Hörsturz: plötzlich taub
Ein Hörsturz kommt oft urplötzlich, ohne sich vorher anzukündigen. Die Ursachen dafür hat die Wissenschaft noch nicht im Detail geklärt.
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Ein Hörsturz trifft Menschen oft aus heiterem Himmel. Plötzlich kann der Betroffene meist auf einem, in extrem seltenen Fällen auf beiden Ohren nur noch schlecht oder gar nicht mehr hören.
Symptome
Die Hörminderung kann verschiedene Frequenzbereiche betreffen – von einer leichten Beeinträchtigung bis hin zur Taubheit. Betroffene berichten von einem dumpfen Gefühl im Ohr. Häufig kommt es gleichzeitig zu Ohrgeräuschen, die unterschiedlich ausgeprägt sein können. Seltener auch zu Schwindelgefühlen, Benommenheit oder verzerrtem Hören. Einige Patienten erwähnten auch ein einseitiges Druckgefühl im Ohr, unmittelbar bevor sie den Hörsturz erlitten haben. Dies könnte somit ein möglicher Vorbote für einen Hörsturz sein. Sonstige Schmerzen treten keine auf.
Schnell handeln
Sobald jemand entsprechende Symptome hat, sollte er unbedingt zum Arzt gehen. Professor Marcus Maassen vom HNO-Center in Luzern: «Wer sich innerhalb von 72 Stunden behandeln lässt, hat deutlich bessere Heilungschancen.» Werden die Therapiemassnahmen zu spät in die Wege geleitet, könnte eine bleibende Hörminderung, ein Tinnitus oder sogar eine Taubheit zurückbleiben.
Als Sofortmassnahmen helfen oft vom Arzt verschriebene Kortisontabletten und manchmal durchblutungsfördernde Medikamenten, weil das Innenohrorgan bei einem Hörsturz nicht mehr ausreichend durchblutet ist.
Ursache unbekannt
Die Ursachen für einen Hörsturz sind noch nicht völlig geklärt. Forscher vermuten, dass mehrere Faktoren zusammenwirken und dazu führen, dass sich die Durchblutungsverhältnisse im Innenohr ändern. Häufigster Auslöser scheint eine Durchblutungsstörung des Innenohrs zu sein. Dort befinden sich Haarzellen. Kleine Blutgefässe versorgen diese mit Sauerstoff und Nährstoffen. Kommt es in diesen Blutgefässen zu einer Durchblutungsstörung, werden die Haarzellen geschädigt und in ihrer Funktion beeinträchtigt. Ein Hörsturz ist die Folge. Ebenfalls können kleine Blutgerinnsel (Thromben) die Ursache einer gestörten Durchblutung im Innenohr sein. Sie verschliessen die Blutgefässe – ähnlich wie bei einem Herzinfarkt oder Schlaganfall. Ein Hörsturz wird deshalb auch als Innenohrinfarkt bezeichnet.
Wie bei einem Herzinfarkt sind auch beim Innenohr erhöhte Blutfettwerte oder eine zu hohe Konzentration gerinnungsfördernder Stoffe im Blut ungünstig. Sie könnten, bedingt durch die Verdickung des Blutes, einen Hörsturz auslösen. Auch Bluthochdruck und übermässiger Nikotingenuss, starke Blutdruckschwankungen und Herzerkrankungen wie Herzmuskelschwäche (Herzinsuffizienz) können eine Durchblutungsstörung der Haarzellen im Ohr bewirken.
Stress als Auslöser?
Ferner werden ab und zu schwere seelische Belastungs- und Konfliktsituationen unmittelbar vor dem Auftreten eines Hörsturzes beobachtet. Und es wird vermutet, dass auch Stress einen Hörsturz auslösen kann. Professor Maassen: «Eine amerikanische Studie hat anhand von feingeweblichen und molekularbiologischen Untersuchungen aufgezeigt, dass Stress eine mögliche Ursache für einen Zelluntergang von sogenannten Stützzellen im Innenohrohr sein kann. Eine Stressbelastung kann somit zu einem Freisetzen stresstypischer Eiweisse im Ohr führen. Ist die Aktivierung dieser Eiweisse jedoch von längerer Dauer, resultiert daraus ein dauerhafter Verlust der für die Schallverstärkung wichtigen äusseren Haarzellen im Innenohr.»
Eine spezielle Altersgruppe, oder männliche oder weibliche Patienten, die besonders oft von einem Hörsturz betroffen sind, konnten Forscher bis anhin noch keine definieren.
Beugen Sie vor
Gegen einen Hörsturz kann nur der Arzt helfen, selber können Sie nichts tun. Aber es gibt Massnahmen, die eine mögliche Schädigung des Innenohrs (Durchblutungsstörung etc.) präventiv beeinflussen.
Tragen Sie bei übermässiger Lärmbelastung im Beruf oder bei Freizeitaktivitäten (Disco, Konzerte) einen Gehörschutz.
Gönnen Sie Ihrem Gehör bewusst Ruhephasen, ohne Radio-, Fernseh- oder Computergeräusche.
Geniessen Sie Alkohol, Nikotin und Koffein nur massvoll.
Entspannen Sie, zum Beispiel bei Yoga- und Atemübungen.
Umgehen Sie Stresssituationen oder lassen Sie sie gar nicht erst entstehen.
Redaktion: Bettina Epper
- Quelle
«Drogistenstern»