Erledigungsblockade

Schluss mit Aufschieben

Viele kennen das: Pendenzenlisten, die immer länger werden. Das kann dazu führen, dass das Unwohlsein steigt und die Selbstachtung sinkt. Dann ist es höchste Zeit, zu handeln.

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Wer glaubt an einer Erledigungsblockade zu leiden, braucht Hilfe. Für Sylvia Kohli, Inhaberin des «Büros für klare Verhältnisse» in Bern, ist der erste Schritt zurück zu einem autonomen Leben: Hinschauen und Konkretisieren. Die ausgebildete Lehrerin hilf ihren Klienten, ihre Pendenzen Schritt für Schritt wieder in den Griff zu bekommen. «Wenn der Berg an Unerledigtem wächst und wächst, ist es zentral, dass man sich hinsetzt und definiert, was alles zu tun ist. Allein dadurch, dass man die unerledigten Dinge beim Namen nennt und aufschreibt, verlieren sie an Bedrohlichkeit.» Also: Hinsetzen und die anstehenden Aufgaben häppchenweise auf die nächsten Wochen verteilen. Jeden einzelnen Punkt in die Agenda eintragen. Wenn man eine Aufgabe erledigt hat, sollte man sie in der Agenda sofort durchstreichen. «Das erleichtert ungemein.» Wichtig sei es zudem, die einzelnen Aufgaben zeitlich zu begrenzen. So kann eine Arbeit beispielsweise auf zwei Wochen à je einer Stunde täglich aufgeteilt werden. «In diesen klar eingegrenzten Arbeitszeiten sollte man sich nicht mutwillig überfordern, aber immer bestmögliche Arbeit leisten», rät Kohli.

Weniger ist mehr

«Ich gebe ganz bewusst nur sehr wenige Tipps ab», sagt auch die Berner Ergotherapeutin Ruth Joss, die in ihrer Praxis viele Menschen mit Erledigungsblockaden begleitet. Alles andere sei eine Überforderung. Hier ihre besten Hinweise:

  • Sich helfen lassen, einander helfen. Beispiel: Hat jemand Mühe aufzuräumen und sich von Dingen zu trennen, so setzt er/sie sich am besten mit einer guten Freundin zusammen, die das Problem ebenfalls kennt. Zuerst ordnet man gemeinsam das Büro in der einen Wohnung, später dann die Küche in der anderen Wohnung. Das funktioniert, geht rasch und macht erst noch Spass. Voraussetzung ist, dass die unterstützende Person über ausreichend Fingerspitzengefühl und Respekt verfügt.

  • Selbsthilfegruppen. Beliebt sind auch «Steuererklärungspartys». Da tun sich Menschen zusammen, denen das Ausfüllen der Steuererklärung ein Graus ist. Man setzt sich zusammen und hilft sich gegenseitig. Gemeinsam Gegessen und getrunken wird aber erst, wenn alle Steuererklärungen ausgefüllt sind.

  • Papier niemals waagrecht legen. Denn die Stapel wachsen in die Höhe, die Übersicht ist dahin und der Zeitaufwand, etwas zu finden, gross. Besser ist es, regelmässig gebrauchte Unterlagen in Hängeregistern zu ordnen und zum Archivieren dann in Ordner abzulegen.

  • Registersysteme (Adoc-Büchlein) verwenden, bei denen Blätter und Register frei beweglich sind. Keine Endlos-to-do-Listen führen, sondern Vorsatzlisten für jeden Tag erstellen. Vor die Aufgabe kann man ein Kästchen setzen und später mit einem Gut-Zeichen als erledigt markieren. Alles Unerledigte wird am nächsten oder übernächsten Tag neu eingeschrieben. Diese «Tages-Protokolle» fügt man hinten im Büchlein ein. So kann man kritisch prüfen, ob die Zahl der Vorsätze realistisch war.

  • Hat man eine Aufgabe erledigt, sollte man das Gefühl von «Victory!», «Ich habe gesiegt!», ganz bewusst geniessen. Erfolg heisst: Eine realistische Zahl an Vorsätze, erfüllen.

Tipp: Bei Erledigungsblockade gibt es in der Drogerie Naturheilmittel, die unterstützen können.

Wenns einfach nicht klappt

Da «Erledigungsblockaden» nichts mit mangelndem Willen zu tun haben, gibt es viele Betroffene, die trotz toller Tipps und viel Selbstdisziplin das Problem nicht in den Griff bekommen. Solche Menschen sollten sich unbedingt rasch professionelle Hilfe holen. Mit einer handlungsorientierten Therapie oder einem geeigneten Coaching – und je nach Schweregrad einer anschliessenden Psychotherapie – könnte viel Stress auch für die Angehörigen vermieden und wieder eine bessere Lebensqualität erreicht werden. «Man schätzt, dass 20 bis 25 Prozent der Bevölkerung an einer Erledigungsblockade respektive an einem Aufschiebeverhalten leiden», sagt Ruth Joss, «viele Betroffene sind schon 50 oder 60 Jahre alt und haben ein nicht diagnostiziertes ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätssyndrom).» Und sie weiss aus ihrer Praxis: «Daraus resultiert unglaublich viel Leid.»

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Foto: © Canva
Autorin: Ann Kugler
Redaktion: Katharina Rederer / Vanessa Naef
Quellen
  • «Drogistenstern»

  • Monica R. Basco: «Schluss mit Prokrastinieren. Wie Sie heute beginnen, mit dem Aufschieben aufzuhören», Verlag Hans Huber, 2012

  • Werner Tiki Küstenmacher und Lothar J. Seifert: «Simplify your life. Einfacher und glücklicher leben», Knaur Taschenbücher, 2008

  • Karen Kingston: «Feng Shui gegen das Gerümpel des Alltags», Rowohlt Taschenbuch, 2009