Seien Sie glücklich

Dem Glück auf der Spur

Glücksforscher Mathias Binswanger sagt, wie wir unser Glück finden können. Und ob Stress tatsächlich unglücklich macht.

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Prof. Dr. Mathias Binswanger, wie finden wir unser persönliches Glück?

Nicht, indem wir das Glück direkt anstreben. Eine zu intensive Suche nach Glück ist nicht zielführend. Vielmehr geht es darum, im Alltag Dinge zu tun, die mir Freude bereiten. Sachen, die mich interessieren und worin ich einen Sinn erkenne. Als Nebeneffekt stellt sich das Glück meist von selbst ein. Glücksforscher teilen das Glück oft in zwei Komponenten ein: in die allgemeine Lebenszufriedenheit, eine langfristige Sicht. Da geht es um die Frage, ob man insgesamt mit seinem Leben zufrieden, sehr zufrieden oder unzufrieden ist. Dann geht es zweitens um das emotionale Wohlbefinden – die kleinen Glücksmomente im Alltag. Ein glückliches Leben besteht deshalb einerseits darin, dass ich mit dem Leben zufrieden bin. Andererseits aber auch darin, dass ich relativ viele Glücksmomente im Alltag erleben darf und wenig Unglücksmomente erleben muss.

Was muss ich zwingend hinter mir lassen, um glücklich zu werden?

Die negative Einstellung. Tendenziell wird beim Schweizer das Glas nicht zu neun Zehnteln als voll, sondern zu einem Zehntel als leer gesehen. Man ist nie zufrieden mit dem, was man erreicht hat, und reitet auf den Unvollkommenheiten herum, statt sich an den vorhandenen Möglichkeiten zu erfreuen. Dabei haben wir vermutlich noch nie so gut gelebt in der ganzen Menschheitsgeschichte. Es geht darum, herauszufinden, was mein Glück hemmt und was es fördert. Wenn mir Menschen oder Beziehungen nicht guttun, ist es besser, sich davon zu lösen. Was sich bei Befragungen ebenfalls gezeigt hat: Langes Pendeln zur Arbeit ist dem Glück nicht förderlich. Weniger Pendeln führt deshalb tendenziell auch zu einem glücklicheren Leben.

Prof. Dr. Mathias Binswanger

Dr. Mathias Binswanger ist Professor für Volkswirtschaftslehre an der Fachhochschule Nordwestschweiz in Olten und Privatdozent an der Universität St. Gallen. 2006 ist sein Buch «Die Tretmühlen des Glücks» erschienen.

Inwiefern ist Stress ein «Unglücksmacher»?

Stress ist häufig auch ein Unglücksfaktor. Vor allem, wenn man sich stressen lässt von Dingen, die man nicht gern macht, die keinen Sinn ergeben. Rapporte schreiben, berufliche Projekte, die mit viel bürokratischem Aufwand verbunden sind, beispielsweise. Wenn es in diese Richtung geht, ist man frustriert und irgendwann als Folge unglücklich. Leider ist es an vielen Arbeitsstellen nicht so leicht, sich von diesem negativen Stress zu befreien.

Was macht Sie persönlich glücklich?

Wenn ich aufwache und weiss, dass ich noch etwas liegen bleiben kann. Das sage ich bewusst, denn es geht hier um einen typischen kleinen Glücksmoment. Diese sind viel greifbarer und häufiger als die grossen Glücksmomente wie eine Hochzeit, der Abschluss eines Studiums oder ein Sechser im Lotto. Wenn man sich hingegen an kleinen Dingen freuen kann, findet man das Glück auch im Alltag.

Autorin: Denise Muchenberger
Redaktion: Bettina Epper
Wissenschaftliche Kontrolle: Dr. phil. nat. Anita Finger Weber
Quellen
  • Drogistenstern

  • Prof. Dr. Mathias Binswanger