Sophrologie

Sophrologie

Der Begriff Sophrologie bedeutet übersetzt „die Wissenschaft von der Ausgeglichenheit des Bewusstseins“. Der Gründer ist der kolumbianische Neuropsychiater Prof. Alfonso Caycedo.

1. Definition

Dem Begriff Sophrologie liegen drei griechische Wörter zugrunde:

SOS bedeutet Harmonie, Ausgeglichenheit, Gleichgewicht

PHREN steht für Bewusstsein

LOGOS heisst Wort, Wissenschaft

Der Begriff bedeutet übersetzt so viel wie „die Wissenschaft von der Ausgeglichenheit des Bewusstseins“.

2. Herkunft

Gründer der Sophrologie ist der kolumbianische Neuropsychiater Prof. Alfonso Caycedo (1932-2017), der diese Methode von 1960-2001 in Madrid entwickelte.

Am Anfang basierte die Sophrologie auf der Hypnose, von der sich Caycedo jedoch bald distanzierte. Sein Ziel war es das reine Bewusstsein zu entdecken, ohne es zu verändern. Dafür integrierte er verschiedene westliche und östliche Denkweisen, wie beispielsweise Aspekte aus dem japanischen Zen oder aus dem indischen Raja Yoga in seine Methode. Zwei westliche Entspannungsverfahren, das autogene Training nach Johannes Heinrich Schultz und die progressive Muskelentspannung von Edmund Jacobson, wurden zudem angepasst zu festen Bestandteilen der Sophrologie.

Caycedo hat den Begriff „Sophrologie“ anfänglich nicht juristisch geschützt. Heute wird zwischen „Sophrologie nach der Caycedo Methode“ und „Sophrologie“ unterschieden.

3. Ausbildung und Ziele

Die Sophrologie versteht sich sowohl als Wissenschaft als auch als Philosophie des Bewusstseins.

Die Ausbildung beinhaltet 3 Zyklen mit 12 dynamischen Entspannungen und den entsprechenden spezifischen Techniken. Diese Techniken verwenden dabei die Atmung, das Körperbewusstsein, die Visualisierung, sowie spezielle Körperhaltungen und Bewegungen.

Das Streben nach einer ausgeglichenen Persönlichkeit und einer harmonischen Lebensführung wird durch regelmässiges Üben erreicht und gehört zu den Zielen der Sophrologie. Die Person lernt mit Stress und Ängsten anders umzugehen, was wiederum die Widerstandskraft gegenüber Krankheiten erhöht.

Eine der sophrologischen Theorien geht von drei Bewusstseinsebenen aus: Der Wach- und der Schlafebene sowie der sogenannten „sophroliminalen“ Ebene. Letztere ist ein Zustand zwischen Wach- und Schlafebene, der sich durch tiefe Entspannung und gesteigerte Erlebnisfähigkeit auszeichnet. Die Behandlung zielt darauf ab, diesen sophroliminalen Zustand selbst herbeizuführen, zu verlängern und für eine positive Beeinflussung des Bewusstseins zu nutzen.

Die PatientInnen werden während den Sitzungen eingeladen, sich selbst am Prozess zu beteiligen. SophrologInnen sehen sich als Begleiter und „Ermöglicher“, die das Bewusstsein ihrer Klienten in Richtung einer positiven Existenz lenken. Ein Ziel ist, dass die behandelte Person mehr Wahlmöglichkeiten entdeckt um so für sich Autonomie und Verantwortung zu übernehmen.

4. Praxis und Anwendung

Die Sitzungen finden individuell oder in Gruppen statt. Bei individuellen Sitzungen wird zunächst ein Erstgespräch durchgeführt, bei welchem die persönlichen Hintergründe erfasst werden und ein Übungsplan skizziert wird. Gruppensitzungen sind spezifischen Themen gewidmet.

Indikation für die Sophrologie

  • Stress

  • Schmerzen (z.B. Fibromyalgie)

  • Schlafprobleme

  • Schwangerschaftsbegleitung und Geburtsvorbereitung

  • Tinnitus

  • Asthma

  • Burnout-Prävention

  • Unterstützung bei psychosomatischen und chronischen Krankheiten

  • Mentale Vorbereitung vor Prüfungen, sportlichen Wettkämpfen oder Konzerten

  • Abhängigkeiten wie beispielsweise Tabak oder Alkohol

5. Stressbehandlung

Übermässiger oder chronischer Stress kann unter anderem zu Schlafstörungen, Angstzuständen, Burnout, Herz-Kreislauf-Problemen, Schmerzen oder existenziellen Ängsten führen. Oftmals ist nicht das stressige Ereignis das Problem, sondern die Art und Weise, wie der Mensch darauf reagiert. Die Sophrologie will die eigenen körperlichen, emotionalen und mentalen Fähigkeiten stärken, um dem Stress anders zu begegnen. Die angewandten spezifischen Techniken sind für alle Altersgruppen geeignet.

Je nach Ziel weckt eine Technik die Vitalität und die Energie, löst Spannungen oder schenkt Gelassenheit. Individuelle Übungen sollen ein besseres inneres Gleichgewicht ermöglichen, um bei Stress angepasst und adäquat zu reagieren.

6. Anwender und ihre Ausbildung

Die Sophrologie nach Caycedo ist eine von der schweizerischen Stiftung für Komplementärmedizin ASCA und des ErfahrungsMedizinischen Registers EMR anerkannte Methode der Komplementärtherapie, welche einen Beitrag in der Prävention und der Erhaltung der Gesundheit leistet.

Die Sophrologie-Ausbildung (1.Zyklus) nach Caycedo dauert in der Schweiz eineinhalb Jahre. Diese Grundausbildung wird in 9 verschiedenen Ländern angeboten.

Die Ausbildung zum Master spécialiste (nach Caycedo) wird in Spanien seit 1988 aktuell von Sofrocay® angeboten. Nach erfolgreichem Abschluss der drei Ausbildungs-Zyklen wird den SophrologInnen der Titel Master spécialiste (nach Caycedo) verliehen. Dieser Titel ist juristisch geschützt.

7. Belege für die Wirksamkeit

Die Sophrologie ist in der französischsprachigen Gesundheitslandschaft ziemlich weit verbreitet. Vom französischen Institut national de la santé et de la recherche médicale (INSERM) wird sie allgemein als psycho-physische Praxis beschrieben, die auf Entspannungstechniken in Zusammenhang mit Atemübungen und „positiver Evokation“ basiert. Allein auf der Plattform PubMed finden sich 168 Studien zur Sophrologie.

Das „Centre de Recherche en Epidémiologie et Santé des populations“ (CESP) untersuchte im Jahre 2020 in Zusammenarbeit mit dem INSERM 143 dieser Publikationen (Pubmed und PsychINFO) und konnte in vier Studien einen Wirksamkeitsnachweis finden. Wie in anderen medizinischen Disziplinen gibt es auch in der Sophrologie noch wenige Studien mit einem randomisiert-kontrollierten Studiendesign. Auch wenn es Fragen betreffend den Möglichkeiten und Grenzen von Studien nach der evidenzbasierten Medizin gibt, bemängelte das CESP und das INSERM die methodische Qualität vieler Publikationen.

Die Sophrologie soll sich günstig auf verschiedene Aspekte der psychischen Gesundheit auswirken (Stress, Schlaf, Emotionsregulation), einige funktionelle und psychische Störungen lindern und Patienten mit schweren, z. B. onkologischen Erkrankungen unterstützen. Sophrologie könnte so einen präventiven Beitrag zur Erhaltung der Gesundheit leisten.

Vom CESP und vom INSERM bestätigte Studien wurden 2013 (zum Thema Stress), 2018 (Asthma bei Kindern) und 2019 (Fibromyalgie bei Frauen) publiziert.

8. Zahlt die Krankenkasse?

Mit einer Zusatzversicherung wird die Sophrologie von den meisten Krankenkassen rückerstattet, sofern Therapeuten anerkannt sind. Nähere Informationen erhalten Sie direkt bei Ihrer Krankenkasse.

9. Weitere Informationen

Sophrologie Schweiz® ist der nationale Dachverband der SophrologInnen (nach Caycedo)

Kontakt: info@sophrologiesuisse.com

Autorin: Lisa Heyl
Quellen
  • Quellen: Naturheilkunde und alternative Heilverfahren, 3. Auflage. De Gruyter, 2006.

  • Sophrologie Schweiz®