Schmerzen: Hilft wärmen oder kühlen?

Schmerz, lass nach! Manchmal hilft Wärme, manchmal Kälte. Was Sie beachten sollten.

Folgende Themen werden in diesem Artikel behandelt

Wärme und Kälte spielen eine wichtige Rolle bei der Behandlung von Schmerzen. Grundsätzlich gilt: Kälte hilft bei akuten Schmerzen wie Prellungen, Verstauchungen oder Zerrungen besser; Wärme bei chronischen wie rheumatischen Schmerzen, aber auch bei Verspannungen oder beispielsweise Menstruationsbeschwerden. Das ist aber nur eine grobe Faustregel, wie Walter Meier, dipl. Drogist HF, erklärt: «Im Einzelfall wird der Patient nach seinem Empfinden entscheiden müssen, ob Kälte oder Wärme für den Heilungsprozess förderlich ist.»

Wohltuende Kälte

Eine besondere Form der Kälte- oder Kryotherapie ist die Kältekammer. Darin wird der Patient für ein paar Minuten Temperaturen von minus 110 Grad ausgesetzt. Es gibt wissenschaftliche Studien, wonach eine solche Behandlung bei rheumatischen Erkrankungen, bei Neurodermitis oder Sportverletzungen positiv wirken kann. Allerdings ist das Verfahren recht aufwendig, und es kommt ab und zu zu Kälteschäden auf der Haut oder Kreislaufproblemen. Bei Leistungssportlern und Wellnessliebhabern beliebt ist die sogenannte Kryosauna. Dabei begibt man sich in ein Gefäss, das wie eine Tonne aussieht und das mit dem Dampf von flüssigem Stickstoff gefüllt wird. Einfacher ist die Kältetherapie mit speziellen Manschetten, die an den betroffenen Körperstellen angebracht werden und mit Temperaturen von 10 bis 15 Grad kühlen.

Akute Verletzungen

Bei akuten Verletzungen wie Prellungen, Quetschungen, zahnärztlichen Eingriffen, allergischen Reaktionen etwa durch Insektenstiche, Brennnesseln und so weiter hilft Kälte meist zuverlässig gegen den Schmerz, da sie die körperlichen Reaktionen verlangsamt und die Schwellung minimiert. «Dazu eignet sich physikalische Kälte in Form von Kältepackungen», sagt der Drogist. Es gibt eine ganze Palette an entsprechenden Produkten in der Drogerie wie Instant Ice, Kühlbandagen, Kältesprays, Kälteumschläge und -auflagen, Kirschkernkissen, kalte Wickel, Umschlagpasten und Gels. Lassen Sie sich am besten in der Drogerie beraten, welches Mittel für Ihren Fall am besten geeignet ist.

Bei der Anwendung von Kältepackungen sollten Sie insbesondere darauf achten, dass keine Hautschäden durch Unterkühlung entstehen, wie Walter Meier sagt. Und: «Jede Kaltanwendung kann zu einer sekundären Wärmereaktion führen, das heisst, eine Kaltanwendung ist immer nur als kurzzeitige Schmerztherapie empfohlen.»

Durch Wärme Energie verbrauchen

Der menschliche Stoffwechsel und Muskelbewegungen erzeugen Wärme. Dieser Vorgang heisst wissenschaftlich Thermogenese. Wird Wärme erzeugt, verbraucht das Energie. Nach einer Mahlzeit etwa steigt der Energieverbrauch. Der Anteil dieser sogenannten postprandialen Thermogenese beträgt zehn Prozent des Gesamtenergieumsatzes pro Tag bei körperlich inaktiven Menschen. Je nach Nahrungsbestandteil variiert der Energieumsatz erheblich: Fette erzielen nur zwei Prozent, Glucose acht und Proteine 20-30 Prozent. Aber nicht nur die Art der Nahrung, sondern auch Geschlecht, Alter, Körperzusammensetzung, Ernährungszustand, autonomes Nervensystem, Hormone und genetische Faktoren beeinflussen das Ausmass der Thermogenese. Muskelbewegungen erzeugen ebenfalls Wärme, darum zittern wir, wenn uns kalt ist. Abgeleitet wird diese Wärme durch Schwitzen.

Chronische Schmerzen

Chronisch entzündliche Schmerzen wie Arthritis oder Arthrose, aber auch akute Schmerzen verursacht durch Krämpfe wie Muskelkrämpfe, Menstruationsbeschwerden oder Bauchschmerzen sprechen gut auf Wärmeanwendungen an. «Dabei ist zu unterscheiden zwischen einerseits zugeführter physikalischer Wärme durch Wärmeflaschen, Wärmeumschläge oder Cold-Hot-Pack und andererseits reaktiven Wärmereizen auf der Haut durch Arzneistoffe wie zum Beispiel ätherische Öle, Wärmepflaster, Senfbäder, Wärmesalben und Wärmeumschläge.» Auch hier finden Sie in Ihrer Drogerie eine grosse Auswahl und die fachliche Beratung.

Bei der Anwendung von Wärmeumschlägen oder Cold-Hot-Packs muss man darauf achten, sich nicht zu verbrennen. «Bei reaktiven Wärmereizen durch Salben, Pflaster, Bäder und so weiter sollten Sie auf die individuelle Hautempfindlichkeit und auch auf Allergien achten, um Hautschäden durch Überreizung oder unerwünschte Reaktionen zu vermeiden. Ein beruhigendes Hautöl (z. B. Johannisöl) ist nach einer Wärmereiztherapie immer eine gute Empfehlung.»

Schmerzen sollten Sie immer ernst nehmen. Drogist Walter Meier: «Das Symptom Schmerz ist ein Warnsignal, ausgehend von einer akuten oder chronischen gesundheitlichen Beeinträchtigung. Wenn der Schmerz anhaltend ist, sich zunehmend verstärkt oder eine unklare Ursache hat, sollten Sie zum Arzt.»

Hyperthermie gegen Krebs

Eine Behandlung mit Hyperthermie (Wärme), kombiniert mit einer Strahlen- oder Chemotherapie, kann bei gewissen Krebserkrankungen helfen. Bei dem Verfahren wird der Tumor mit elektromagnetischen Wellen auf 40 bis 44 Grad erwärmt. Da Krebszellen hitzeempfindlicher sind als gesunde Zellen, fördert die Hyperthermie das Absterben von Krebszellen. Gleichzeitig aktiviert sie die körpereigene Abwehr gegen den Tumor und fördert damit den Behandlungserfolg der gleichzeitig durchgeführten Strahlen- und Chemotherapie.

Autorin: Bettina Epper
Redaktion: Bettina Epper, Vanessa Naef
Wissenschaftliche Kontrolle: Dr. phil. nat. Anita Finger Weber
Quellen
  • Drogistenstern

  • Drogist HF Walter Meier

  • Kantonsspital Aarau, www.ksa.ch

  • Klinikum der Universität München, www.klinikum-muenchen.de

  • Jean-Michel Jeannin: «Physikalische Therapie: Extreme Kälte für schwere chronische Krankheiten», Schweizerische Zeitschrift für Ganzheitsmedizin, 2017

  • www.sportaerztezeitung.de

  • www.medizin-transparent.at

  • Andreas Hahn, Alexander Ströhle, Maike Wolters: «Ernährung. Physiologische Grundlagen, Prävention, Therapie», Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH Stuttgart, 2005

  • Hans Konrad Biesalski, Peter Grimm, Susanne Nowitzki-Grimm: «Taschenatlas Ernährung», Georg Thieme Verlag, 2017

  • Johannes Wechsler (Hrsg.): «Adipositas: Ursachen und Therapie», Blackwell Verlag, 2003