Lernen im Schlaf
Der Volksmund rät, wichtige Entscheidungen erst mal eine Nacht zu überschlafen. «Keine schlechte Taktik», sind sich auch Schlafforscher einig. Denn: Während wir schlafen, werden wir klüger.
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Sich das Mathebuch unter die Matratze zu legen ist noch kein Garant für gute Noten, und auch der Duden in Pillenform dürfte Zukunftsmusik bleiben. Wer gute Zeugnisse will, muss vor allem eines: Lernen. Kluge Schüler setzen dennoch auf die Kraft des Schlafs.
Lernen im Schlaf
Gemäss dem deutschen Schlafforscher Jürgen Zulley wurde die lernfördernde Wirkung bereits in den 1830er-Jahren wissenschaftlich untermauert. Zwei Versuchspersonen hatten die Aufgabe, Vokabeln zu lernen. Der eine schlief nach der Lernphase, der andere nicht, und später wurden beide befragt. Das Ergebnis war eindeutig: Die Person ohne Schlaf konnte sich höchstens an zwei der zehn gelernten Vokabeln erinnern. Jene mit Schlaf an mehr als fünf.
Inzwischen wurden solche Experimente verbessert und ausgeklügelter. Das Ergebnis ist aber immer das Gleiche. Das Gehirn ist während des Schlafs damit beschäftigt, das abzuspeichern, was es am Tag gelernt hat. Dieser Gedächtnisaufbau hilft aber nicht nur beim Vokabelnlernen. Im Schlaf lässt der Mensch alles Erlebte noch einmal Revue passieren. Während sich das Gehirn in der Phase des Tiefschlafs eher mit Lesestoff beschäftigt, werden sportliche Bewegungsabläufe in der Traumphase eingeübt. So ist es auch zu erklären, warum es nach einer Nacht plötzlich «Klick» macht und sich Arbeiten schneller erledigen lassen oder Lösungen gefunden werden.
Gesunder Mittagsschlaf
Ein Blick auf den 24-Stunden-Rhythmus des Menschen verrät: Zwischen 13 und 14 Uhr befindet sich seine Leistungsfähigkeit in einem Tief. Es fällt einem schwerer, sich zu konzentrieren, und das Risiko, am Arbeitsplatz einen Fehler zu machen, ist grösser. Das wäre doch eigentlich der ideale Zeitpunkt für ein Mittagsschläfchen. Der zweimalige Premierminister Winston Churchill zum Beispiel überliess Grossbritannien über Mittag einige Minuten seinem Schicksal, indem er sich kurz aufs Ohr haute.
Viele Arbeitgeber haben für das Mittagsschläfchen jedoch nur ein grosses Gähnen übrig. In unseren Breitengraden lautet die Devise: Einmal schlafen muss reichen. Dabei wäre bereits ein zehnminütiges Nickerchen über Mittag eine erfrischende Abwechslung. Diese in Businesskreisen Powernapping genannte Pause darf jedoch maximal eine halbe Stunde dauern. Andernfalls hat man anschliessend Mühe, wieder richtig wach zu werden.
In Ländern wie Spanien oder Italien gehört die Siesta fast schon zum Kulturgut. Mit der zunehmenden Industrialisierung droht jedoch auch dort die Mittagsruhe unter die Räder zu geraten. Ganz anders sieht es das Wirtschaftswunderland China. Dort hat der Arbeitnehmer sogar ein verbrieftes Recht, sein Mittagsschläfchen abhalten zu dürfen.
- Quellen
Jürgen Zulley: «Mein Buch vom guten Schlaf», Goldmann-Verlag
Iris Hammelmann: «Einfach gut schlafen», Gondrom-Verlag, 2006