Die gelbe Wunderwurzel

Kurkuma wird in der asiatischen Heilkunst seit Jahrtausenden verwendet. Auch bei uns kommt das gelbe Pulver bei verschiedenen Beschwerden zum Einsatz.

Kurkuma, das Pulver, das dem Curry die gelbe Farbe verleiht, stammt aus der Wurzel der Gelbwurzpflanze. Es ist der Inhaltsstoff, der die beliebten indischen Curry-Gerichte goldgelb färbt. Die Gelbwurzpflanze wächst in Indien, Thailand, Indonesien und China. Sie gehört zu den Ingwergewächsen und wird etwa einen Meter hoch. In der traditionellen asiatischen Heilkunst wird Kurkuma seit Jahrtausenden gegen zahlreiche Beschwerden eingesetzt. Der Wirkstoff aus der Wurzel heisst Curcumin. Er wird zur Linderung diverser Beschwerden eingesetzt. Dazu gehören Verdauungsprobleme ebenso wie Gelenkschmerzen und andere entzündliche Krankheiten.

Wirkung auf die Psyche vermutet

Wissenschaftler finden immer mehr Hinweise, die die Erfahrungen aus der traditionellen Medizin bestätigen. Auch auf die Psyche scheint das Gewürz einen Einfluss zu haben. Zu diesem Schluss kamen indische Forscher in einer Studie bereits im Jahr 2013. Sie verglichen bei 60 schwer depressiven Patienten die Wirkung von Curcumin mit dem Antidepressivum Fluoxetin, einzeln und in Kombination. Resultat: Nach sechs Wochen fühlten sich die Teilnehmer mit Curcumin deutlich besser als jene, die nur Fluoxetin schluckten.

Obwohl die bisherigen Resultate vielversprechend sind, ist Kurkuma kein Allheilmittel. Österreichische Wissenschaftler des unabhängigen Forschernetzwerks «Cochrane» dämpfen die Euphorie. Auf ihrer Website medizin-transparent.at bemängeln sie, dass zu wenig aussagekräftige Studien vorliegen, die an Menschen durchgeführt worden seien. Auch die verheissungsvollen Ergebnisse aus Labor- und Tierexperimenten seien mit Vorsicht zu geniessen. Denn diese «können nicht kurzerhand auf den Menschen übertragen werden», schreiben die Experten.

Steckbrief Kurkuma

  • Wird gewonnen aus den Wurzelstöcken der beiden Sorten Curcuma longa und Curcuma xanthorrhiza, auch Javanischer Gelbwurz genannt.

  • Der Name Kurkuma stammt aus dem Arabischen «al-kurkum», was Safran bedeutet (beide Gewürze sind gelb).

  • Die Pflanze gehört zu den Ingwergewächsen und wird bis zu 1 Meter hoch.

  • Grösstes Anbauland ist Indien.

  • Die geschälte Wurzel wird als Gewürz und Farbstoff für Lebensmittel verwendet.

  • Inhaltsstoffe sind ätherische Öle und Curcumin.

Lindert Entzündungen und hemmt Bakterien

Dennoch ist Kurkuma ein beliebtes und bewährtes Heilmittel. Heute gilt als gesichert: Curcumin wirkt als Antioxidans, das heisst, es kann die Zellen vor so genannten freien Radikalen schützen helfen. Ebenso hemmt es das Wachstum von Bakterien, wirkt gegen Entzündungen, kurbelt die Funktion von Leber und Galle an und unterstützt somit den Körper beim Verdauen fettreicher Speisen. Die Europäische Arzneimittelagentur EMA, die Weltgesundheitsorganisation WHO und die Kommission E der Deutschen Arzneimittelbehörde empfehlen Kurkuma hauptsächlich bei leichten Verdauungsstörungen im Oberbauch. Dazu gehören Völlegefühl, Blähungen, Magenbrennen und Aufstossen.

Die richtige Mischung machts

Gegen solcherlei Beschwerden gehen Kurkumapräparate auch bei Ronny Weber, Drogist und Heilpraktiker aus Wiesendangen (ZH), über den Ladentisch. Allerdings meistens als Tinktur und in Kombination mit anderen Heilkräutern. Denn: «Verdauungsproblemen liegt in der Regel nicht nur eine Ursache zugrunde», sagt er. Besser als ein einziger Wirkstoff sei deshalb eine Kombination. Das wussten schon die alten Heilkundigen. Kein Wunder, enthält das Currygewürz neben Kurkuma als Hauptbestandteil auch Koriander und Kreuzkümmel. Beides sind ebenfalls Gewürze, die beim Verdauen helfen. Wenn Kunden Kurkuma verlangen, fragt Ronny Weber gezielt nach ihren Symptomen. Jeder bekommt so das Mittel, das auf ihn zugeschnitten ist. Weber kombiniert Kurkuma gerne zusammen mit Kümmel und Pfefferminze, wenn es sich eher um Blähungen und Krämpfe handelt. Falls Verstopfung und Völlegefühl vorherrschen, ergänzt er Kurkuma mit Löwenzahn, Mariendistel und Enzian.

Achtung
  • Bei Gallensteinleiden sollten Sie Kurkuma nur in Absprache mit dem Arzt anwenden.

  • Nicht empfohlen ist Kurkuma für Kinder, Jugendliche, stillende Mütter und während der Schwangeschaft.

  • Bei längerem Gebrauch können Magen- Darmbeschwerden auftreten

  • Nicht anwenden beim Verschluss der Gallenwege.

Wirkstoffe ergänzen sich

Pflanzliche Heilmittel bestehen aus einer Vielzahl von Wirkstoffen. Ihr Zusammenspiel verleiht der Pflanze ihre Wirksamkeit. Die Fixierung auf Einzelwirkstoffe wie dem Curcumin kann Ronny Weber daher nicht nachvollziehen: «Mischungen aus verschiedenen Kräutern der ganzen Pflanzen kann der Körper meistens besser aufnehmen, sie unterstützen sich gegenseitig in ihrer Wirkung,» erklärt der Drogist. Die schlechte Bioverfügbarkeit ist gerade beim Curcumin ein grosses Problem. Industrielle Kurkuma-Präparate enthalten deshalb oft zusätzlich den Wirkstoff Piperin aus dem schwarzen Pfeffer, der die Aufnahme im Darm um einen Faktor von bis zu 2000 steigern kann. In der traditionellen indischen Küche waren diese Zusammenhänge schon längstens bekannt, und die meisten Currymischungen enthielten nebst Kurkuma stets auch schwarzen Pfeffer.

Autorin und Redaktion: Brigitte Jeckelmann
Quellen
  • Max Wichtl «Teedrogen und Phytopharmaka», Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, 2009

  • Dr. T. Esatbeyoglu, Dr. P. Huebbe, Dr. I. M. A. Ernst, M. Sc. D. Chin, Prof. Dr. A. E. Wagner, Prof. Dr. G. Rimbach, Institut für Humanernährung und Lebensmittelkunde Christian-Albrechts-Universität Kiel: «Curcumin—From Molecule to Biological Function», Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim, 2012

  • Monographien: WHO, EMEA, Kommission E des Deutschen Bundesamts für Arzneimittel, American Botanical Council

  • medizin-transparent.at

  • Pharmawiki

  • Arzneipflanzenlexikon der Kooperation Phytopharmaka.