Die richtige Linse für jedes Auge
Eine Brille setzt man auf die Nase, wenn man sie braucht. Bei Linsen ist die Feinabstimmung und Einsatzvielfalt grösser.
Folgende Themen werden in diesem Artikel behandelt
Tageslinsen, Dauertragelinsen, Multifokallinsen, Nachtlinsen, Speziallinsen. Die Palette an Kontaktlinsen ist breit. Im Folgenden stellt der eidg. dipl. Augenoptiker und Linsenspezialist, Raymond E. Wälti die Vor- und Nachteile einiger Linsen vor.
Nachtlinsen
Vorteile von Nachtlinsen: Der Vorgang ist reversibel, d.h. man kann ihn rückgängig machen. Wer wieder zurück zur Brille will, «setzt» die Nachtlinsen ab und sieht nach zwei, drei Wochen wieder so schlecht wie zuvor. Ein weiterer Vorteil: Wer nachts aufstehen muss, sieht mit Nachtlinsen auf Anhieb scharf.
Nachteile: Man muss die Nachtlinsen praktisch jede Nacht, tragen, denn sie bringen die Augenoberfläche zwar in die richtige Form, aber nur für maximal zwei Tage.
Für wen geeignet: Nachtlinsen sind für Menschen geeignet, die keine Brille tragen wollen oder können. Z.B. Personen, die beruflich viel Staub oder trockener Luft ausgesetzt sind, sowie Sportlerinnen und Sportler.
Dauertragelinsen
Vorteile: Man trägt sie eine Woche am Stück. Nach einer Woche wechselt man die Linsen aus hygienischen Gründen aus. Man sieht zu jeder Tages- und Nachtzeit perfekt.
Nachteile: Das Abschminken mit Dauertraglinsen ist etwas anspruchsvoller. Zudem müssen die Linsen nach dem Schwimmen und bei Erkältungen abends entfernt werden.
Für wen geeignet: Es gibt Menschen, die sich unwohl oder unsicher fühlen, wenn sie am Morgen aufstehen und nicht klar sehen. Wie bei den Nachtlinsen gibt es auch unter der Dauertragelinsen-Kundschaft junge Mütter mit hoher Fehlsichtigkeit, die sich wohler fühlen, wenn sie nachts, wenn das Baby weint, nicht noch die Brille suchen müssen. Dauertragelinsen werden aber auch von Leuten geschätzt, die Pikett haben. Vor allem, wenn sie nachts phasenweise schlafen dürfen, aber bei Alarm sofort bereitstehen müssen. Auch im Militär wird gerne zu Dauertrageinsen gegriffen, wenn die Unterkunft oder die hygienischen Verhältnisse eine optimale Reinigung der Tageslinsen nur schwer zulassen. Dauertragelinsen sind auch eine Lösung auf Reisen, wo die Reinigung schwierig ist.
Multifokale Linsen
Mit zunehmendem Alter sehen sich viele Menschen damit konfrontiert, dass sie eine Brillenkorrektur für nah und fern brauchen, damit aber nur schwer klarkommen.
Besonderheit: Multifokale Linsen gibt es in drei unterschiedlichen Varianten.
Das alternierende System: Die Linse ist im oberen Teil in die Weite, im unteren Teil in die Nähe korrigiert, analog zur Gleitsichtbrille.
Das simultane System: Im Zentrum wird in die Nähe korrigiert, an der Peripherie in die Ferne. «Aus rein optischer Sicht dürfte diese Korrektur gar nicht funktionieren, doch das Hirn weiss, welches Bild es weiterverarbeiten will und welches nicht. Es wählt das scharfe und entledigt sich des unscharfen», sagt Raymond E. Wälti.
Monovision: Das eine Auge wird in die Ferne korrigiert, das andere in die Nähe. «Das tönt erstaunlich, funktioniert aber extrem gut», weiss der Fachmann, «weil die Seheindrücke des rechten und linken Auges vom Hirn nicht exakt gleichwertig verarbeitet werden.»
Vorteile: Bei kombinierten Brillen für fern und nah wird die Unschärfe am Rand häufig bemängelt. Auch die von der Brille aufgezwungene Kopfhaltung ist nachteilig. Diese Faktoren fallen bei den Linsen weg, da sie direkt auf dem Auge getragen werden und jede Bewegung des Auges mitmachen. Darum ist es nicht möglich, in einem falschen Winkel durch die Linse zu schauen. Multifokale Linsen sind auch als Alternative zur Lesebrille sehr beliebt.
Nachteile: Wer neu multifokale Linsen trägt, braucht Geduld, denn er muss sich gleichzeitig an viel Neues gewöhnen: einerseits an die Handhabung, an die Pflege und auch noch ans neue Schauen.
Grosse Vielfalt
Weltweit sind fast 90 Prozent aller Linsen weiche Linsen, da die Angewöhnungszeit kurz (rund 10 Minuten) und das Verlustrisiko klein ist. Weiche Linsen sind deutlich grösser als harte. Der Nachteil weicher Linsen ist die relativ kurze Lebensdauer, da sie porös und empfindlich auf Verschmutzung sind.
Die Wahl der richtigen Linse ist abhängig von der Anwendung, der Gegebenheit des Auges und des Budgets. So gibt es nebst den genannten Varianten auch:
Speziallinsen für die Zeit nach Operationen oder nach Augenverletzungen.
Eintageslinsen, Kontaktlinsen, die 14 Tage oder einen Monat getragen werden.
Regelmässige Kontrolle
Wer Linsen trägt, sollte zweimal pro Jahr seine Sehhilfen durch einen Linsenspezialisten kontrollieren lassen. Sitzt die Linse schlecht, ist die Handhabung falsch oder die Reinigung mangelhaft, so kann es zu Augenentzündungen kommen
- Quellen
«d-inside»