Wenn die Abwehr schwächelt

Seniorinnen und Senioren sind besonders anfällig für Infektionen. Ein Grund dafür ist, dass sich das Immunsystem mit zunehmendem Alter verändert.

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Wie wichtig ein starkes Immunsystem ist, wissen wir spätestens seit Ausbruch der Coronapandemie. Leider nimmt die Schlagkraft der körpereigenen Abwehrkräfte mit der Zeit ab, darum sind ältere Menschen stärker als andere gefährdet, schwer zu erkranken. Das hat auch damit zu tun, dass viele Menschen im Alter an Vorerkrankungen wie beispielsweise Arterienverkalkung oder Diabetes leiden.

Weniger schlagkräftig

Das Vermögen des Körpers, sich erfolgreich gegen Krankheitserreger wie Viren und Bakterien zu wehren, beginnt schon relativ früh, abzunehmen. Altersmediziner Dr. med. Gaudenz Tschurr: «Die Immunabwehr wird bereits ab ca. 50 Jahren schwächer, allerdings verläuft der Prozess sehr langsam.» Zu Beginn seien es nur Kleinigkeiten, die nach und nach nachliessen: «Auf den Schleimhäuten in der Nase und der Lunge sitzen Abwehrzellen. Werden diese Schleimhäute mit zunehmendem Alter immer trockener, ist eine erste Abwehrlinie schon einmal geschwächt.»

Dr. med. Gaudenz Tschurr

Gaudenz Tschurr ist spezialisiert auf Geriatrie und Allgemeine Innere Medizin und stv. Chefarzt der Akutgeriatrie in der Universitären Altersmedizin Felix Platter in Basel.

www.felixplatter.ch

Ein weiteres Problem: Je älter jemand wird, desto weniger Antikörper produziert sein Körper und auch die Zahl der Abwehrzellen nimmt ab. Das schwächt die Fähigkeit des Immunsystems, Krankheitserreger abzuwehren, zusätzlich. «Eine Rolle spielen schliesslich noch weitere Faktoren. Zum Beispiel kann ein junger Mensch einen Fremdkörper relativ leicht aushusten. Im Alter gelingt das weniger gut, und so bleibt eher etwas in der Lunge sitzen wie beispielsweise Schleim.» Und auch die Haut als äussere Schutzhülle des Körpers, verliert ihre Fähigkeiten mit zunehmendem Alter.

Auf die Nährstoffe achten

Eine gute Abwehr kann man glücklicherweise fördern: «Grundsätzlich hilft auch hier eine ausgewogene Ernährung. Wichtig ist, dass der Körper keinen Mangel an Vitaminen und Spurenelementen hat, denn diese braucht er zur Bildung von Antikörpern», sagt Tschurr.

Aber nun einfach irgendein Multivitaminpräparat zu schlucken, ist keine gute Idee: «Das hat man früher gemacht, sozusagen Vitamine auf Vorrat eingenommen. Das bringt wenig. Man sollte lediglich nachgewiesene Nährstoffmängel supplementieren.» Lassen Sie also mögliche Mängel vom Arzt abklären und sich bezüglich Supplementen von einer Fachperson beraten.

Impfungen

Bei einer Impfung wird das Immunsystem mit dem Erreger (oder einem Teil davon) einer Krankheit «bekannt gemacht», ohne dass die Krankheit selbst ausgelöst wird. Bei einem späteren Kontakt mit dem Erreger kann das Abwehrsystem diesen schnell erkennen und unschädlich machen. Weil ihr Immunsystem schlechter arbeitet und sie deswegen eher mit teils schwerwiegenden Verläufen rechnen müssen, wird Menschen ab 65 dazu geraten, sich jedes Jahr gegen die saisonale Grippe impfen zu lassen und auch die Covid-19-Impfung wird ihnen dringend empfohlen. Weitere Informationen zur Grippeimpfung finden Sie unter www.impfengegengrippe.ch, Informationen zur Covid-19-Impfung unter https://bag-coronavirus.ch/impfung.

Auf den Darm achten

Auch ein gesunder Darm hilft bei der Abwehr von Krankheitserregern, wie Drogistin HF Sandra Pillot sagt: «Ist die Darmflora intakt, arbeitet das Immunsystem gut. Probiotika aus der Drogerie, die sich aus milchsäurebildenden, lebenden Bakterienkulturen oder Hefen zusammensetzen, können helfen, eine gesunde Darmflora aufzubauen. Und je nach Situation kann auch eine Darmsanierung sinnvoll sein.»

Nebst all den Massnahmen, das Immunsystem zu stärken, sollte man sich gerade als älterer Mensch immer an die Hygienemassnahmen erinnern, wie wir sie während der Coronapandemie verinnerlicht haben. Dr. Gaudenz Tschurr: «Also stets gut Hände waschen und Personen, die krank sind, nicht zu nahe kommen. So vermeidet man Ansteckungen, ohne dass das Immunsystem überhaupt arbeiten muss.»

Autorin und Redaktion: Bettina Epper
Wissenschaftliche Kontrolle: Dr. phil. nat. Anita Finger Weber
Quellen
  • Drogistenstern

  • Dr. med Gaudenz Tschurr

  • Drogistin HF Sandra Pillot

  • Bundesamt für Gesundheit