Zilgrei

.

1. Definition

Der Begriff Zilgrei steht für eine kombinierte Atmungs- und Haltungstherapie. Ziel der Anwendung ist ein schmerzfreier Rücken und die beschwerdefreie Beweglichkeit.

2. Philosophie

Entwickelt wurde die Methode vom amerikanischen Chiropraktiker Dr. Hans Greissing in Zusammenarbeit mit seiner Patientin Adriana Zillo, welche unter chronischen Rückenschmerzen litt. Der Begriff «Zilgrei» setzt sich aus den Anfangsbuchstaben der Nachnamen der Gründer dieser Methode zusammen.

Dr. Greissing war der festen Überzeugung, dass eine Therapie nur dann zum Erfolg führen kann, wenn sich der Patient aktiv am Heilungsprozess beteiligt. Adriana Zillo berichtete dem Chiropraktor ausführlich von ihren Schmerzen, woraus er anatomische Schlüsse zog. Aufgrund dieser Erkenntnisse lehrte er sie in einer schmerzfreien Haltung gezielt zu atmen. Er setzte auf eine tiefe Zwerchfellatmung, welche Knochen und Muskeln in leichte Schwingung versetzte. Im Zusammenspiel mit schmerzfreien Bewegungen lösten sich nach und nach Zillos Verspannungen.

Da bei der Zilgrei nicht die Schmerzbewegung sondern die entsprechende Gegenbewegung (symptomfreie Richtung) ausgeführt wird, nennt man diese Technik auch «das Gesetz der gegenüberliegenden Seite».

3. Plausibilität des Konzepts

Die Zilgrei-Methode leitet sich von der klassischen Chiropraktik nach Daniel David Palmer ab und ist somit Teil der klassischen Manuellen Medizin. Hinzu kommen Techniken der Bewegungs- und Atemtherapie und mit der Zwerchfellatmung ein Bestandteil des Yoga.

Die Kombination von Atmung und Haltung bewirkt körperliche sowie geistige Entspannung und lindert Beschwerden.

4. Belege für die Wirksamkeit

Die Belege für die Wirksamkeit der Zilgreitherapie sind umstritten. Erfahrungsmedizinische Erfolge sowie die Anerkennung verschiedener Schweizer Krankenkassen sprechen dafür. Ausserdem existieren Studien der italienischen Universitäten Pisa und Bologna, die Zilgrei mit herkömmlichen Behandlungsmethoden vergleichen und deren Wirkung bestätigen.

5. Praktische Anwendung

Zilgrei wird vor allem bei Rückenproblemen und deren Folgen angewendet (Haltungsschäden, Kopfschmerzen, Durchblutungsstörungen). Zudem hat sich die Therapie zur Geburtsvorbereitung und zur Rückbildung nach der Geburt bewährt. Weitere Einsatzbereiche sind Menstruations- und Menopausebeschwerden, Atembeschwerden, Schlaflosigkeit oder Stressbelastung.

6. Selbstbehandlung

Die Selbstbehandlung ist ein elementarer – wenn nicht der wichtigste – Teil der Therapie. Zilgrei-Lehrer therapieren die Kunden nicht. Sie leiten sie an, sich selbst zu helfen. Hat der Kunde die Methode erst einmal erlernt, kann er sie seinem Schmerzempfinden individuell anpassen. Da es primär auf die Atmung und weniger auf die Bewegung ankommt, können die Übungen nicht falsch ausgeführt werden. Um eine Wirkung zu erzielen, ist es sinnvoll regelmässige Therapiestunden zu besuchen.

7. Anwender und ihre Ausbildung

In der Schweiz werden Zilgrei-Lehrer in der «Zilgrei International S.A.» in Castagnola TI, unter Führung von Charlotte Rogers ausgebildet. Rogers ist eine ehemalige Assistentin von Dr. Hans Greissing. Die Grundausbildung wird nach 125 Unterrichtsstunden mit dem Zilgrei-Diplom ersten Grades abgeschlossen. Insgesamt können durch Weiterbildungen vier Grade erreicht werden.

8. Behandlung und Ablauf

Eine Sitzung dauert zwischen vierzig und sechzig Minuten. Je nach Beschwerdebild dauert die Behandlung wenige Wochen bis Monate. Wichtig ist, dass die Zilgrei-Technik von einer Fachperson gelehrt wird. Danach setzt der Kunde die Therapie selbständig fort. Die Selbstbehandlung umfasst drei Punkte:

  • Der Kunde testet am eigenen Körper, in welcher Bewegungsrichtung die Schmerzen auftreten. So erfährt er, wo das Ungleichgewicht oder die ungleiche Spannung seiner Muskeln liegt.

  • Nun bewegt er sich in eine schmerzfreie Haltung, also in entgegengesetzter Richtung zum Schmerz. In dieser Stellung kommt die Zilgrei-Atmung zum Zug: Nach tiefem Einatmen (Bauchatmung) während fünf Sekunden, wird die Luft während fünf Sekunden angehalten und danach heftig ausgestossen. Es folgen fünf Sekunden Atempause. Diese Atmung wird fünf Mal wiederholt.

  • Jetzt fühlt der Kunde erneut die Schmerzen nach und prüft, ob sich eine Verbesserung eingestellt hat.

Diese Technik wird bei Schmerzen dreimal täglich angewendet. Da man für die Therapie keine Hilfsmittel braucht, ist Zilgrei immer und überall anwendbar. Je nach Beschwerdenbild dauert die Behandlung wenige Wochen bis Monate.

9. Grenzen und Risiken

Nebenwirkungen lassen sich ausschliessen, da in die schmerzfreie Bewegungsrichtung gearbeitet wird. Möglich ist eine Überbelastung der Muskeln. Diese kann die Schmerzen verstärken. Deshalb sollten nicht mehr als drei Behandlungseinheiten pro Tag durchgeführt werden. In seltenen Fällen sollte Zilgrei nicht angewendet werden. Wenden Sie sich im Zweifelsfall an eine medizinische Fachperson.

10. Zahlt die Krankenkasse?

Viele Krankenkassen leisten einen Beitrag an die Behandlungskosten im Rahmen ihrer Zusatzversicherungen, sofern die Therapeuten anerkannt sind. Nähere Informationen erhalten Sie direkt bei Ihrer Krankenkasse.

Autorin: Salome Lang
Redaktion: Didier Buchmann
Quellen