Kinderessen – besser ohne Chemie

Sie sind für Kinder gemacht, aber kein Kind braucht sie: Kinderlebensmittel. Ab und zu dürfen die Kleinen aber schon naschen.

Kinder lieben alles, was farbig und lustig ist und wenn es auch noch süss schmeckt ist alles paletti. Extra für Kinder gemachte Lebensmittel sind aus Kinderaugen perfekt: Bunte Verpackungen mit witzigen Comicfiguren, lustige Formen, kleine Portionen, alles schön farbig und zuckrig. Für die Eltern haben die Hersteller extra Mineralstoffe und Vitamine zugesetzt, damit sie die Produkte für ernährungstechnisch wertvoll halten und sie ihren Kindern mit gutem Gewissen geben. Doch es ist nicht alles gut für Kinder, was auf den ersten Blick den Anschein erweckt.

Zucker zurückhaltend, Süssstoffe gar nicht

Ein grosses Problem von Kindernahrungsmitteln ist der viele Zucker. Kinder lieben Süsses, das ist angeboren. Das machen sich Produzenten von Kinderlebensmitteln zunutze und packen viel Zucker in ihre Produkte. Dadurch schmecken sie gut – und die Kinder wollen immer mehr. Denn Zucker lässt den Blutzuckerspiegel übermässig ansteigen und dann stark absinken. Die Folge davon sind Heisshungerattacken auf Süssigkeiten. Zu viel Zucker fördert Übergewicht und die Entstehung von Karies sowie Diabetes Typ II. Kinder sollten Zucker also nur in Massen konsumieren. Passen Sie vor allem mit gesüssten Getränken auf, darin lauert sehr viel Zucker.

Künstliche Süssstoffe wie Acesulfam K (E 950), Aspartam (951), Cyclamat (952), Isomalt (953), Saccharin (954), Thaumatin (957) oder Neohesperidin DC (959) sind keine Zucker-Alternative für Kinder. Aspartam etwa kann Kopfschmerzen auslösen. Auch die meisten Zuckeraustauschstoffe wie Sorbit, Mannit, Maltit, Xylit und Isomalt haben Nebenwirkungen. Sie entziehen dem Körper Wasser und verursachen Blähungen sowie Durchfall. Wie viele Zusatzstoffe wie zum Beispiel Süssstoffe in einem Lebensmittel erlaubt sind, wird mit dem «ADI-Wert» gemessen. ADI bedeutet «acceptable daily intake», das ist die Menge, die bei einer lebenslangen täglichen Aufnahme unbedenklich ist. Dieser Wert bezieht sich auf das Körpergewicht – daher wird er bei Kindern oder Jugendlichen viel schneller überschritten als bei Erwachsenen. Da reichen schon 2 bis 3 Deziliter eines Getränks. Also keine künstlich gesüssten Getränke und andere Light-Produkte mit künstlichem Süssstoff.

Farbstoffe treiben’s zu bunt

Nicht nur wegen des vielen Zuckers sollten Kinder Süssigkeiten nur in Massen geniessen. Im Schleckzeug sind oft viele Zusatzstoffe enthalten, insbesondere Farbstoffe. Diese Stoffe gehören zu jenen Zusatzstoffen, die am problematischsten sind. Einige Farbstoffe können Allergien auslösen. Als bedenklich gelten Tartazin (E 102) und Chinolingelb (E 104), die in der Schweiz beide verboten sind sowie Amaranth (E 123). Ebenfalls bedenklich ist die Zugabe von Zitronensäure. Diese schadet den Zähnen. Kein Wunder: im Haushalt wird Zitronensäure als Kalkentferner eingesetzt.

Geschmacksverstärker

Auch Aromen sind oft in Kinderlebensmitteln zu Hauf enthalten. Diese verwirren den Körper. Der Gaumen schmeckt Zwiebel und das Gehirn signalisiert dem Verdauungstrakt, dass jetzt Zwiebeln kommen. Wenn dann nur Röstzwiebel-Aroma den Geschmack ausgelöst hat, läuft der Körper ins Leere, denn es gibt ja keine Zwiebeln zu verdauen. Das ist ungesund. Ausserdem können minderwertige Lebensmittel durch Aromen so aufgepeppt werden, dass wir sie gerne essen. Der Geschmacksverstärker Glutamat etwa schmeckt gut und verstärkt das Aroma der Speisen. Das Problem: Kinder gewöhnen sich rasch daran und ziehen den künstlichen dem natürlichen Geschmack vor. Wird 8-Jährigen ein Milchshake mit künstlichem Vanille-Aroma und einer mit natürlichem angeboten, bevorzugen die meisten den künstlichen Geschmack.

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Vitamine und Mineralstoffe

Wer sich gesund und ausgewogen ernährt, braucht, mit wenigen Ausnahmen, keine zusätzlichen Vitamine oder Mineralstoffe. Die Gefahr, zu viel davon zu sich zu nehmen, ist relativ gross. Dazu kommt, dass die Kinderlebensmittel oft genau mit den Vitaminen angereichert sind, von denen die Kinder sowieso genügend aufnehmen.

Neben dem vielen Zucker, der viele Zusatzstoffe und dem Zuviel an Vitaminen und Mineralstoffen sind solche Kinderlebensmittel häufig viel teurer, als vergleichbare Produkte für Erwachsene. Kurz gesagt: Kinder brauchen keine speziellen Lebensmittel. Sie können genau das essen, was Erwachsene auch essen.

Trotzdem sollten Sie solche Esswaren nicht verteufeln. Erlauben Sie Ihren Kindern ab und zu gesüsste Schokoflocken oder eine Milchschnitte. Sagen Sie aber auch, warum es solche Dinge nicht jeden Tag essen soll. Grundsätzlich sollten Sie Ihren Kindern erklären, woher Lebensmittel kommen. Lassen Sie sie beim Kochen helfen, erstellen Sie gemeinsam einen Menüplan oder besuchen Sie einmal einen Bauernhof.

Autorin und Redaktion: Bettina Epper
Quellen
  • Marianne Botta Diener, «Kinderernährung gesund und praktisch. So macht Essen mit Kindern Freude», Beobachter-Buchverlag, 2008

  • Gabi Eugster, «Kinderernährung gesund & richtig. Essen am Familientisch geniessen», Urban & Fischer Verlag, 2007