«Wäääh, Gemüse, das ess ich nicht!»
Viele Kinder essen nicht gern Gemüse, manche weigern sich strikte. Verzweifeln Sie nicht, sondern gehen Sie taktisch vor.
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Zwei- bis fünfjährige Kinder sind eine Herausforderung, denn sie sagen zu allem und jedem: «Nein.» Ganz hoch oben auf der Verweigerungsliste: Gemüse essen! Marianne Botta Diener ist Lebensmittelingenieurin ETH und versteht viel von Kindern. Sie ist achtfache Mutter und weiss, dass Kinder bei der Ernährung verschiedene Phasen durchlaufen, die den Eltern je unterschiedliche und immer wieder neue Probleme bereiten. Ihr Tipp: Bloss nicht die Geduld verlieren. Folgende Hinweise und Fakten aus dem Fundus von Marianne Botta helfen, die Essgewohnheiten von Kindern besser zu verstehen:
Kinder müssen ungewohnte Lebensmittel zehn bis 15 Mal probieren, bis sie entscheiden können, ob sie etwas mögen oder nicht. Sinnvoll ist, Kinder zu ermuntern, von allem zu probieren. Man sollte Kinder aber nicht zwingen, etwas für ihren Geschmack Eigenartiges zu schlucken. Das Probieren kann ruhig spielerisch angegangen werden.
Studien zeigen, dass Kinder ein Gericht umso lieber bekommen, je häufiger man es ihnen vorsetzt. Das heisst: Man kann Kinder konditionieren. Kinder, die zu Hause in der Regel gesund essen, werden den Geschmack von fadem Fastfood nicht mögen.
Untersuchungen haben gezeigt, dass Kinder jene Lebensmittel als normal ansehen, die regelmässig auf den Familientisch kommen. Wer Kindern erlaubt, bestimme Lebensmittel immer links liegen zu lassen, läuft Gefahr, dass sie sich einseitige Ernährungsgewohnheiten antrainieren. Mit etwa zehn bis zwölf Jahren ist die Geschmacksbildung zum grossen Teil abgeschlossen.
Kinder bevorzugen von Natur aus schnell sättigende Speisen wie Kohlehydrate und Fette. Das liefert die Energie, die sie zum Wachstum brauchen. Machen Sie sich diesen Umstand zu Nutzen: Machen Sie eine Gemüse-Lasagne.
Viele Kinder haben Gemüse lieber roh als gekocht – zum Beispiel als Gemüsestängeli mit feinen Dips.
Meistens ist Kindern die Salatsauce zu sauer. Rüeblisalat mit Joghurt, Orangensaft und etwas Zucker, mögen die meisten Kinder gerne.
Die Regel «fünfmal am Tag» gilt auch für Kinder. Eine Portion ist allerdings nur so gross wie die Faust des Kindes. Gesunde Snacks bieten Abwechslung und sorgen für ausreichend Energie im Schulalltag wie in der Freizeit.
Was Essen mit der Erziehung zu tun hat
Kinder wissen genau, dass den Eltern wichtig ist, was und wie und wie viel gegessen wird. Ein wunderbares Test- und Tummelfeld für Kinder.
Wenn Kinder an allem, was auf den Tisch kommt, herumkritteln, geht es weniger ums Essen als um Machtkämpfe. Darauf sollten sich Eltern gar nicht einlassen.
Kinder, die nicht essen, was für sie gekocht wird, nerven nicht nur in der Familie, sondern ecken auch in der Tagesschule, im Sportlager und später im Beruf (bei Geschäftsessen usw.) an.
Kindern zu predigen, welche Lebensmittel gesund sind, bringt nicht viel. Wenn man ihnen hingegen erklärt, dass sie besser in der Schule und im Sport sind, wenn sie richtig frühstücken, leuchtet ihnen das ein. Leistungsabfall im Unterricht hat übrigens auch mit der Trinkmenge zu tun. Achten Sie darauf, dass ihr Kind in der Schule genügend trinkt. Besprechen Sie, wenn nötig, diesen Punkt mit der Lehrkraft.
Vorbildfunktion Eltern: Kinder orientieren sich bis in die Pubertät mit Abstand am stärksten an den Eltern als engste Bezugspersonen. Sie kopieren meist deren Essverhalten.
Kinder sollte man von klein auf mitkochen lassen. Dann probieren sie vielleicht rohes Gemüse, auch wenn sie gekochtes nicht essen würden.
Achtung bei Nahrungsergänzungsmitteln: Viele Eltern glauben ihren Kindern einen Gefallen zu tun, wenn sie ihnen täglich eine Vitamin-Brausetablette vorsetzen. In dieser Frage gehen die Meinungen auseinander. Wenn Sie eine Vitalstoffgabe in Erwägung ziehen, lassen Sie sich in der Drogerie individuell beraten.
Umfrage
- Quellen
familienleben.ch
schweizerfamilie.ch
Marianne Botta Diener: «Kinderernährung gesund und praktisch», Beobachter-Buchverlag, 2008, ISBN: 3-85569-322-6 und «Mit Kindern essen, kochen und geniessen», Beobachter-Buchverlag, 2009, ISBN: 978-3-85569-401-3