Träume selber steuern? Ja, das geht. Dr. Daniel Erlacher erklärt, wie dieses Phänomen funktioniert.

In Klarträumen, auch luziden Träumen genannt, können Sie erleben, was immer Sie wollen. Viel Erfahrung damit hat Prof. Dr. Daniel Erlacher von der Universität Bern: «Ein Klartraum startet, sobald die schlafende Person merkt, dass sie träumt. Ab diesem Zeitpunkt kann sie die Traumhandlung lenken.» Ganz ohne Grenzen sind Klarträume aber nicht. Der Wissenschaftler beantwortet 15 Fragen.

1. Was passiert im Körper während eines Klartraums?

Die Wissenschaft streitet sich darüber, ob der Mensch nur in gewissen Schlafphasen träumt oder die ganze Nacht. Bei Klarträumen haben wir beobachtet, dass diese zu 95 Prozent im REM-Schlaf auftreten. Der Begriff «REM» ist die Abkürzung für Rapid Eye Movement, was übersetzt schnelle Augenbewegungen heisst. In dieser Schlafphase sind die Augen und das Gehirn aktiv, aber fast alle Skelettmuskeln wie gelähmt. Während eines Klartraums scheint vor allem der präfrontale Cortex etwas aktiver zu sein als während eines normalen Traums. Dieser Gehirnteil unterstützt beispielsweise logisches Denken und die Selbstreflektion. Diese Fähigkeiten sind wichtig, um unlogische Dinge in Träumen und Träume als solche erkennen zu können.

2. Wie wird jemand eine Klarträumerin oder ein Klarträumer?

Es gibt verschiedene Techniken, um das Klarträumen zu lernen. Voraussetzung sind viel Motivation, Training und Ausdauer. Wie beim Sport. Sobald nicht mehr trainiert wird, geht die Klartraumfähigkeit wieder verloren. In Zeiten, in denen ich das Training perfektioniert hatte, konnte ich jede Nacht luzid träumen.

3. Wie lange dauert das Klartraumtraining?

Das ist sehr individuell. Manche schaffen es nach einer Trainingswoche, einen Klartraum zu erleben, andere erst nach mehreren Monaten.

4. Ist eine lebhafte Vorstellungskraft ein Vorteil, um luzid träumen zu können?

Nein. Aber Klarträumer tendieren dazu, offener für neue Erfahrungen zu sein.

5. Gibt es Menschen, die luzid träumen können, ohne zu trainieren?

Ja, sogenannte spontane Klarträumer. Das sind oft Menschen, die diese Fähigkeit schon in der Kindheit entwickelt haben. Oftmals zwischen dem 6. und 7. Lebensjahr realisieren Kinder, dass sie nachts träumen und dass ein Traum nicht die Wirklichkeit ist, weil Erwachsene mit ihnen darüber sprechen. Allein schon durch diese Erkenntnis entwickeln gewisse Kinder eine Klartraumfähigkeit.

Prof. Dr. Daniel Erlacher

Prof. Dr. Daniel Erlacher ist Sportwissenschaftler an der Universität Bern. Er untersucht, wie Bewegungsabläufe im Traum geübt werden können und ist einer der wenigen Wissenschaftler in der Schweiz, der das luzide Träumen erforscht.

6. Gibt es Menschen, die Klarträume erleben, aber nichts davon wissen?

Viele Menschen können sich nur an einen kleinen Teil aller nächtlichen Erlebnisse erinnern. Deshalb scheint es für mich plausibel, dass auch luzide Träume vergessen werden. Menschen, die sich häufig an ihre Träume erinnern, erinnern sich auch öfters an Albträume und Klarträume. Günstig auf die Traumerinnerung und Klartraumhäufigkeit wirken sich eine lange Schlafdauer, autogenes Training und Meditation aus.

7. Kommen luzide Träume mehr bei Frauen oder Männern vor?

Männer und Frauen erleben gleichermassen häufig Klarträume.

8. Was erleben die meisten Menschen während eines Klartraums?

80 Prozent wollen Spass haben. Am beliebtesten sind Fliegen, Tanzen, Lachen und Sex. Luzide Träume sind eine Spielwiese, auf der keine sozialen, physikalischen oder sonstigen Gesetze gelten. Zu 60 Prozent wird das Klarträumen therapeutisch dazu genutzt, Albträume in den Griff zu bekommen. Weil Betroffene sich in einem Klartraum der Gefahr des Albtraums stellen können. Knapp 30 Prozent aller luzid Träumenden nutzen Klarträume, um kreativ zu sein und Problemlösungen auszuprobieren. Und 20 Prozent üben Fertigkeiten wie etwa Klavier spielen oder sportliche Bewegungsabläufe.

9. Wie häufig wird das Klarträumen als Trainingsmethode im Spitzensport eingesetzt?

50 Prozent der Sportlerinnen und Sportler hatten schon einmal im Leben einen Klartraum. Rund ein Viertel träumt mindestens einmal im Monat luzide und zwei Prozent mehrmals pro Woche. Von allen Klarträumenden nutzen lediglich 20 Prozent luzide Träume fürs Training. In diesem Fall werden neue oder kreative Bewegungen wie Zeitlupenschwimmen ausprobiert oder repetitive Abläufe geübt. Das richtige Training ist jedoch immer noch das effektivste.

10. Ist die Kontrolle in einem Klartraum allumfassend?

Nein. Der Traum behält seine eigene Dynamik und Gesetzmässigkeiten, denn die träumende Person kontrolliert nicht unbedingt, dass das Gras plötzlich blau ist oder wie die Traumszene aussieht, wenn sie um die Ecke geht.

11. Wie lange dauern Klarträume?

Spätestens mit dem Ende der REM-Schlafzeit ist Schluss oder wenn man geweckt wird. Die REM-Schlafphasen in der ersten Nachthälfte dauern nur wenige Minuten, in der zweiten Nachthälfte etwa 20 bis 30 Minuten.

12. Wie viele Klarträume pro Nacht sind möglich?

Die besten Klarträumer, die ich im Labor hatte, berichteten von drei luziden Träumen pro Nacht.

13. Vergeht Traumzeit langsamer, schneller oder gleich schnell wie reale Zeit?

Untersuchungen zeigen, dass die reale Zeit und die Traumzeit fast äquivalent sind. Im Traum braucht jemand gleich viel Zeit oder gar ein bisschen länger, um 20 Schritte zu gehen.

14. Wie wissen Sie, ob die Probandin oder der Proband gerade einen Klartraum hat?

Im Schlaflabor können wir mit einer klarträumenden Person kommunizieren. Luzide Träume werden uns über Augenbewegungen signalisiert. Sobald der Klartraum startet, schaut die Person im Traum abwechslungsweise nach links und rechts. Die Augen bewegen sich dann wirklich nach links und rechts, was wir sehen.

15. Was haben Sie in Ihrem ersten Klartraum gemacht?

Ich spielte in der Küche Basketball gegen zwei Riesen. Plötzlich merkte ich, dass etwas nicht stimmt. In der Realität spielt man nicht Basketball in der Küche. Und schon gar nicht gegen Riesen. Ich realisierte, dass ich träumte. Es wurde mir möglich, den Traum zu lenken. Ich kehrte dem Basketballspiel den Rücken zu, öffnete das Fenster und flog davon. Das war ein wunderschönes Erlebnis, ich war hin und weg.

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Autorin und Redaktion: Vanessa Naef
Quellen
  • Prof. Dr. Daniel Erlacher von der Universität Bern

  • Buch «Anleitung zum Klarträumen – Die nächtliche Traumwelt selbst gestalten» von Dr. Daniel Erlacher, 2010, Books on Demand GmbH, Norderstedt

  • Klarträumer Kabilan Nadarajah aus Bern