Gesundheitskosten

Fachhandel hilft Kosten sparen

Bei leichten gesundheitlichen Beschwerden sind Drogerien gute erste Anlaufstellen. Das spart Gesundheitskosten und stärkt die Eigenverantwortung.

Für das Schweizer Gesundheitssystem, das immer teurer wird (siehe Kasten), sind die Dienstleistungen der Apotheken und Drogerien ein guter Ansatz, Ärzte und Spitäler zu entlasten und somit Kosten zu senken. Denn mit über 65 Prozent machen Spitalaufenthalte und Arztbesuche den grössten Teil der Gesundheitskosten aus.

Nutzen der Selbstmedikation

Wer im Fachhandel arbeitet, hat eine lange Ausbildung hinter sich. Und einen riesigen Erfahrungsschatz. Davon profitiert die Kundschaft. Fabian Vaucher, Präsident des Schweizerischen Apothekerverbands pharmaSuisse: «Drogisten und Apotheker sind ideale erste Anlaufstellen bei gesundheitlichen Problemen.» Jürg Stahl, Präsident des Schweizerischen Drogistenverbands SDV, ergänzt: «Sie hören zu und geben Tipps. Ist der Arzt tatsächlich nötig, erkennen sie das und weisen einen darauf hin.»

Laut Experten können durch eine Selbstmedikation mit Hilfe des Fachhandels jährlich Kosten in Millionenhöhe gespart werden. Stahl präzisiert: «Selbstmedikation hat einen markanten Einfluss auf die Kostenentwicklung des Gesundheitswesens. Es gibt zwar schon viele, die sich bei einem harmlosen Schnupfen oder verstauchten Knöchel Hilfe im Fachhandel holen, aber der Kreis sollte sich noch erweitern.» Vaucher: «Auch Präventionsangebote der Apotheken wie Impfen, Stuhltest für die Darmkrebsvorsorge oder ein Herz-Check helfen, die Kosten tief zu halten, weil rechtzeitig reagiert wird.»

Einfachere Medikamentenversorgung

Wer sich selber therapiert, stärkt darüber hinaus seine Gesundheitskompetenz und Eigenverantwortung und spart Zeit. «Ärzte und Spitäler sollten ihre Kapazitäten dort einsetzen können, wo sie wirklich gebraucht werden», sagt Stahl. Ein weiterer Pluspunkt: Seit der Revision des Heilmittelgesetzes ist die Medikamentenversorgung seit 2019 noch einfacher geworden. Rund 550 Präparate sind neu auch in Drogerien erhältlich, die vorher nur in Apotheken abgegeben werden durften. Und Apotheken können neu verschreibungspflichtige Arzneien teilweise ohne ärztliches Rezept abgeben.

Therapietreue verhindert Gesundheitsschäden

Nicht nur bei leichten, auch bei chronischen Krankheiten kann der Fachhandel unterstützen und helfen, Geld zu sparen. Jährlich entstehen Kosten von etwa 30 Milliarden Franken, weil Patienten ihre Therapie nicht oder ungenau befolgen. Vaucher: «Wenn jemand ein Medikament nicht einnimmt, weil er meint, dass er es nicht braucht oder Angst vor Nebenwirkungen hat, können irreparable gesundheitliche Schäden auftreten. Oft herrscht zudem der Irrglaube, dass ein Arzneimittel abgesetzt werden kann, wenn die Beschwerden kurzfristig weg sind.» Kernaufgabe des Fachhandels ist es denn auch zu informieren, wie ein Medikament wirkt und warum es wichtig ist, es wie vorgegeben einzunehmen.

Risiken der Selbstmedikation

Bestimmte Gesundheitspräparate wie Bachblüten oder Tees können bei Grossverteilern gekauft werden sowie viele Arzneimittel ohne Rezept illegal im Internet. Oft günstiger als in der Apotheke oder Drogerie, aber ohne Fachberatung. Doch das ist nicht immer ungefährlich: «Medikamente sind keine harmlosen Konsumgüter», sagt Vaucher. «Wenn ich zum Beispiel zu viele Sugus esse, setze ich vielleicht etwas Speck an oder bekomme Durchfall. Bei Medikamenten kann aber einiges mehr schiefgehen.» Es besteht das Risiko von Überdosierung und Nebenwirkungen. Oder die Leute nehmen die falsche Arznei ein oder solche, die sich nicht gut miteinander vertragen. Stahl: «Der Schweizer Fachhandel minimiert Risiken und bietet am meisten Sicherheit.»

Steigende Gesundheitskosten

Die Kosten des Schweizer Gesundheitswesens haben 2016 rund 80 Milliarden Franken betragen. Das zeigt das Bundesamt für Statistik. Pro Einwohner und Monat beliefen sich die Ausgaben auf etwa 800 Franken. Jährlich steigen die Kosten um durchschnittlich 3,7 Prozent. Gründe für die steigenden Gesundheitskosten sind die wachsende Bevölkerung, immer mehr ältere und chronisch kranke Menschen sowie wissenschaftliche und technische Entwicklungen für neue Behandlungsmöglichkeiten.

Autorin und Redaktion: Vanessa Naef
Wissenschaftliche Kontrolle: Elisabeth von Grünigen-Huber, Drogistin HF und Leiterin Politik und Branche des Schweizerischen Drogistenverbandes SDV

Quellen
  • Jürg Stahl, Präsident des Schweizerischen Drogistenverbands SDV

  • Fabian Vaucher, Präsident des Schweizerischen Apothekerverbands pharmaSuisse

  • Bundesamt für Statistik

  • Broschüre «Zahlen und Fakten Schweizer Apotheken 2019»

  • interpharma.ch